CARITAS FORDERT EINSAMKEITSMINISTERIUM „Einsamkeit ist ein Geflecht aus Sehnsucht, Hoffnung, Trauer, Angst und Scham.“

So definierte die Kulturwissenschaftlerin Dr. Gudrun Silberzahn-Jandt vom Caritasverband der Diözese Rottenburg-Stuttgart den Begriff „Einsamkeit“  vor den Delegationen  der Stadt- und Ortsseniorenräte und warf die nicht nur rhetorisch gemeinte Frage auf: „Brauchen wir ein Einsamkeitsministerium?“.

Besonders, so die Referentin, grassierte in der Pandemie die Einsam-keit, die – so zitierte sie Erich Kästner – ein „scheußliches Gefühl“ sei und aufgrund der in der Pandemie auferlegten Kontakteinschränkun-gen besonders intensiv wahrgenommen wurde. „Aber auch ohne Pandemie habe sich der Studie der Caritas zufolge das Gefühl der Einsamkeit bei einer zunehmenden Zahl von Menschen eingestellt.

Unabhängig von dem Vorhandensein oder der Größe und Struktur des Familien-, Freundes- und Bekanntenkreises leben viele Menschen allein oder sozial isoliert. Bundesweite Zahlen liegen der Caritas (noch nicht)  vor, weil „die Einsamen sich davor scheuen, ihre Lebensver-hältnisse selbst in die Gesellschaft hinein zu tragen (zu können).

„Einsamkeit ist ein Geflecht von Sehnsucht, Hoffnung, Trauer, Angst und Scham“, erläuterte Dr. Silberzahn-Jandt“. Betroffene sind, so ein Teilergebnis der Caritas-Studie, Opfer eines Missverhältnisses zwischen tatsächlich vorhandenen und erwünschten Beziehungen. „Die Einsamkeit bewirkt, dass ein Mensch in sich zurückgezogen bleibt und nicht (mehr) am gesellschaftlichen Leben teilnimmt.

Eine zentrale Rolle bei den Ergebnissen der Caritas-Studie spielte die Feststellung, dass Einsamkeit eintreten kann, wenn aufgebaute Barrieren ursächlich waren. Es gäbe aber  aber auch nur zeitlich begrenzte Phasen der Einsamkeit. Die Referentin erwähnte eine denkbare Strategie gegen Einsamkeit während einer Erkrankung oder Isolation und bezog sich an dieser Stelle auf die Notwendigkeit, sich in der Nachbaschaft und im privaten Umfeld sich um Einsam zu kümmern und zu versuchen, sie (wieder)   gesellschaftliche Leben zu gewinnen. Einsamkeit tritt naturgemäß bei Hochbetagten häufiger auf, wie eine weitere Studie der Uni Köln feststellte. Jeder fünfte Hochbetagte gab an, sich einsam zu fühlen; in Heimen liegt der Anteil der Einsamen bei einem Drittel, in Privathaushalten bei knapp 10 Prozent.

Im dritten Abschnitt ihres Überblicks zu dem brisanten Thema berichtete die Caritas-Referentin, dass 2018 in Großbritannien und 2021 in Japan „ein Einsamkeitsministerium“ gegründet und mit diesem Schritt die Einsamkeit als gesellschaftliches Problem akzeptiert wurde.

„Es wäre sehr zu begrüßen, wenn auch in Deutschland eine Strategie und ein Konzept erstellt würde, das die Sensibilität und das Wissen um Einsamkeit einen angemessenen Stellenwert in der Sozialpolitik erhalten würde. “Daher brauchen wir eine Einsamkeitsprävention und erhöhte Aufmerksamkeit für dieses brisante Thema“, sagte Dr. Silberzahn-Jandt und ermunterte den Kreisseniorenrat, das Problem in die örtliche Arbeit einzubeziehen. Sie rief zum “Kampf gegen die Einsamkeit“ auf, dessen Ziel die Schaffung eines Einsamkeits-ministeriums sein könne.

Nach der Diskussion über den Vortrag wählte der Kreisseniorenrat aufgrund einer coronabedingten Verschiebung seinen  Vorstand neu, dem Vertreter der einzelnen Seniorenräte angehören. Der Ge-schäftsführende Vorstand besteht weiterhin aus Frieder Kauderer (Vorsitzender; Heiningen), Gerhard Sannwald (Geislingen, Günter Simnacher (Donzdorf), Thomas Weber (Göppingen), Harald Kraus und Ardian Ponik (beide Eislingen; letzterer als neuer Schriftführer). Zuvor hatte Frieder Kauderer seinen Rechenschaftsbericht abgegeben, dem zu entnehmen war, dass pandemiebedingt ein Großteil der Aktivi-täten heruntergefahren oder gar ganz eingestellt werden mussten. Elfriede Eleuther und Helmut Wick wurden als bisherige Vorstandsmitglieder verabschiedet. Robert Dangelmayr vom Kreissozialamt würdigte die Verdienste aller Seniorenräte und bot die Fortsetzung der engen Zusammenarbeit an.

PM Kreisseniorenrat Göppingen

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