16. Landesweiter Streuobsttag Baden-Württemberg 2022 – Europaweiter Wissens- und Erfahrungsaustausch für innovative Rettungswege von Streuobst

„Neue Wege zum Erhalt von Streuobst“ lautete das Motto der HybridVeranstaltung am 21. Mai 2022 in Hohenheim. Bekannte Gesichter und internationale Expertinnen und Experten spannten den Bogen von verstaubt herrlicher Tradition über Image, Wert und Praxis hin zu rentablen Modellen. Die Präsentationen der Vorträge sind nun online verfügbar.
Der Landesweite Streuobsttag Baden-Württemberg kehrte nach 15 Jahren zu seinen Wurzeln zurück: Wie auch für die ersten beiden Streuobsttage öffnete die Universität Hohenheim ihre Pforten zur Austragung der Veranstaltung, die erstmalig in einem Hybrid-Format stattfand. Vor Ort und an den heimischen Bildschirmen verfolgten über 150 Vertreterinnen und Vertreter von Verbänden, Keltereien, Aufpreisinitiativen und der Verwaltung sowie Praktikerinnen und Praktiker die Fachvorträge und brachten sich in Diskussionen ein. Hochstamm Deutschland e.V. bedankt sich herzlich bei allen Referentinnen und Referenten, bei den Organisatoren und Teilnehmenden für ihr Engagement und Interesse.
BadenWürttemberg als StreuobstHerzstück Europas
„Baden-Württemberg ist Streuobstland. Bei uns im Land haben wir die größten zusammenhängenden Streuobstbestände Europas. Damit tragen wir eine besondere Verantwortung für den Erhalt dieser wertvollen Kulturlandschaft. Der landesweite Streuobsttag Baden-Württemberg steht dieses Jahr daher unter dem Motto „Neue Wege zum Erhalt von Streuobst“.“, begrüßt der Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk MdL.
Neue Wege wurden in diesem Jahr auch beim Format des Landesweiten Streuobsttages gegangen: So fand der Streuobsttag in Hohenheim parallel vor Ort und online sowie in deutscher und englischer Sprache statt. Dies bot die Möglichkeit, deutschlandweit und darüber hinaus Impulse und Erkenntnisse im Streuobstbau aufzunehmen und sich in einem europäischen Kontext zu vernetzen. Dementsprechend war in diesem Jahr erstmalig eine Referentin aus dem englischen Ausland zu hören: Rebecca Cassidy aus London stellte das UK Orchard Network vor. Mit diesem europäischen Vernetzungsgedanken knüpfte der Streuobsttag an dem Format des Tages der Streuobstwiese (https://orchardseverywhere.com/) an.
Streuobsttag verpasst? Die Fachvorträge der Expertinnen und Experten
Die Referentinnen und Referenten spannten den Bogen weit: Von der Verwaltungsebene des Landes bis hin zum praktischen Streuobsterhalt. Das Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg stellte ein Fachgutachten vor, das die Grundlage für die neue Streuobstkonzeption des Landes bildet. Wie Streuobst abseits des Mostobstes zu Einnahmen beiträgt, welche Auswirkungen des Klimawandels die Forschung untersucht sowie die Vorstellung aktueller Projekte und Initiativen begeisterten das bunt gemischte Publikum. Ein Blick ins Vereinigte Königreich, die Diskussion über Verbraucherwissen und Erfolgsfaktoren für eine erfolgreiche Wertschöpfung brachten neue Sichtweisen auf das Thema Streuobst. Unter https://www.hochstamm-deutschland.de/news stehen die Vorträge vom Streuobsttag zum Download zur Verfügung.
Hintergrundinformationen zum Landesweiten Streuobsttag BadenWürttemberg.
Der jährlich stattfindende Landesweite Streuobsttag Baden-Württemberg steht nun seit 16 Jahren für Wissensvermittlung und Erfahrungsaustausch. Er bietet eine Plattform für Streuobstinitiativen, Keltereien, Vereine, Kommunen, Naturschutz- und Umweltverbände, Fachberaterinnen und Fachberater für Obstbau sowie Interessierte. In diesem Jahr ergänzten die digitale Teilnahmemöglichkeit sowie eine englische Übersetzung das Vor-Ort-Event. So gelang die Verästelung von Streuobstakteuren europa- und weltweit. Zu den Veranstaltern zählen die Akademie Ländlicher Raum, Hochstamm Deutschland e.V., das Ministerium für Ernährung, Ländlicher Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg, die neuland+ GmbH & Co. KG sowie die Universität Hohenheim (Institut für Landschafts- und Pflanzenökologie).

Hintergrundinformationen:

Verein Hochstamm Deutschland e.V.
Hochstamm Deutschland e.V. ist ein gemeinnütziger, bundesweit tätiger Verein mit Sitz in Baden Württemberg, der sich für den Erhalt von Streuobstwiesen einsetzt. Hinter Hochstamm Deutschland stehen Streuobst-Initiativen, Kommunen, Verbände und Privatpersonen.
Ziel des Vereins ist es, Streuobstwiesenfreunde dabei zu unterstützen, den verbliebenen Bestand zu erhalten und Ideen für seine Weiterentwicklung zu geben – durch Vernetzung, Austausch und Beteiligung. Hochstamm Deutschland bietet dazu u.a. auf der vereinseigenen Homepage (www.hochstamm-deutschland.de) eine Plattform. Der Verein setzt sich auch dafür ein, dass die zeit- und arbeitsintensive Pflege einer Streuobstwiese nicht nur Herzensangelegenheit ist – mit Vermarktungswegen und -ideen, die eine wirtschaftliche Grundlage für den Anbau auf Hochstamm-Streuobst schaffen. Dazu gehört das aktuelle Gemeinschaftsmarketing-Projekt. Dort erarbeitet der Verein mit zahlreichen Bewirtschaften und weiteren Fachkundigen ein gemeinsames Siegel für „100 % Streuobstprodukte“.
Zudem schaffte es der Verein gemeinsam mit über 1,3 Millionen Unterstützerinnen und Unterstützern den Streuobstanbau in das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes zu bringen. Damit rückt der Streuobstanbau vermehrt in den öffentlichen Fokus. Diese Aufmerksamkeit trägt zur Erhaltung der Streuobstkultur und des damit verbundenen Wissens bei. Im Nachgang diesen Erfolges wurde der internationale „Tag der Streuobstwiese“ durch verschiedene Initiatoren ins Leben gerufen. Er findet jährlich am letzten Freitag im April statt.

Immaterielles Kulturerbe

Immaterielle Kulturerbe sind kulturelle Ausdrucksformen, die unmittelbar von menschlichem Wissen getragen und von Generation zu Generation weitergegeben und weiterentwickelt werden. Immaterielles Kulturerbe ist nicht anfassbar, sondern an den Menschen gebunden und wird durch das Engagement seiner Träger lebendig gehalten.
Streuobstlandschaften als Äcker, Wiesen oder Alleen mit hochstämmigen, großkronigen Obstbäumen sind aus einer landwirtschaftlich-kulturellen Entwicklung entstanden und damit direkt an menschliches Wissen gebunden. Die Anlage, Bewirtschaftung und Pflege von Streuobstwiesen, das Züchten von Obstsorten und die Ernte sowie Verarbeitung des Obstes beruhen auf umfangreichem Erfahrungswissen im Umgang mit der Natur. Neben kulturellen Ausdrucksformen wie Erntefesten und -ritualen wurden über Jahrhunderte hinweg spezielle Handwerkstechniken z.B. zur Pflege von Streuobstbäumen entwickelt und verfeinert.

Die kulturellen Eigenschaften von Streuobst stimmen mit den UNESCO-Kriterien in folgenden Punkten überein:  Wissen und Bräuche in Bezug auf die Natur und das Universum, traditionelle Handwerkstechniken, Bräuche, Rituale und Feste. Die Idee Streuobst auf die Liste des Immateriellen Kulturerbes zu bringen, entstand bereits vor vier Jahren beim Landesweiten Streuobsttag Baden-Württemberg 2015. Die Initiatoren haben diese Idee seitdem im Rahmen der Streuobsttage z.B. über einen eigenen Newsletter weitergetragen und diskutiert. Hochstamm Deutschland e.V. ist teilweise aus der Vernetzung der Streuobsttage entstanden und hat im Jahr 2019 die Initiative ergriffen, die Antragstellung als bundesweites Kooperationsprojekt zu organisieren. 2021 wurde dem Antrag, dem sich über 1,3 Millionen UnterstützerInnen angeschlossen hatten, stattgegeben und der Streuobstanbau in das bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Hochstamm Deutschland e.V. bittet bei Veröffentlichungen um einen korrekten Sprachgebrauch: Hinweis zum Sprachgebrauch. Zu beachten gilt insbesondere, dass in Verbindung mit dem Immateriellen Kulturerbe immer vom „Streuobstanbau“ zu sprechen ist nicht von Streuobst, Streuobstwiesen etc. Aktuell ist ausschließlich Hochstamm Deutschland e.V. autorisiert das Logo „Immaterielles Kulturerbe“ für nichtkommerzielle Zwecke zu verwenden.
Unterstützt wird der Verein bei seiner bundesweiten Kulturerbe-Kampagne mit einer Förderung aus dem Bundesprogramm Ländliche Entwicklung (BULE).

PM Hochstamm Deutschland e.V. (gemeinnützig)

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