Vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Entwicklungen fordert der Fachverband Biogas e.V., die besondere Rolle von Biogas für die Versorgungssicherheit und speziell die erneuerbare Wärme zu nutzen und die Ambitionen im Bereich Biogas zu steigern. „Je schneller wir den Umstieg auf heimische regenerative Energien schaffen, desto beruhigter können wir in die Zukunft blicken. Mit Biogas haben wir einen Energieträger, der nicht nur flexibel Strom erzeugen kann, sondern auch noch Wärme bereitstellt“, erklärt Dr. Claudius da Costa Gomez, Hauptgeschäftsführer des Fachverbandes Biogas.
Wärme macht mehr als 50 Prozent unseres Energieverbrauchs aus. Und knapp die Hälfte dieser Heizenergie wird durch Gas erzeugt, das wir aktuell vor allem aus Russland beziehen. Alternativ steht Biogas als heimischer und klimafreundlicher Energieträger zur Verfügung, das bei der Verstromung im Blockheizkraftwerk ganz nebenbei Wärme erzeugt. Diese Abwärme aus Biogasanlagen wird bereits in Tausenden Haushalten in Deutschland genutzt.
Der Fachverband Biogas schätzt, dass in den gut 9.500 deutschen Biogasanlagen genug Wärme für rund eine Million Haushalte entsteht. Bei einem durchschnittlichen Wärmebedarf von 10.000 Kilowattstunden (kWh) pro Haushalt entspricht dies einer Gasmenge von einer Milliarde Kubikmeter – was rund zwei Prozent der Gasimporte aus Russland entspricht.
Durch kurzfristige Maßnahmen könnten die bestehenden Biogasanlagen nach Schätzung des Fachverbandes noch in diesem Jahr die Bereitstellung von Strom und Wärme um 20% steigern. Mittel- bis langfristig hält der Branchenverband eine Verdoppelung der Energiemenge aus heimischem Biogas für möglich.
Das Potenzial der Biogasnutzung müsse erhalten und ausgebaut werden, fordert daher da Costa Gomez. Für viele Anlagen endet der Förderzeitraum über das EEG in den nächsten Jahren. Die Anlagen funktionieren aber noch reibungslos. „Es kann nicht sein, dass wir in Deutschland gut funktionierende, klimafreundliche und sichere Biogasanlagen nicht weiter betreiben“, betont da Costa Gomez. Und ergänzt: „Biogas wird gemeinsam mit den anderen Erneuerbaren Energien in Zukunft das Rückgrat unserer klimafreundlichen und krisensicheren Energieversorgung sein.“
Daher müsse in den derzeit laufenden Gesetzgebungsverfahren ein zukunftsfähiges und wirtschaftliches Modell geschaffen werden, um zunächst den Weiterbetrieb der Biogasanlagen zu gewährleisten. Vor allem im ländlichen Raum seien Wärmenetze auf Basis von Biogas voranzutreiben. Und die Verwertung von Wirtschaftsdünger wie Gülle müsse durch Anpassung der gesetzlichen Rahmenbedingungen erhöht werden. Auch müssen die Rahmenbedingungen für die Einspeisung von zu Biomethan aufbereitetem Biogas in das bestehende Gasnetz so gesetzt werden, dass Biogasanlagen ohne passendes Wärmekonzept ihr Gas auch in das Netz einspeisen können.
Für die Verbraucher von Biogaswärme gibt es mehrere Vorteile: Die Kosten für die Kilowattstunde liegen in der Regel unter denen für fossile Energieträger. Häufig stecken hinter Bioenergiedörfern Genossenschaften, die nicht auf Gewinnmaximierung ausgerichtet sind und daher auch unter den aktuellen Gegebenheiten keine Anpassung der Wärmekosten vornehmen. Die Übergabestation im Keller gehört dem Betreiber, der sich um die Wartung und Reparaturen kümmert. Vor allem aber ist die Heizenergie klimafreundlich, krisensicher und kommt aus der Region.
Viele Gemeinden in ganz Deutschland sind bereits zu Bioenergiedörfern geworden und versorgen sich nahezu autark. Einen Überblick gibt die Seite
https://bioenergiedorf.fnr.de/karten/bioenergiekommunen/)
Neben Häusern und Wohnungen geht die klimafreundliche Biogaswärme z.B. in Schwimmbäder, Turnhallen, Krankenhäuser und Schulen. Viele Biogasanlagen haben ihren Betrieb der Wärmenachfrage angepasst und fahren saisonal, d.h. sie erzeugen im Winter mehr Gas – und damit auch mehr Strom und Wärme – als im Sommer.
Fachverband BIOGAS e.V.