Zum 16. Equal Pay Day: Geschlechtergerechtigkeit in der Digitalisierung

Frauen verdienen in Deutschland im Schnitt 18 Prozent weniger als Männer, das hat das Statistische Bundesamt für das Jahr 2020 berechnet. Der mittlere Verdienstunterschied in den IT-Berufen liegt bei 7 Prozent. Bei Plattformarbeit liegt die Entlohnung von Frauen zwischen 7% und 49% unter der der Männer. Der Gender Pay Gap macht vor der Digitalisierung nicht halt.

Geschlechtergerechtigkeit in der Digitalisierung drückt sich in der Entlohnung aus – aber nicht nur. Wesentlich sind Internetzugang, Nutzung und Gestaltung von Digitalisierung und die Wahrnehmung von Frauen in der Digitalisierung.

Zugang: Bildung ist ein entscheidender Faktor, der D21-Digital-Index 20/21 zeigt, dass bei Menschen mit niedrigerem Bildungsniveau Frauen zu 18% weniger Internetzugang nutzen als Männer.

Gestaltung: Frauen verlassen trotz entsprechender Qualifizierung ihre IT-Berufe deutlich häufiger als Männer: gemäß einer EU Studie können wir annehmen, dass im Alter von 30 Jahren noch 20% in der Branche arbeiten und im Alter von 45 Jahren noch 9%.

Wahrnehmung: KI diskriminiert Frauen und solange KI-Softwares mit Datensammlungen trainiert werden, die  vorhandene Vorurteile und Klischees der Gesellschaft enthalten, kann sich daran nichts ändern.

Über hundert Menschen diskutierten angeregt durch Impulsreferate von Expertinnen. Eine Kooperation von Frauennetzwerken und –verbänden hatte dazu eingeladen. Am Ende des Abends standen klare Statements und Forderungen, die wir auf diesem und weiteren Wegen an Politik, Wirtschaft und Gesellschaft weitergeben.

  1. Chance auf mehr Geschlechtergerechtigkeit durch Digitalisierung?

Digitalisierung verändert Karriere, Zusammenarbeit, Lernprozesse, Geschwindigkeit und Komplexität neuer Themenfelder und Technologien. Welche Möglichkeiten entstehen dadurch für uns Frauen und wie können wir sie nutzen? Und wie können wir den Herausforderungen begegnen?

mit einem Impuls von Annett-Katrin Wohlgemuth, Innovatorin, Gründerin, Leaderin:

https://youtu.be/igdv4IhG9bM

Statements aus der Gruppendiskussion:

  • Wir fordern die Gesellschaft, die Wirtschaft und Politik auf, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie als Voraussetzung für eine nachhaltige Zukunft anzuerkennen.
  • Wir fordern Unternehmen auf, Mitarbeitenden die souveräne Gestaltung ihrer Karriere entlang ihres Lebens geschlechtergerecht zu ermöglichen.
  • Wir fordern Unternehmen auf, die Lösungskompetenz und integrativen Fähigkeiten von Frauen anzuerkennen und Frauen in die entsprechenden Führungsrollen zu befördern.
  1. Digital Gender Gap – Zur Lage der Gender(un)gleichheit in der digitalisierten Welt

Wie sieht es aus mit dem Gender Pay Gap in der Digitalisierung? Welche anderen Gender Gaps gibt es noch z.B. in Bezug auf digitale Bildung, Zugang, Offenheit, Nutzungsverhalten, Kompetenzen und last not least (berufliche) Chancen? Wie können wir das ändern?

mit einem Impuls von Prof. Dr. Nicola Marsden, Sozioinformatik, Kompetenzzentrum Technik – Diversity – Chancengleichheit:

https://youtu.be/x1xcjP7PMcA

Statements aus der Gruppendiskussion:

Wir fordern, Maßnahmen zu ergreifen um

  • die Vermittlung digitaler Kompetenzen an alle Nutzer*innen auf allen Bildungsebenen zu sichern
  • bedürfnisorientierte Entwicklung und Gestaltung geschlechtergerechter Produkte durch die Teilhabe von Frauen in allen Prozessschritten zu erreichen.
  • zu erforschen, warum Frauen nach Ausbildung, Studium und Berufstätigkeit die Jobs/Branche verlassen (Arbeitsumfeld?)
  1. Wie Algorithmen die Chancen von Frauen beeinflussen

Künstliche Intelligenz ist im Alltag angekommen. Was macht es mit uns als Gesellschaft, wenn sie vorwiegend aus patriarchalen Machtverhältnissen heraus entwickelt wird?

mit einem Impuls von Edna Kropp, Senior Technical Product Manager – Conversational AI:

https://youtu.be/yWWYA2jDn4Y

Statements aus der Gruppendiskussion:

  • Es muss eine Quote von mindestens 50% Frauen in Entwicklung, Gestaltung und Testung von Künstlicher Intelligenz geben.
  • Der Bias (verzerrte Wahrnehmung durch Vorurteile) in der KI muss erforscht werden und für Inklusion aller Personen muss gesorgt sein.
  • Medienkompetenz soll ab Kindesalter ausgebildet werden: dabei sind Vorbilder ebenso entscheidend wie der Umgang mit technischen Geräten.
  • Frauen sollen als Konsumentinnen in der Wirtschaft wahrgenommen werden.
  1. Anerkennung von Frauen in der Digitalisierung am Beispiel Wikipedia?

Ein Wikipedia-Artikel wird gern als Maß für die erreichte berufliche Anerkennung gesehen. Gibt es einen Gender Gap für Frauen in der Digitalisierung in der Wikipedia und wie ist er zu werten? Und was kann dagegen getan werden – inner- und außerhalb der Wikipedia?

mit einem Impuls von Maria Schuster, FemNetz der Wikipedia-Community:

https://youtu.be/z8ZibWFLmEM

Statements aus der Gruppendiskussion:

Wir fordern von Wikipedia und Gesellschaft: Frauen in der Digitalisierung…

  • Zählen h. Repräsentanz in den Medien (Talkshows, Interviews, etc.), in den Gremien, in den Vorständen, etc.
  • Mitdenken h. gleichberechtigt berücksichtigen und darstellen – Männer sind weder Norm noch Standard
  • Gedenken – in der Geschichtsschreibung – als Vorbilder – bei Straßennamen und Denkmälern

In allen Diskussionsgruppen ging es vor allem auch um die Sichtbarkeit von Frauen: Wir brauchen starke Vorbilder, damit wir mit unseren Bedürfnissen und Erfahrungen unsere Gesellschaft stärker prägen.

Wir bedanken uns bei den Referentinnen, Moderatorinnen und Diskussionsteilnehmenden.

PM BPW Germany – Club Stuttgart e.V.

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