Statt wie bisher den Skibasar im DRK Zentrum bei der Klinik am Eichert zu veranstalten, hat die
Bergwacht Göppingen ein Übungswochenende im Roggental bei Geislingen veranstaltet.
Die Entscheidung, auch dieses Jahr wieder keinen Skibasar zu veranstalten, hat sich die Bergwacht
Göppingen nicht einfach gemacht. So wird der Skibasar und die damit verbundene fachliche Beratung
durch die Bergwachtmitglieder sehr gut von der Bevölkerung angenommen, wie der immer größere
Ansturm über die letzten Jahre gezeigt hat. Für dieses Event laufen die Vorbereitungen normalerweise schon Wochen im Voraus auf Hochtouren und am Wochenende des Skibasars arbeiten alle Bergwachtmitglieder und deren Familien tatkräftig mit, ob jung oder alt, Mann oder Frau. „Nicht ohne Eigennutz“ ergänzt der stellvertretender Bergwachtleiter Lam Pham: „Die Einnahmen aus dem Skibasar sind für uns zur Finanzierung unserer Ausrüstung und beiden Fahrzeuge unerlässlich.“
Eines der beiden Fahrzeuge, ein über 20 Jahre altes geländefähiges Bergrettungsfahrzeug, muss dringend durch einen Nachfolger ersetzt werden. Dennoch wurde entschieden, auch dieses Jahr zum zweiten Mal keinen Skibasar zu veranstalten. „Das Risiko einer Corona-Infektion ist nach wie vor gegeben, vor allem in einem Gedränge, das so typisch für einen Skibasar ist. Und da sehen wir als Rot-Kreuz Organisation definitiv die oberste Priorität beim Schutz der Menschen“, erklärt Dominik Abele, Bergwachtleiter der Bergwacht Göppingen.
Um die Zeit, die sich viele Bergwachtmitglieder für den Skibasar freigehalten haben, sinnvoll zu nutzen, wurde für Freitag und Samstag ein Ausbildungs- und Übungswochenende organisiert. Insgesamt 18 Bergretterinnen und Bergretter haben an Beutelfels bei Weißenstein und im Roggental bei Geislingen die planmäßige Bergrettung aus dem Gelände geübt. Dass es die Bergwacht mit vielen Rettungsszenarien zu tun hat, zeigt ein Blick auf die vielfältige Ausrüstung: „Die Wahl der Ausrüstung hängt stark davon ab, wo sich der Patient befindet, wie er verletzt ist und ob eher Transportdringlichkeit besteht oder doch der schonende Abtransport geeigneter ist“, zeigt David Wimmer, technischer Leiter für den Sommer, auf: „Auch der Weitertransport hinunter ins Tal, wieder hinauf auf den Albtrauf oder natürlich auch in die Luft zum Rettungshubschrauber spielt eine Rolle“.
Er zeigt beispielhaft auf die beiden 100 Meter langen Statikseile und führt fort: „Redundanz muss immer gegeben sein, auch wenn durch einen Steinschlag oder eine scharfe Felskante ein Seil Schaden nimmt, darf die Sicherheit des Rettungsteams und des Patienten nicht leiden, daher das zweite Seil“.
Über Funk kommt bereits die erste Einsatzmeldung herein: Eine Person hat sich bei der Suche nach einer schönen Aussicht verstiegen, sitzt nun im felsigen Steilgelände und traut sich weder vor noch zurück. Das erste Rettungsteam packt schnell seine Ausrüstung zusammen und macht sich auf die Suche nach dem Patienten. Kurze Zeit später werden sie im tatsächlich absturzgefährdeten Steilgelände fündig und beginnen mit dem Aufbau eines Seilgeländers, damit das Team sicher zum Patienten kommt. Dazu wird ein Seil an Bäumen und Felsnasen befestigt, in das sich alle nachfolgenden Bergretterinnen und Bergretter mit einem Karabiner einhaken und sichern können.
Am Patienten angekommen, stellen sie dessen Unversehrtheit fest und legen ihm ein Rettungsdreieck um die Hüfte, der wie ein Klettergurt den Patienten sicher hält und ihn über Karabiner und Seil sichern lässt. Mit diesem Rettungsgerät können unverletzte beziehungsweise leicht verletzte Patienten unter ständiger Sicherung gerettet werden.
Kaum haben die Bergretterinnen und Bergretter den Patienten an die weiteren Rettungskräfte übergeben, kommt schon ein Folgealarm: Abgestürzter Kletterer am Roggenstein, der auf einem Felsvorsprung zum Liegen gekommen ist. Da bei einem Sturz aus großer Höhe eine Wirbelsäulenverletzung nicht ausgeschlossen werden kann, ist ein schonender Abtransport meist Mittel der Wahl. Hier eignet sich die Vakuummatratze in Verbindung mit dem Hubschrauber-Bergesack besonders: Die Vakuummatratze ist mit isolierenden Styropor-Kügelchen befüllt, die sich im ersten Schritt einfach an den Patienten anformen lässt. Wenn die Luft abgepumpt wird, verhärtet sich die Vakuummatratze und wirkt wie eine Schiene für den gesamten Körper. Die Vakuummatratze liegt im Hubschrauber-Bergesack, der durch zahlreiche Aufhängungen einen stabilen Abtransport durch die Luft ermöglicht.
Bei Schlechtwetter, nachts, wenn die örtlichen Gegebenheiten das nicht zulassen oder wenn der Hubschrauber mit Winde bereits anderswo im Einsatz ist der Fall sein, muss die Bergwacht den Patienten auf bodengebundenem Wege retten. Dies zeigt sich am nächsten Übungsbeispiel, bei dem eine verletzte Person aus steilem und dicht bewachsenem Waldgelände gerettet werden muss. Zum Einsatz kommt hier die Gebirgstrage, die mittels zweier Statikseile gesichert zum Patienten abgelassen wird. Je nach Anforderungen kann hier der Abtransport des Patienten weiter ins Tal oder wieder zurück nach oben erfolgen, beispielweise wenn ein Rettungswagen nur von oben anfahren kann. In solchen Situationen wird ein Flaschenzug aufgebaut, mit dem das Rettungsteam samt Gebirgstrage und Patient wieder nach oben gezogen wird.
Im Einsatzgeschehen der Bergwacht Göppingen kommen alle drei Szenarien immer wieder vor und werden regelmäßig geübt. Die Abläufe wurden am Wochenende mehrmals durchgespielt, sodass möglichst viele Bergretterinnen und Bergretter die Möglichkeit hatten diese zu üben.
Auch wenn es dieses Jahr keinen Skibasar gab und deshalb kein Geld gesammelt werden konnte, so konnte doch der Ausbildungsstand der Bergwacht gesichert werden.
Die Bergwacht Göppingen ist immer auf der Suche nach weiteren motivierten Kameradinnen und Kameraden und freut sich über wohlgesonnene Förderer. Nähere Informationen sind auf der Webseite und der Facebook-Seite der Bergwacht Göppingen zu finden.
PM Bergwacht Göppingen