Bianco Verde Göppingen: Die Vision vom „Big City Club“ im beschaulichen Göppingen – Unser Fazit zu einer außergewöhnlichen Saison 2020/2021

Was waren das noch für Zeiten, als wir in Göppingen stolz waren auf unseren „Kultverein“ FAG, als wir uns über die Konstrukte aus Hamburg oder Mannheim mit ihrem Klatschpappenpublikum noch lustig gemacht haben. Und jetzt? Schämen wir uns, selbst eines dieser Konstrukte zu sein. Es wird über die „Marke“ Frisch Auf! Göppingen gesprochen, über das „Markenerlebnis blau“. Wir wollen keine „Marke“ sein, sondern ein stolzer Traditionsverein! Aber der Reihe nach.

Es begann im September 2020 mit einer Pressekonferenz im Göppinger Rathaus. Im Vorfeld sickerte schon durch, dass ein neuer Hauptsponsor an Land gezogen wurde und dieser präsentiert werden würde. Wow – seit dem Ausstieg der EnBW im Jahr 2012 hatte FAG seit knapp 10 Jahren keinen Hauptsponsor mehr! Und wenn schon der Oberbürgermeister dabei ist und extra sein Rathaus zur Verfügung stellt, muss da eine super Nachricht kommen. Doch dann platzt die Bombe.

Der neue Hauptsponsor ist Teamviewer. Ein Unternehmen, welches in Göppingen gegründet wurde und trotz Verkauf und Börsengang seinen Hauptsitz noch immer in Göppingen hat. Geiler Deal, denken wir. Ein neuer Hauptsponsor und dann auch noch aus der eigenen Stadt. Besser geht’s kaum! Aber gegen Ende der Pressekonferenz werden die Nachfragen der Journalisten von den Verantwortlichen immer nebulöser beantwortet. Irgendwann kristallisieren sich Worte wie „Trikot“, „Farbe blau“ und „neuer Markenauftritt“ heraus. Hä? Was reden die da? FAG hat seit Jahrzenten grün-weiße Trikots. Die Erfolge im Feldhandball, die Kempa-Buben, die Titel im Europapokal der Landesmeister, die „Legenden in grün & weiß“. Und plötzlich soll FAG in blauen Trikots spielen? Wir müssen da was falsch verstanden haben. FAG kann nicht unsere Tradition gnadenlos verkauft haben an einen Sponsor, der eben Dank dieser Tradition mit einem Kultverein wie FAG für sich werben möchte. Das kann nicht sein, dachten wir. FAG hat daraufhin seine Fanclubs ins Vereinsheim eingeladen, um die Gründe für diese Entscheidung zu erläutern und zu diskutieren. Dass FAG dabei vergessen hat, die Sitzung dort anzukündigen und hektisches Chaos vor dem Vereinsheim ausbrach – geschenkt. Es waren eh alle etwas neben der Spur durch die Meldung mit dem Trikot. Irgendwann wurde eine Lösung vor Ort gefunden und nach den ersten 20 Minuten der Sitzung wussten wir dann immerhin so ziemlich alles über den Lebenslauf und Werdegang von unserem neuen Aufsichtsratsvorsitzenden. Und die Trikots? Ach so, ja, die neuen Trikots. Wegen denen waren wir ja eigentlich hier. Nach rund 1,5 Stunden wurde das Treffen ergebnislos beendet. Wir dachten, alle Mitglieder der Fanclubs könnten mit den Verantwortlichen über das Trikot diskutieren. Dachten wir. Die Message der Verantwortlichen war allerdings: „Es gab keinerlei Chance auf eine Verhandlung mit dem Hauptsponsor. Die Trikots werden blau und das habt Ihr zu akzeptieren. Sonst sind wir pleite und steigen ab. Wollt Ihr das etwa?“ Wow. Also nichts mit Diskussion, sondern vor vollendete Tatsachen gestellt und Widerspruch unerwünscht. Danke fürs Gespräch.

In den Wochen darauf folgten noch zwei weitere Gesprächsrunden zwischen den Fanclubs und den Verantwortlichen von FAG. Die Inhalte blieben die gleichen. Unser Geschäftsführer knallte an einem der Treffen einen Stapel seiner alten Trikots vor uns hin, mit den Worten: „Ich will Euch nur zeigen, dass mir Trikots schon immer wichtig waren“. Wir fragen uns: Wenn das früher so war, warum ist es das dann jetzt nicht mehr so? Aber gut – man muss nicht alles verstehen. Es folgten dieselben Gesprächsverläufe wie beim 1. Treffen, andere Meinungen der Fans waren nicht erwünscht bzw. wurden abgeschmettert mit Argumenten wie „Wollt Ihr es nicht verstehen oder könnt Ihr es nicht verstehen?“. Als dann noch Mitglieder anderer Fangruppen für ihre Äußerungen, dass sie sich mit den blauen Trikots „arrangieren“ könnten, von den FAG-Verantwortlichen mit rhythmischem Applaus bedacht wurden, wussten wir, was die Stunde geschlagen hat. Würde es eine Oscar-Verleihung für das schlechteste Drehbuch geben, diese Szene wäre konkurrenzlos gewesen. Wir hatten uns in Göppingen immer als das kleine gallische Dorf gefühlt, welches als grün-weiße Familie zusammen gehalten hat um gegen die größeren Clubs anzustinken. Diese Familie war plötzlich zerrissen. Gespalten. Wenn es in der grün-weißen Familie mal zu Unstimmigkeiten oder inhaltlichen Auseinandersetzungen kam, dann verheilte das im Laufe der Zeit wieder. Wenn der Familie aber ein wichtiges Organ entnommen wird (z.B. das Logo oder die Trikotfarbe), dann bleibt selbst bei bestem Heilungsprozess für immer eine Narbe zurück. Manch einer hat uns in den vergangenen Monaten vorgeworfen, dass wir Teamviewer als Sponsor nicht wollen und eigentlich wäre es doch auch nur eine Trikotfarbe, die sich ändert – FAG würde doch trotzdem FAG bleiben. Wer dies behauptet, hat sich nie mit unseren Argumenten befasst. Es hängt nicht an einer Farbe von einem Trikot, für uns steckt da wesentlich mehr dahinter. Teamviewer will am Anfang nur das Trikot ändern. Alle Teams – auch die Frauen und alle Jugendmannschaften werden in blau spielen und es gab auch bereits Pläne, die Logos von Männer, Frauen und Hauptverein zu vereinheitlichen. Wir machen uns bei aller Freude über die kurzfristige finanzielle Hilfe daher allergrößte Sorgen über die langfristige Entwicklung unseres Vereins. Das ist ein schleichender Prozess. Die grünen Trikots verschwinden aus dem Fanshop, es gibt schon jetzt nur noch die blauen zu kaufen. In 2-3 Jahren werden auch die Farben auf den Rängen immer mehr in Richtung blau wechseln. Kinder, die neu dazu kommen und zum ersten Mal in der Halle sind, wollen natürlich die Trikots der Spieler haben und nicht die Trikots aus dem Fanblock. Eine grüne Wand bei einem Final Four-Turnier wird es künftig nicht mehr geben. Für uns ist klar, dass die Trikotfarbe wesentlich mehr Aufmerksamkeit erhält als die Vereinsfarbe. Denn wo nimmt man in der Halle bei einem Spiel die Vereinsfarben wahr? Auf dem Feld, auf jedem Plakat und in jedem Zeitungsbericht sind die Trikots zu sehen und nicht die Vereinsfarben.
Natürlich sind wir nach wie vor davon überzeugt, dass Teamviewer unter gewissen Voraussetzungen ein sehr guter Partner für FAG sein könnte. Der Fernwartungs- und Homeoffice-Softwareanbieter kommt schließlich nicht nur aus unserer eigenen Stadt, Teamviewer ist einer der wenigen Profiteure der Corona-Krise und seit März letzten Jahres noch mehr im Höhenflug. Mit dem Ausbruch der Corona-Pandemie hat sich die Nachfrage bedeutend erhöht, mittlerweile zählt Teamviewer mehr als eine halbe Million zahlende Kunden. Was aber auch zur Wahrheit gehört: Der „Göppinger Junge“, der Teamviewer vor einigen Jahren als Garagenfirma in Göppingen gegründet und groß gemacht hat, hat das Unternehmen längst verkauft. Mittlerweile hat Oliver Steil das Unternehmen übernommen und führt ein börsennotiertes Milliardenunternehmen. Die guten Zahlen schlagen sich auch in einer neuen Rekordvergütung nieder. Laut Geschäftsbericht hat Oliver Steil für das vergangene Jahr eine aus verschiedenen Bestandteilen zusammengesetzte Vergütung von weit über 40 Millionen Euro bekommen. Teamviewer gehört noch zu 51,5 Prozent dem Finanzinvestor Permira, weitere 5 Prozent liegen bei The Capital Group. Mit dem Börsengang erlösten die Alteigentümer im September mehr als zwei Milliarden Euro. Damit war die Erstnotiz der größte Tech-Börsengang in Deutschland seit der Dotcom-Boomphase um die Jahrtausendwende. Der Softwareanbieter ist am Markt mittlerweile rund 9 Milliarden Euro wert und damit mehr als das Dax-Unternehmen Lufthansa. Teamviewer will sein Team über TV-Reichweite unter anderem in China und Indien vermarkten. Daher auch der Traum von der Champions League, um international im TV vertreten zu sein. Hier geht es nicht mehr um Göppingen oder FAG. Unsere Kritik daher nur am blauen Trikot festzumachen, ist zu kurz gedacht.

Wenn man eine Parallele zu den Verhandlungen zwischen Teamviewer und der Stadtverwaltung Göppingen ziehen möchte, kommt man auf ein ähnliches Vorgehen. Den Presseartikeln zu Folge hat Teamviewer auch hier der Stadtverwaltung die Forderung gestellt, dass sie das für die städtischen Mitarbeiter geplante Verwaltungsgebäude am Hauptbahnhof bekommen oder sich sonst in Richtung Stuttgart verabschieden. Teamviewer wollte das Gebäude dann aber doch nicht kaufen, sondern lediglich mieten. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Was passiert, wenn Teamviewer im gleichen Tempo weiter wächst und ihnen Göppingen in 2 Jahren zu klein ist? Interessieren sie sich dann noch für unseren FAG?

Auch den Verantwortlichen von FAG fehlte es unserer Meinung nach in dieser Phase an Taktgefühl und Gespür für das emotionale Leiden der Fans. Mit Phrasen wie „Könnt ihr es nicht verstehen oder wollt ihr es nicht verstehen?“ wollten wir uns eben nicht abspeisen lassen. Es wurde vom ersten Tag an von der Champions League geschwärmt um manchen Anhängern mit Aussagen wie: „Bald holen wir vielleicht einen Weltstar“ den Kopf zu verdrehen. Das emotionale Leiden vieler Fans, die seit Jahren ihr Herzblut in den Verein stecken, wurde unserer Meinung nach nicht genügend wertgeschätzt.

Stimmungsmache von Influencern wurde schamlos benutzt, um gezielt Stimmung pro Teamviewer zu machen. Es ging hier aber gar nicht darum, dass man uns von Teamviewer überzeugen muss. Uns hatte vor allem das Vorgehen extrem gestört. Hätte es nicht mehr Sinn gemacht, alle ins Boot zu holen und eine Aufbruchsstimmung in Göppingen zu erzeugen anstatt gleich am ersten Tag mit der Dampfwalze drüber zu fahren? Musste Teamviewer die finanzielle Notsituation in der Corona-Krise von FAG derart ausnutzen, um zu fordern: Entweder Ihr lauft künftig in blau auf oder wir engagieren uns gar nicht? Würde ein Verantwortlicher bei Borussia Dortmund auch nur einen Moment darüber nachdenken, wenn ihm die Allianz ein Hauptsponsoring anbietet unter der Voraussetzung, dass Borussia Dortmund künftig zu Hause in blau auflaufen müsste?

Tradition und die Fans sind das höchste Gut eines Vereins wie FAG – kein Spieler, Trainer, Funktionär oder Geldgeber ist größer oder wichtiger als unser Verein! Unsere Aktionen und Maßnahmen gegen das blaue Trikot waren immer sachlich, wir haben niemanden persönlich angegriffen und uns nie gegen Teamviewer generell positioniert. Unsere Aussagen gingen stets in die Richtung: Geil, dass sie das machen, aber bitte bedenkt die Auswirkungen solcher Maßnahmen wie die Änderung der Trikotfarbe.

Begonnen hatten wir unsere Maßnahmen mit mehreren Gesprächen mit dem Verein und anderen Fanclubs. Diverse Kompromissvorschläge (z.B. auswärts in blau, zu Hause in grün) wurden von uns gemacht. Dies alles führte leider zu keiner Besserung der Situation. Es folgte ein Offener Brief an Geschäftsführer Gerd Hofele als Antwort auf sein panisch wirkendes Video aus der Halle, eine Petition zum Erhalt des grünen Trikots, welche von über 550 Fans unterschrieben wurde und mehrere Banneraktionen in der Stadt, da die Situation es nicht hergab, dass wir unsere Meinung bei Heimspielen in der Halle zum Ausdruck bringen konnten.
Unser Kampf um das grüne Trikot erreichte bald auch überregionale Aufmerksamkeit, so nahm nicht nur die lokale Presselandschaft regelmäßig Kontakt zu uns auf, es folgten auch Anfragen von u.a. Handballworld, Handball inside, dem SWR, der BILD-Zeitung, dem Magazin Faszination Fankurve und selbst die Sportschau veröffentlichte einen Artikel zu diesem Thema auf Ihrer Homepage.

Dass wir mit unserer Einschätzung nicht ganz so falsch lagen, zeigt alleine die Tatsache, dass auch mehrere Marketing-Experten und Fachleute aus dem Sport- Business unserer Meinung sind. So hat z.B. Ralf Hofmann, Chef des Beratungsunternehmens MHP, auf die Frage, ob solch ein Farbwechsel der Basketballer in Ludwigsburg zu Gunsten seiner Firma auch für ihn denkbar wäre, geantwortet: „Nein. Unsere Farbe ist zwar blau, aber die Basketballer spielen in gelb und schwarz und das ist auch gut so. Wir sind Teamplayer und uns der Sonderrolle des Sportsponsorings bewusst. Hier spielt einfach die Identifikation und die Emotionalität der Fans eine wahnsinnig große Rolle. Das muss man für seine Marke nutzen“.
Sportmanager Klaus Kärcher äußerte sich in einem Interview mit der Stuttgarter Zeitung zu diesem Thema wie folgt: „Kurzfristig muss das Schmerzensgeld sehr, sehr hoch sein, um die Trikotfarbe aufzugeben. Langfristig ist es für einen Traditionsverein die falsche Entscheidung.“

Selbst Liga-Geschäftsführer Frank Bohmann hatte hier eine ganz klare Meinung geäußert: „Die Farbgebung ist ein wesentlicher Bestandteil der Marke. Und die große Handball-Marke FRISCH AUF! ist eigentlich untrennbar mit Grün-Weiß verbunden.“ Nach all dem Medien-Hype wollten wir allerdings wieder Ruhe in unseren Verein einkehren lassen und haben gegen Ende letzten Jahres sämtliche Presseanfragen eingestellt. Denn bei allen inhaltlichen Streitpunkten geht es uns allen in erster Linie um das Wohl unseres Vereins. Sehr beindruckt waren wir in dieser Zeit vor allem von der breiten Zustimmung vieler Fans anderer Vereine deutschlandweit und selbst von Fans aus anderen Sportarten. Hier hat sich wieder gezeigt, dass die Fanszenen zusammen halten und dass wir mit unserer Meinung nicht alleine sind. Auch wenn das im Mikrokosmos Göppingen von manchen so wahrgenommen wurde. Unser ganz spezieller Dank geht hier an unsere Freunde aus Flensburg. Sie haben uns immer wieder in unserer Meinung bestärkt, uns Mut zugesprochen und auch mit mehreren Aktionen in ihrer eigenen Halle auf den Missstand in Göppingen hingewiesen. Vielen Dank, Freunde! Ein ganz spezieller Dank geht dabei an die „Alte Garde Flensburg“!
Zum Abschluss des Jahres 2020 haben wir unter dem Motto „Jetzt geht´s LOS!“ zum Bundesliga-Geisterspiel zwischen der SG Flensburg-Handewitt unserer Mannschaft noch eine Solidaritätsaktion ins Leben gerufen. Jeder Fan, egal ob aus dem Norden oder Süden, konnte sich mit einer Email an uns beliebig viele Solidaritäts-Lose zum Preis von je fünf Euro für dieses Spiel bestellen. Für jedes bestellte Los verschickten wir eine digitale Eintrittskarte zu dieser Paarung, versehen mit einer Losnummer und beide Vereine belohnten diese Aktion mit tollen Preisen. Fast 700 Lose zu je 5 Euro wurden für unsere Solidaraktion bestellt und somit konnten wir über 3.300 Euro je zur Hälfte an die beiden Vereine FRISCH AUF! Göppingen und SG Flensburg-Handewitt spenden. Der Anteil für FAG ging an die Jugendabteilung der Handballer vom TPSG Frisch Auf Göppingen – Hauptverein und somit an die nächste Generation der Kempa-Buben (und – Mädels).

Die weitere Saison-Entwicklung in der Rückrunde war sportlich eine ziemliche Achterbahnfahrt. Bei den FA-Frauen wurde Trainer und Manager Aleks Knezevic nach vielen Jahren solider Arbeit im Frühjahr entlassen, um wenige Wochen später das zu erreichen, was unter Vereinslegende Knezevic nie passierte: Die Frauen stiegen ab. Und das langjährige Physio-Team um Thomas Hummel muss plötzlich gehen, denn es gibt einen neuen Physio-Partner, der dies angeblich künftig kostenlos machen wird. Und das bei einem neuen Hauptsponsor, der sich doch bei den Männern und Frauen finanziell engagiert.

Für großes Aufsehen sorgte vor einigen Wochen dann der Einstieg von Teamviewer als Hauptsponsor beim englischen Premier League-Club Manchester United. Dass ein solches Sponsoring nicht mal eben für ein paar Millionen im Jahr zu haben ist, war jedem klar. Aber wie würden die Fans von Manchester United reagieren, wenn Ihr Team in der nächsten Saison nicht mehr in rot sondern in blau auflaufen wird? Ach, die wechseln ihre Trikotfarbe gar nicht? Im Gegenteil? Sie behalten nicht nur ihr rotes Trikot, sondern Teamviewer verzichtet als Hauptsponsor sogar auf die Farbe blau in seinem eigenen Logo und präsentiert sich mit weißem Logo auf den roten Trikots? Für eine Million muss der Heimatverein in der eigenen Stadt seine Farbe aufgeben, aber für die geschätzt 40-fache Summe wird dies von Manchester United nicht gefordert? Dass Manchester United eine bessere Verhandlungsposition als FAG hatte, dürfte allen klar sein. Aber vielen stellte sich die Frage, ob FAG überhaupt verhandelt oder bei dieser Summe blind unterschrieben hat? Nun ja, Teamviewer verkündete wenige Tage später auch seinen Sponsoring-Einstieg bei Mercedes in der Formel 1 und Gerüchten zu Folge soll dieses finanzielle Engagement noch über dem bei Manchester United liegen. Laut Pressebericht der NWZ in dieser Woche sind auch die Aktionäre von der Marketingstrategie von Teamviewer im Sport-Sponsoring gar nicht begeistert.
Auch bei anderen Fangruppen in Göppingen kam es zu Veränderungen. Die Evergreens lösten sich nach 18 Jahren mit sofortiger Wirkung auf. Als Grund dafür nannten die Evergreens in ihrem abschließenden Statement das fehlende Leidenschaft für das schleichende Nachlassen der Göppinger Bundesligahandballer verantwortlich ist.

Die Gründe dafür seien wiederum, dass sich bei den verbliebenen Evergreen-Mitgliedern die beruflichen und familiären Schwerpunkte verschoben haben und demzufolge – auch schon vor Corona – Spiele der Göppinger Bundesligahandballer nur noch sporadisch besucht wurden. Zur Wahrheit gehöre laut den Evergreens aber auch, dass Frisch Auf längst kein Kultverein mehr ist. Auch wenn die sportliche Leistungskurve in dieser Saison seit Langem mal wieder nach oben zeigt, so sei Frisch Auf in den letzten Jahren in Richtung „graue Maus“ gemanagt worden. Die Evergreens schlossen ihr Statement mit den Worten: „Da im Göppinger Bundesligabetrieb konstruktive Kritik aber gerne als persönliche Beleidigung aufgefasst wird und einzelne Evergreens für ihre klaren Worte von der Vereinsführung diskreditiert wurden, ist die Hoffnung auf eine nachhaltige Imageverbesserung nicht vorhanden. Schlussendlich müssen sich die Evergreens eingestehen, dass auch eine immergrüne Liebe endlich ist. Zudem macht es als „Green & White Supporters“ keinen Sinn, einen einstmals kultigen Club zu unterstützen, der nur noch in blau antritt.“

Wir sagen an dieser Stelle: Herzlichen Dank Evergreens für Euer jahrelanges Engagement für FAG! Wir können Euer Statement zu 100 % nachvollziehen! Neben den Evergreens haben auch wir uns in Folge dessen aus dem Fanausschuss bei FAG verabschiedet. Warum? Ganz einfach aus Resignation und mangels Perspektive. In jeder Handball-Halle in Deutschland gestalteten die Fans während den Geisterspielen die Tribünen – mit Bannern, Fahnen, aufmunternden Plakaten, etc. Nur in Göppingen wurde nichts von den Fans gemacht. Wir hätten unsere Kurve bereits seit Monaten liebend gerne mit Fahnen, Bannern und Choreos gestaltet, um unserer Mannschaft vor leerer Kulisse wenigstens einen optischen Ansporn zu geben. Doch wir haben aufgrund der Situation rund um das Trikot darauf verzichtet. Natürlich haben wir Banner gemalt, diese aber zu unseren Freunden nach Flensburg geschickt, um uns für ihre Aktionen zu bedanken und der SG im Saisonendspurt einen optischen Gruß von den Freunden aus Göppingen zu schicken.

Und sportlich? Nach einer Phase mit 9 Siegen am Stück folgte eine Serie mit nur einem Sieg aus 13 Spielen. Ob diese Saison mit all ihren Nebengeräuschen den Vorstellungen von Teamviewer entspricht, können wir nicht einschätzen.

Ein gutes Signal für den Handballsport war auf jeden Fall, dass zu den letzten beiden Heimspielen gegen Magdeburg und Coburg wenigstens jeweils 250 Zuschauer zugelassen wurden. Dass sich FAG in einer Retourkutsche versuchte und die Karten neben Sponsoren und VIP´s nur an eine Gruppe Fans verteilte, welche explizit im Fanausschuss vertreten sein mussten, rang uns ein kleines Schmunzeln ab. Wenn FAG sich mit diesem Signal ins Fäustchen gelacht hat, sei ihnen das gegönnt. Für uns war es sehr amüsant zu beobachten, wie plötzlich Fangruppen umgarnt werden, welche andere Fangruppen bis zuletzt mit aller Macht im Fanausschuss verhindern wollten.

Was bleibt uns jetzt mit dieser Saison? Wie geht es weiter? Für uns bleiben in erster Linie persönliche Enttäuschungen. Wir haben unsere Lehren aus all den Geschehnissen gezogen. Unabhängig von einer Trikotfarbe machen wir uns weiterhin große Sorgen um die Entwicklung rund um unseren Verein. Auch wenn wir von manchen gerne in eine Ecke gestellt werden, werden wir dennoch weiterhin unseren Finger in die Wunde legen und auf Missstände hinweisen. Es traf uns manchmal hart, wie wir von manchen eingeschätzt wurden, aber es trifft uns wesentlich härter, wenn wir dabei zusehen, wie unsere Tradition an die Wand gefahren wird. Daher ist es uns wichtiger, jeden Morgen in den Spiegel schauen zu können und unsere Meinung zu sagen. Der erste Satz unseres Fansongs lautet: „Wir leben für den Handballsport und wir leben für Grün- Weiß“. Vielleicht ergibt sich ja doch noch die Erkenntnis, dass man die Trikotfarbe nochmal überdenken sollte. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.

 

PM Bianco Verde Göppingen

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