Im Kreis Göppingen hellt sich die Konjunktur der IHK-Unternehmen weiter auf. Das zeigt eine aktuelle Auswertung der Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Region Stuttgart für den Kreis Göppingen. Dabei sorgen im Vergleich zum Jahresbeginn die steigenden Auftragseingänge in der Industrie, die wachsende Bestellungen im Handel und die größeren Auftragsvolumina bei den Dienstleistern für zunehmenden Optimismus.
Die aktuelle Geschäftslage wird derzeit von einem Drittel aller Unternehmen als gut bewertet. Das sind zwar etwas weniger Betriebe als noch zum Jahresbeginn. Dafür hat der Anteil derjenigen Unternehmen zugenommen, die ihre aktuelle Lage als befriedigend einstufen (von 40,7 auf 46,5 Prozent). „Es ist unsere Industrie, die im Filstal erfreulicherweise wieder die Konjunkturlokomotive zieht, aber viele Lockdown-Betriebe kämpfen weiter ums Überleben“, stellt Edith Strassacker, die Präsidentin der IHK-Bezirkskammer Göppingen, fest. Auch wenn die Geschäftslage der Wirtschaft etwas auf der Stelle trete, profitierten viele Branchen von den anziehenden Geschäfte des produzierenden Gewerbes im Kreis Göppingen. Es bleibe aber unverändert bei der Spaltung der Wirtschaft. „Trotz der positiven Signale verschlechtert sich die Situation der von Schließungen und Einschränkungen betroffenen Wirtschaftszweige weiter deutlich“, warnt Strassacker. Sorgenkind bleibe der Einzelhandel. Mehr als die Hälfte der Einzelhandelsbetriebe in der Region Stuttgart bewertet ihre Lage als schlecht. Deren Umsatz- und Ertragslage sei aufgrund des anhaltenden Lockdowns und Schließungen weiter auf Talfahrt. „Noch können wir im Kreis Göppingen von Lockerungen bei den Corona-Regeln nicht profitieren. Es wird aber aus Sicht des Einzelhandels nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein“, erklärt Göppingens IHK-Vize Sven Maier von der Traumfabrik in Bad Boll. Auch bei den Dienstleistern ist die Lage wenig einheitlich. Von den befragten Betrieben des Hotel- und Gaststättengewerbes in der Region Stuttgart hat kein einziger seine Lage als gut bewertet, dafür über 98 Prozent als schlecht. Fast drei von zehn Betriebe befinden sich in einer existenzgefährdenden finanziellen Lage. Jedem elften Unternehmen drohe die Insolvenz. „Diese Branche braucht jetzt dringend das Sommergeschäft, sonst drohen Pleiten in hoher Zahl“, ergänzt Gabi Schwarz von der Schwarz-Gruppe aus Göppingen, die zugleich zweite Vizepräsidentin der IHK-Bezirkskammer in Göppingen ist. Alle übrigen Dienstleister zeigten sich zuversichtlich. Insbesondere die Verkehrs-, Transport- und Logistikdienstleister konnten ihre Umsätze und Auftragseingänge aufgrund der starken Industrie merklich verbessern.
Aktuelle Geschäftslage und Erwartungen im Kreis Göppingen
Der Anteil aller Unternehmen mit gut oder befriedigend laufenden Geschäften hat um zwei Prozent zugenommen. Im Vergleich zum Jahresbeginn ist der Anteil der Meldungen über eine gute Geschäftslage von 37 auf 33,1 Prozent zurück gegangen. Dafür ist die Anzahl der zufriedenen Unternehmen um rund 6 Prozent gestiegen. Schlecht geht es 20,4 Prozent der Unternehmen, ein Rückgang um zwei Prozentpunkte. Hinsichtlich der Umsatzentwicklung und Auftragseingänge vermelden die Unternehmen eine deutliche Verbesserung, während gleichzeitig der Anteil derer, die von einer Verschlechterung berichten, sinkt. „Das ist auf jeden Fall eine recht positive Entwicklung, auch wenn wir bei der momentanen Geschäftslage in der Gesamtwirtschaft eine Seitwärtsbewegung beobachten“, so Strassacker. Auf die kommenden zwölf Monate blicken im Kreis Göppingen sogar 37,7 Prozent der Unternehmen zuversichtlich nach vorn, zu Jahresbeginn waren es 30,3 Prozent. Einen ungünstigen Geschäftsverlauf befürchten nur knapp 14,3 Prozent der Betriebe. Anfang des Jahres lag die Zahl noch bei 17,9 Prozent. Damit zeigt sich die Wirtschaft im Filstal etwas optimistischer als in der Gesamtregion.
Exporterwartungen für die kommenden 12 Monate
Die Industrie im Filstal profitiert von der Belebung der Weltwirtschaft, angetrieben vor allem durch China und die USA. Aber auch aus der EU kommen zunehmend positive Signale. Das zeigt sich auch an den Exporterwartungen der Unternehmen. Diese werden nicht nur von der Industrie, sondern sowohl vom Handel als auch der Dienstleistungsbranche (IT und Montagen) getragen. Hier erwarten 42,6 Prozent der Unternehmen weiter steigende Auslandserlöse (Jahresbeginn 39,7 Prozent).
Investitionen und Beschäftigung
In der Folge nimmt die Investitionsbereitschaft der Filstalunter-nehmen noch einmal leicht zu. 30,3 Prozent wollen mehr investieren (Jahresbeginn 27,1 Prozent) und 54,3 Prozent wollen das Niveau halten. Nur 15,5 Prozent beabsichtigen weniger zu investieren (Jahresbeginn noch 29 Prozent). Bei den Beschäftigungsplänen halten sich die Unternehmen im Kreis Göppingen jedoch zu-rück. Zwei Drittel der Unternehmen wollen mittlerweile die Beschäftigung stabil halten. 14,9 Prozent der Unternehmen sehen eine steigenden Bedarf, zu Jahresbeginn waren es noch 20,4 Prozent. Fast unverändert hat ein Fünftel der Unternehmen fallende Beschäftigungspläne.
Geschäftsrisiken für die kommenden 12 Monate
Weiterhin belegt die Corona-Pandemie den Spitzenplatz der Risiken und das mit einer noch einmal gestiegenen Tendenz. Inzwischen stellen jedoch die steigende Rohstoffpreise das zweitgrößte Risiko dar. Zu Jahresbeginn haben nur 22,7 Prozent der Unter-nehmen darin ein Risiko gesehen, mittlerweile sind es 48,6 Pro-zent. Daneben verursachen die Energiepreise und die Arbeitskosten zunehmend Sorge. Angesichts einer anziehenden Konjunktur sehen die Betriebe wachsende Risiken bei der Finanzierung. Der Wert kletterte im Kreis Göppingen von 5,5 Prozent der Nennungen auf 20,3 Prozent. Hier zeigt sich, dass bei vielen Unternehmen das wirtschaftliche Polster durch den der Verzehr des Eigenkapitals aufgebraucht ist und die Vorfinanzierung von Aufträgen die Unternehmen jetzt vor große Herausforderungen stellt.
PM IHK Region Stuttgart Bezirkskammer Göppingen