Leverkusen zählte noch nie zu den Lieblingsgegnern der Göppinger Erstligahandballerinnen. Von 27 Vergleichen konnten sie erst fünf gewinnen. Im so wichtigen Spiel im Kampf um den Relegationsplatz kam zwar nicht der erhoffte sechste Sieg hinzu, dafür auch keine Niederlage:
Obwohl das Team von Trainer Nico Kiener die meiste Zeit hinten lag, nahm es beim 26:26 (15:16)-Krimi noch einen Zähler mit aus einer Partie, „die wir am Ende hätten gewinnen, aber auch verlieren können“. Kiener stufte das Unentschieden angesichts des Spielverlaufs und des fast ständigen Rückstands als gewonnenen Punkt ein, einen Zähler für Hoffnung und Moral. „Jede meiner Spielerinnen hat unter dem enormen Druck alles gegeben. Alle wollten gewinnen und haben alles versucht und sind selber am meisten enttäuscht über die drei, vier leichten Fehler, die Leverkusen ein paar schnelle Gegenstoßtreffer ermöglicht haben“, sagte Kiener und wollte schnell die Enttäuschung aus den Gesichtern seiner Spielerinnen bekommen, die sich trotz der schnellen Leverkusener Vier-Tore-Führung in Durchgang eins (6:2, 8.) nicht entmutigen ließen und sich bis zur Pause auf ein Tor herankämpften.
Auch Lisa Frey gewann dem Remis Positives ab: „Es gab ähnlich knappe Spiele in der Vergangenheit, und die haben wir verloren. Jetzt haben wir zumindest diesen einen Punkt gesichert und das bessere Torverhältnis.“ Zudem müsse Rosengarten seine Spiele nach dem anstrengenden Pokalwochenende erst einmal gewinnen. „Es war spannend und bleibt spannend bis zum Schluss“, sagt die Schweizerin, die auf einen guten Ausgang am nächsten Wochenende hofft, wenn die beiden Derbys die endgültige Entscheidung im Kopf-an-Kopf-Rennen um den Relegationsplatz bringen werden.
Alles eine Frage der Nerven, die das Team von Trainer Nico Kiener auch nach der erstmaligen Führung (19:18, 40.) durch die erneut beste Torschützin Michaela Hrbkova (9/3) nicht wirklich beruhigen konnte. Fünf Minuten später lagen die Gäste nach Treffern von Mia Zschocke und Svenja Huber per Siebenmeter wieder vorne. Es entwickelte sich ein absoluter Krimi, die Anspannung in der EWS Arena war bis unters Dach zu spüren. Frisch Auf besaß beim 26:26 die Möglichkeit, sich nach einem technischen Fehler der Gäste in Führung zu schießen, doch der Wurf von Louisa Wolf landete neben dem Tor. Auf der Gegenseite blockte Lina Krhlikar den finalen Freiwurf von Zschocke nach der Schlusssirene. Kurz zuvor hatte die Nationalspielerin aus gleicher Position den Ball über die Göppinger Abwehr zum 26:25 aus Leverkusener Sicht im Kasten versenkt.
„Das war sicher das beste Leverkusener Spiel seit der Rückkehr aus der Quarantäne“, zollte Kiener den Gästen Respekt, die wieder mit einem dünnen Kader angereist waren, in der ersten Hälfte aber von einer starken Mariana Lopes profitierten. Die portugiesische Nationalspielerin war nicht zu bremsen und erzielte sechs ihrer sieben Tore in Durchgang eins. „In den ersten 30 Minuten haben wir zu viele einfache Tore über die Mitte kassiert“, analysierte die verletzte Pascale Wyder, die hinter der Bank mit ihren Teamkolleginnen mitfieberte.
Die zweite Hälfte begann vogelwild, nach einem stetigen Hin und Her setzte Leverkusen den ersten Treffer und es hieß 15:17. Das Geschehen auf der Platte blieb in der Folge fehlerhaft. Nach dem 19:18 und 23:22 schienen die FRISCH AUF Frauen die Begegnung drehen zu können, doch die Gäste konterten eiskalt und legten wieder vor. Am Ende behielt jedes Team einen Zähler. „Was dieser wert ist, werden wir nächste Woche sehen“, sagte Kiener. Geschäftsführer Claus Mai gab sich zuversichtlich: „Es ist noch nicht vorbei. Wir haben noch etwas vor.“
So spielten sie:
FRISCH AUF Frauen: Bocka, Kaminska, Lengyel; Andjic (4), Brugger (3), Ehmann (2), Frey (1), Ioneac, Hrbkova (9/3), Krhlikar (3), Marcikova, Morf (2), Tinti, Watzl, Welter, Wolf (2)
TSV Bayer 04 Leverkusen: Fehr, Graovac; Cormann, Flohr, Huber (7/4), Lopes (7), Kämpf (2), Krüger, Polsz (1), Teusch, Thomaier (5), Zschocke (4)
Schiedsrichter: Steven Heine/Sascha Standke (Wendeburg/Ronnenberg)
Zeitstrafen: 0:4-Minuten
Zuschauer 0
Frank Höhmann