„Wir wollen die auf das Jahr 1650 zurückgreifende Tradition unseres Maientags auch unter Pandemie-Bedingungen fortsetzen“, unterstreicht Oberbürgermeister Alex Maier die hohe, Identität-stiftende Bedeutung des Dank- und Friedensfestes. „Der Grundgedanke ist nach wie vor hochaktuell, und moderne Elemente haben unser Kinder- und Familienfest stets weiter entwickelt.“
Wie kann der Göppinger Maientag unter Pandemie-Bedingungen würdevoll und zeitgemäß begangen werden? Mit dieser Frage beschäftigte sich jüngst die Maientagskommission unter Leitung von OB Maier. Ursprünglich als Dank- und Friedensfest nach Ende des 30-jährigen Krieges (1618 bis 1648) begangen, waren der Festzug junger Menschen zur – damals außerhalb der Stadt gelegenen – Oberhofenkirche sowie die Ausgabe einer Maientagsbrezel an die jungen Menschen wesentliche Bestandteile des ersten Maientags am 11. August 1650. Daraus entwickelte sich der Schülerumzug, blickte Fachbereichsleiter Ulrich Drechsel auf die Historie des Maientags zurück: „Die starke Beteiligung der Schulen ist heute ein Alleinstellungsmerkmal unseres Festes.“ Vespergutscheine für die beteiligten Schüler/-innen traten an die Stelle der Brezel. Als Fest für Kinder, Jugendliche und Familien wurde der mittlerweile viertägige Maientag im Laufe der Zeit um einen Rummelplatz, einen Vergnügungspark erweitert. Drechsel unterbreitete dem Gremium anschießend Vorschläge, welche Elemente in diesem Jahr, trotz Corona, beibehalten werden könnten. „Der Infektionsschutz steht bei der Durchführung auch des Maientags natürlich an oberster Stelle“, betonte OB Alex Maier. „In diesen Zeiten brauchen wir aber auch ein Signal der Zuversicht.“ Und was wäre dafür besser geeignet als der Göppinger Festtag schlechthin? „Wenn wir unseren Maientag in seinen wesentlichen Grundideen und wichtigen Elementen pandemiegerecht, modern und dennoch würdevoll begehen können, dann können wir daraus Mut und Kraft schöpfen“, ist sich das Stadtoberhaupt sicher. „Deshalb werden wir, mit klarer Rückendeckung durch die Maientagskommission, die Planungen weiter verfeinern.“
Das bisherige Maientagskonzept 2021 im Überblick:
– Ein unbegrenzt zugänglicher Vergnügungspark und ein Festzelt sind aktuell nicht vorstellbar. Die Karusselltage zu Ende der letztjährigen Sommerferien haben aber eine Alternative aufgezeigt, die in diesem Jahr zum Maientag vom 18. bis 21. Juni wiederholt werden könnte.
– Schulgottesdienste können am Freitag beziehungsweise Montag in den Schultag integriert werden.
– Das Maientagsansingen am Freitagabend könnte, passendes Wetter vorausgesetzt, wieder ins Freie, in die Stadthallen-Anlage, verlegt werden. Ein kleineres Ensemble der Jugendmusikschule anstelle des Städtischen Blasorchesters und ein kleinerer Chor anstelle einer gesamten Grundschule könnten einen klangvollen musikalischen Auftakt gestalten, den via Internet auch unbegrenzt viele Zuschauer/-innen miterleben könnten.
– Am Samstagmorgen können das Turmblasen vom Rathaus und das Maientags-Einläuten durch die Kirchen stattfinden, das Platzkonzert auf dem Marktplatz aus heutiger Sicht eher nicht.
– Die Maientagsansprache von Oberbürgermeister Alex Maier könnte via Internet verfolgt werden; das Maientagslied könnte anschließend gemeinsam, aber an ganz vielen Orten am Smartphone, Laptop oder PC gesungen werden.
Walking Acts statt klassischer Festzug
Der Maientags-Festzug mit 3.000 Mitwirkenden und Zehntausenden Zuschauer/-innen wird coronabedingt sicherlich nicht in gewohnter Form stattfinden können. Als Alternative regte Drechsel einzelne Walking-Acts an. Die historischen Festzugsbilder sollen in einzelnen Szenen durch die Innenstadt flanieren. Durch die ständige Bewegung und Abwechslung werden keine stehenden Zuschauermassen angelockt. Diese Idee fand in der Maientagskommission regen Anklang, wenngleich Einzelheiten noch abgesprochen werden müssen. Nicht leicht fiel auch der Verzicht auf die Vorführungen am Samstagnachmittag in der EWS Arena, die aber ebenso wenig vorstellbar sind wie das Kaffee Maientag.
Anstelle der Kletterbäume kommt eine virtuelle Tombola in Verbindung mit einem Onlinespiel in Betracht. Der beliebte Luftballon-Wettbewerb könnte mit versetzten Startorten an den verschiedenen Grundschulen bereits am Freitagvormittag erfolgen.
Für die Durchführung des Maientagsballs am Samstagabend in der Stadthalle wurden keine Chancen gesehen, aber sowohl die Gottesdienste für den Frieden am Sonntagvormittag wie auch die Maientagsmotette am Sonntagabend könnten nach heutigem Stand durchgeführt werden.
Kein Feuerwerk
Ausführlich diskutiert wurde die Frage eines Feuerwerks am Festgelände. Die Beibehaltung der bisherigen Finanzierung durch die Schaustellerbetriebe stand angesichts des verringerten Besucheraufkommens nicht zur Debatte. Ob aber die Stadt die Kosten eines Feuerwerks oder alternativ einer Lasershow übernehmen sollte, war angesichts der damit verbundenen Ansammlungsgefahr umstritten. Mehrheitlich beschlossen die Mitglieder der Maientagskommission, dass in diesem Jahr weder ein Feuerwerk noch eine Lasershow stattfinden sollen.
Terminfindung
Auch über eine mehrwöchige Verschiebung des Maientags wurde beraten. So kam die Idee auf, wieder auf den ursprünglichen Termin 11. August zurückzukehren – diese fand aber angesichts der Terminierung mitten in den Sommerferien keine Mehrheit. Und auch die Verlegung von Mitte Juni auf Mitte Juli fand keine Mehrheit, da der Termin 18. bis 21. Juni 2021 schon seit langem bekannt ist und eine Verlagerung um vier Wochen keine zusätzlichen Durchführungsmöglichkeiten eröffnen würde. Die Maientagskommission hielt vielmehr am Termin fest und fasste den Grundsatzbeschluss zur Durchführung des Dank- und Friedensfestes, vorbehaltlich der Pandemie-Entwicklung und der Zustimmung durch das Gesundheitsamt. OB Alex Maier sah in diesem Beschluss ein klares positives Zeichen an die Bürger/-innen: „Unser Maientag ist ein Lichtblick im Corona-Tunnel!“
Maientagsplaketten ab Mai
Ab Mai werden die diesjährigen Maientagsplaketten erhältlich sein, die jetzt, wenn auch in reduzierter Menge von 2.500 statt 6.000 Stück hergestellt werden. Und da in diesem Jahr das letzte der bislang ausgewählten Motive verwendet wird, kündigte Drechsel die Durchführung des Plakettenwettbewerbs für die Jahre 2022 bis 2025 an. In diesem Frühjahr werden die Schulen angeschrieben mit der Bitte um Teilnahme der Schüler/-innen am Gestaltungswettbewerb; im Herbst erfolgt die Präsentation und Auswahl der Entwürfe durch die Maientagskommission.
Weiter ausgearbeitet werden Idee für ein Online-Spiel zur Geschichte Göppingens und speziell des Maientags, zu Maientags-Stadtführungen und zu einem Best-of-Film – Material aus den Jahren 1955 und 1957 könnte Aufnahmen aus den Jahren 2018 und 2019 gegenüber gestellt werden.
PM Stadtverwaltung Göppingen
