Internationaler Tag der Wälder (21. März): Mehr wilde Wälder: Lage in Baden-Württemberg so dramatisch wie nie. BUND fordert mehr Waldwildnis und ein Moratorium für alte Laubwälder.

Nach drei heißen und trockenen Sommer sind fast die Hälfte der Wälder Baden-Württembergs, nämlich 46 Prozent, deutlich geschädigt. „Baden-Württemberg muss viel mehr Wälder unter strengen Schutz stellen. Auf mindestens zehn Prozent der Waldfläche im Südwesten sollen keine Bäume mehr gefällt werden dürfen“, fordert Brigitte Dahlbender, BUND-Landesvorsitzende. „Hier nehmen wir die kommende Landesregierung in die Pflicht. Egal welche Farben die Parteibücher der Regierungskoalition haben werden, sie muss Baden-Württembergs Wälder konsequent und dauerhaft schützen.“

In einigen Bundesländern wie zum Beispiel in Bayern gibt es erkennbare Fortschritte beim dauerhaften Schutz von Naturwäldern. „Bei der Unterschutzstellung geht es meist um Kleinstflächen. Doch es müssen auch große zusammenhängende Waldgebiete ausgewiesen werden, die besonders wertvoll sind für den Erhalt der biologischen Vielfalt“, so Dahlbender. Ein Programm zur Förderung der Sicherung von Naturwäldern, in das Bund, Länder und Kommunen einbezogen werden, ist dringend nötig. Der BUND fordert mehr Transparenz in der Naturwälder-Bilanz: Die Leistungen der Bundesländer sollten daraus klar erkennbar sein.

Der BUND fordert zudem ein sofortiges Einschlagsmoratorium für rund 100 Jahre alte Laubwälder in öffentlicher Hand. In Zeiten von Klimakrise und Waldsterben gilt es, ältere Laubwälder besonders zu schützen. Selbst in ökologisch wertvollen, älteren Laubwäldern finden mancherorts starke forstliche Eingriffe und Rodungen statt – für das geplante Gewebegebiet Ochsenwäldle in Pforzheim sollen beispielsweise 61 Hektar wertvolle Laubmischwälder weichen. Zudem sind noch immer zu wenig alte Laubwälder unter strengen Schutz gestellt. Dies gilt insbesondere für die heimischen Rotbuchenwälder, für deren Erhalt Deutschland als Hauptverbreitungsgebiet international eine besondere Verantwortung trägt.

„Deutschland ist bei seinen Forderungen nach Erhalt von Regenwäldern international nur glaubhaft, wenn auch eigene Naturwälder eine Chance bekommen. Derzeit dürfen sich nur 2,8 Prozent der heimischen Wälder frei entwickeln. Baden-Württemberg liegt mit knapp über zwei Prozent sogar noch darunter. Sowohl die Bundes- als auch die Landesregierung haben ihr selbst gestecktes Ziel verfehlt, bis 2020 fünf Prozent des Waldes beziehungsweise zehn Prozent der Staatswälder dauerhaft aus der forstlichen Nutzung zu entlassen“, sagt Christoph Schramm, Waldreferent beim BUND Baden-Württemberg.

Hintergrund: Die natürlichen Wälder der Erde schwinden in rasantem Tempo, weltweit sind über eine Million Arten vom Aussterben bedroht. Durch die Corona-Krise ziehen sich die Verhandlungen über das neue globale UN-Abkommen zum Schutz der biologischen Vielfalt hin. Deutschland hat sich der Initiative vieler Staaten angeschlossen, bis 2030 weltweit 30 Prozent der Landesfläche unter Schutz zu stellen. Zehn Prozent sollen streng geschützt werden.
Eine intakte Waldwildnis ist ein essentieller Baustein für den Schutz der biologischen Vielfalt. Viele Tier-, Pflanzen- und Pilzarten, die auf die Alters- und Zerfallsphasen der Bäume und eine natürliche Dynamik im Wald angewiesen sind, sind hierzulande stark gefährdet. Denn ihr Schutz schließt eine forstliche Nutzung aus – Waldwildnis ist wichtig für die biologische Vielfalt. Weißrückenspecht, Eremit oder Igel-Stachelbart haben nur dann eine Chance, wenn sich die Wälder auf großer Fläche wieder frei entwickeln können.

 

PM Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesverband Baden-Württemberg e.V.

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