Am Mittwoch bekam der VfB Stuttgart in der Fußball-Bundesliga mit 0:3 bei Mitaufsteiger Arminia Bielefeld das Fell über die Ohren gezogen. Nach Ostwestfalen führt auch der Weg der Göppinger Bundesliga-Handballerinnen an diesem Samstag (live zu sehen im Internetstream bei sportdeutschland.tv): Um 16.30 Uhr tritt das Team des neuen Coaches Nico Kiener in der Nähe von Bielefeld an, bei der HSG Blomberg-Lippe, und will genau das vermeiden, was den Kickern vom Wasen unter der Woche widerfahren ist. Die Ausgangslage vor Kieners Premiere beim derzeitigen Tabellenvierten ist klar. „Wir fahren als Außenseiter nach Blomberg, wollen dort aber ein gutes Spiel abliefern“, sagt der neue Göppinger Trainer. Wenn sich die Chance auf eine Überraschung biete, wolle man diese ergreifen. Denn jeder Punkt, jeder Sieg gegen eines der Teams aus dem vorderen Tabellendrittel, wäre den FRISCH AUF Frauen auf dem beschwerlichen Weg zum Klassenerhalt dienlich. Erst recht, nachdem die Mannschaften im Tabellenkeller nach dem zweiten Mainzer Sieg in Folge enger zusammengerückt sind. Nach dem überraschenden 22:28 von Halle-Neustadt im neu angesetzten Spiel gegen eben jene Mainzerinnen beträgt der Rückstand der FRISCH AUF Frauen auf den ersten Rettungsrang jetzt vier statt sechs Zähler. Ebenso auf den Relegationsplatz, den derzeit Rosengarten-Buchholz einnimmt.
Etwas Zählbares aus der Nelkenstadt mitzunehmen, wäre der perfekte Einstieg für Kiener, der zuletzt am 17. November 2018 gegen Bayer Leverkusen als Trainer des TV Nellingen an der Seitenlinie stand. Aufregung, Vorfreude, das gewisse Kribbeln im Bauch: Alles schwingt bei Kieners Rückkehr in die Handball Bundesliga der Frauen am heutigen Nachmittag mit. Seit einer Woche leitet der 41-Jährige die Trainingseinheiten und konnte seine Mannschaft etwas näher kennenlernen, mit der er nach einer Trainingseinheit gestern Nachmittag gen Lipperland aufbrach. Wieder im Kader stehen Kapitänin Iris Andjic, Romy Morf und Alexandra Tinti, die gegen Tabellenführer Bietigheim fehlten. In erster Linie geht es für die Göppingerinnen heute und in den kommenden beiden Partien darum, an die gute Vorstellung im Derby anzuknüpfen und das Selbstvertrauen zu stärken. „Wir arbeiten ja erst sehr kurz mit Nico zusammen. Da kann man keine großen Systemänderungen erwarten oder dass wir schon etwas ganz Neues erlernt haben“, sagt Rückraumspielerin Sarka Marcikova. Vielmehr werde es auf die Dinge ankommen, die zuletzt gut funktioniert haben. „Wir müssen versuchen, mit genauso viel Engagement, Leidenschaft und Spaß ranzugehen wie gegen Bietigheim. Dann können wir Blomberg vielleicht ärgern und nach Spielende jubeln. Wer weiß. Im Hinspiel haben wir gegen die HSG sehr lange dagegengehalten.“
Gegner Blomberg, vergangene Saison das Überraschungsteam, lässt auch in dieser Spielzeit aufhorchen. Nach Minuspunkten steht man hinter dem Spitzenduo Bietigheim und Dortmund auf Rang drei. Trotz einiger gewichtiger Abgänge wie der Toptorschützin Tessa van Zijl (Dortmund) oder Spielmacherin Silje Brons Petersen (Metzingen) gelang es Trainer Steffen Birkner, das Team perfekt einzustellen und für knifflige Situationen nervenstark zu machen wie die knappen Siege in Leverkusen oder Buchholz verdeutlichen, die beide 27:26 gewonnen wurden. Auch die Schwächephase Anfang des Jahres mit dem Unentschieden in Halle (23:23) und der 27:35-Heimniederlage gegen Metzingen meisterte die Mannschaft und fand wieder in die Spur. So schickte man die Vipers der HSG Bad Wildungen mit einer 36:22-Packung auf die Heimreise und behauptete sich zuletzt in Bensheim (31:24). Beste Torschützin der HSG ist Nele Franz (95/44). Die langjährige Jugendspielerin hat ihren Vertrag vorzeitig bis 2023 verlängert. Aus seiner Tätigkeit bei DHB und HVW kennt Nico Kiener Rückraumspielerin Ann Kynast. Die gebürtige Ludwigsburgerin wechselte im Frühjahr des vergangenen Jahres ins Lipperland.
Frank Höhmann