Die letzten Monate vor dem Ausbildungsstart im September sind alljährlich die heiße und entscheidende Phase am Ausbildungsmarkt: Nach ihren Abschlussprüfungen konzentrieren sich viele Schülerinnen und Schüler jetzt auf die Planung ihrer beruflichen Zukunft und die Unternehmen am Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg besetzten ihre freien Ausbildungsplätze.
Doch unter den aktuellen Pandemie-Bedingungen ist die diesjährige Ausbildungsmarktentwicklung ungewiss. Die Erfahrungswerte der vorherigen Jahre greifen nicht. Durch Schulschließungen und Kontaktbeschränkungen scheinen auch die Unterstützungsmöglichkeiten der Berufsberatung der Arbeitsagenturen auf den ersten Blick eingeschränkt.
Dem ist aber nicht so. Im Gegenteil: Nach wie vor sind die Beraterinnen und Berater für die Fragen und Anliegen aller da, die sich in den nächsten Wochen Gedanken um konkrete Schritte hin zu ihrer beruflichen Zukunft machen werden.
Als Expertinnen und Experten für den Ausbildungsmarkt beantworten sie Fragen, liefern Informationen, vermitteln Ausbildungsplätze. Sie zeigen unterschiedliche Optionen, Alternativen und Zukunftsperspektiven bei der Ausbildungs- und Studienwahl auf. Und sie unterstützen auch diejenigen, die bereits ohne Corona Hilfestellung auf dem Weg ins Berufsleben benötigten.
Virtuelle Angebote und die Beratung über das Telefon sind gefragt.
„Die Berufsberatung ist für euch da. Die Beraterinnen und Berater sind ansprechbar. Ihr könnt jederzeit und auf verschiedenen Wegen Kontakt mit uns aufnehmen. Wir beraten und unterstützen – auch am Telefon. Ihr erreicht uns auch über eure Schule und Lehrkräfte oder per Mail. Mit der AzubiWelt-App könnt ihr direkt am Smartphone nach freien Ausbildungsstellen suchen,“ betont Christian Rauch, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Baden-Württemberg der Bundesagentur für Arbeit.
Die aktuellen Entwicklungen am Ausbildungsmarkt – anders als in den vergangenen Jahren
Betrachtet man die aktuellen Zahlen zum Ausbildungsmarkt in Baden-Württemberg, scheint zuerst alles ausgewogen: 7 Prozent weniger Stellen und 7 Prozent weniger Bewerberinnen und Bewerber.
Die genauere Betrachtung zeichnet jedoch ein differenzierteres Bild: Eine durch Corona intensivierte strukturelle Eintrübung bei den Stellen trifft auf eine momentan unterzeichnete Zahl an Ausbildungs- und Studienplatzsuchenden.
Die aktuelle Ausbildungsmarktstatistik verzeichnet einen Rückgang gemeldeter Ausbildungsstellen um 7,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Im Mai 2020 waren landesweit knapp unter 70.000 Ausbildungsstellen gemeldet. Davon war rund die Hälfte noch unbesetzt. Ein Drittel aller gemeldeten Stellen gehören zu Berufen im Bereich Rohstoffgewinnung, Produktion und Fertigung. Hier waren bis Mai 2020 circa 21.000 Stellen gemeldet. Das sind 8,4 Prozent weniger als zum selben Zeitpunkt 2019.
Zahlen der Agentur für Arbeit Göppingen, deren Bezirk die Landkreise Esslingen und Göppingen umfasst:
Die Zahlen für den Agenturbezirk:
Die aktuelle Ausbildungsmarktstatistik verzeichnet einen Rückgang gemeldeter Ausbildungsstellen um 8,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Im Mai 2020 waren etwas mehr als 5.000 Ausbildungsstellen gemeldet. Davon war rund die Hälfte noch unbesetzt.
Die Zahlen für den Landkreis Esslingen:
Die aktuelle Ausbildungsmarktstatistik verzeichnet einen Rückgang gemeldeter Ausbildungsstellen um 9,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Im Mai 2020 waren etwas mehr als 3.160 Ausbildungsstellen gemeldet. Davon war rund die Hälfte noch unbesetzt.
Die Zahlen für den Landkreis Göppingen:
Die aktuelle Ausbildungsmarktstatistik verzeichnet einen Rückgang gemeldeter Ausbildungsstellen um 5,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Im Mai 2020 waren etwas mehr als 1.880 Ausbildungsstellen gemeldet. Davon war rund die Hälfte noch unbesetzt.
Christian Rauch erklärt: „Durch diesen Rückgang zeigt sich die momentane Dualität der Effekte, die den Arbeits- und Ausbildungsmarkt in Baden-Württemberg beeinflussen. Wir haben bereits seit einigen Monaten strukturelle Auffälligkeiten, die nun durch Corona verstärkt werden“.
Die Beobachtungen des regionalen Stützpunktes des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit (BA) unterstreichen Rauchs Einschätzung. Das Forschungsinstitut rechnet mit 10 Prozent weniger Ausbildungsstellen im Land bis zum 30. September 2020. In der Gastronomie habe sich bereits vor Corona ein Einbruch in den Ausbildungszahlen gezeigt, der nun durch die aktuelle Lage verstärkt werde. Und auch im Maschinenbau sei bereits vor März 2020 ein strukturell bedingter Rückgang der Ausbildungsstellen zu beobachten gewesen, der nun durch Corona geringfügig beschleunigt werde.
Welche mittelfristigen Auswirkungen sich auf Seiten der Betriebe ergeben werden, bleibt zu beobachten.
Auf der Bewerberseite zeigen sich rückläufige Zahlen, die jedoch aufgrund der Kontaktbeschränkungen unterzeichnet sind. Seit Oktober 2019 bis Mai 2020 haben sich an die 51.000 Bewerberinnen und Bewerber bei den Arbeitsagenturen gemeldet; circa 3.800 weniger als im Jahr zuvor. Fast 24.000 von ihnen waren bis Ende Mai noch unversorgt. Rund 14.300 konnten sich bisher einen Ausbildungsplatz sichern. Das sind fast 2.100 oder 12,7 Prozent weniger als zum selben Zeitpunkt im Vorjahr.
Zahlen der Agentur für Arbeit Göppingen, deren Bezirk die Landkreise Esslingen und Göppingen umfasst:
Die Zahlen für den Agenturbezirk:
Seit Oktober 2019 bis Mai 2020 haben sich knapp 4.100 Bewerberinnen und Bewerber bei der Arbeitsagentur gemeldet; 180 weniger als im Jahr zuvor. Fast 2.000 von ihnen waren bis Ende Mai noch unversorgt. Rund 1.050 konnten sich bisher einen Ausbildungsplatz sichern. Das sind rund 162 oder 13,4 Prozent weniger als zum selben Zeitpunkt im Vorjahr.
Die Zahlen für den Landkreis Esslingen:
Seit Oktober 2019 bis Mai 2020 haben sich knapp 2.450 Bewerberinnen und Bewerber bei den Arbeitsagenturen im Landkreis Esslingen gemeldet; 160 weniger als im Jahr zuvor. Fast 1.120 von ihnen waren bis Ende Mai noch unversorgt. Rund 660 konnten sich bisher einen Ausbildungsplatz sichern. Das sind rund 90 oder 12,2 Prozent weniger als zum selben Zeitpunkt im Vorjahr.
Die Zahlen für den Landkreis Göppingen:
Seit Oktober 2019 bis Mai 2020 haben sich rund 1.630 Bewerberinnen und Bewerber bei den Arbeitsagenturen im Landkreis Göppingen gemeldet; 22 weniger als im Jahr zuvor. 885 von ihnen waren bis Ende Mai noch unversorgt. Rund 400 konnten sich bisher einen Ausbildungsplatz sichern. Das sind rund 70 oder 15,4 Prozent weniger als zum selben Zeitpunkt im Vorjahr.
„Ich kann nur alle Jugendlichen, die dieses Jahr vor der Berufswahl stehen, ermuntern: Meldet euch auch bei den Berufsberaterinnen und Berufsberatern. Sie besprechen mit euch eure Berufswünsche und Möglichkeiten und unterstützen euch bei der Suche nach passenden Ausbildungs- und Studienplätzen,“ fordert Christian Rauch die Jugendlichen auf.
Breites Onlineangebot zur Berufs- und Studienwahl
Informationen, Stellen, Reportagen und vieles mehr finden Interessierte im Onlineangebot der BA:
- Die App AzubiWelt ist in den gängigen App-Stores kostenlos verfügbar. Sie vereint verschiedene Angebote der BA und ermöglicht darüber hinaus die komfortable und personalisierte Suche nach freien Ausbildungsstellen direkt am Smartphone.
- Unter #Zukunftklarmachen können Jugendliche auf dem BA-YouTube-Kanal in Live-Chats Fragen an Berufsberaterinnen und Berufsberater stellen, die direkt beantwortet werden.
- Ausführliche Informationen zu über 3.000 einzelnen Berufen bieten berufenet.arbeitsagentur.de und das Filmportal www.berufe.tv.
- Das eignungsdiagnostisch fundierte Erkundungstool Check-U hilft dabei, Berufe zu finden, die zu den eigenen Interessen und Fähigkeiten passen.
- Im Portal planet-beruf.de finden sich Reportagen, Interviews und Geschichten sowie umfangreiches Material rund um die Themen Ausbildungssuche, Bewerbung und Berufswahl.
- Abiturient*innen finden passende Reportagen, Interviews und Informationen auf abi.de sowie auf www.studienwahl.de. Die Studiensuche unterstützt bei der optimalen Auswahl von Studienort und Studienfach: www.arbeitsagentur.de/studiensuche.
- dasbringtmichweiter.de/typischich gibt Jugendlichen Ideen und Anregungen, wie sie den Beruf finden können, der am besten zu ihnen passt.
Auf den regionalen Internetseiten der Baden-Württembergischen Arbeitsagenturen sind alle Kontaktwege aufgelistet, über die die jeweilige Berufsberatung vor Ort erreichbar ist.
PM Agentur für Arbeit Göppingen