Ein Anruf bei… Wie hat sich der Arbeitsalltag im Johanniter-Rettungsdienst verändert

In der Reihe „Ein Anruf bei…“ stellen die Johanniter wöchentlich Kolleginnen und Kollegen vor und wie Corona ihren Arbeitsalltag, vielleicht auch zum Positiven, verändert hat.

Die Corona-Pandemie stellt insbesondere den Rettungsdienst vor besondere Herausforderungen. Aufgrund vorausschauenden und schnellen Umsetzungen von strengeren Hygieneregeln und Anpassungen von Prozessen und Abläufen ist die Notfallrettung auch weiterhin auf einem hohen Qualitätsniveau sichergestellt. Der Johanniter-Rettungsdienst ist jetzt noch mehr als sonst für die Menschen da und rettet Leben.

Im Gespräch heute: Philipp Lautner (Foto). Er ist seit 2009 bei den Johannitern im Rettungsdienst tätig und seit 2017 Sachgebietsleiter Rettungsdienst im Regionalverband Ostwürttemberg. Darüber hinaus ist er in der Johanniter-Auslandshilfe engagiert und war im April 2019 in Mosambik, um in der vom Wirbelsturm Idai betroffenen Region Hilfe zu leisten.

Herr Lautner, wie hat sich Ihr Arbeitsalltag durch Corona verändert?

In den Krisenstäben der Landkreise sitze ich als Vertreter unserer Organisation in meiner Funktion als Sachgebietsleiter Rettungsdienst. Es gibt sehr viel mehr Meetings auf regionaler und kommunaler Ebene, daher bin in sehr viel in Telefon- und Videokonferenzen involviert. Inhaltlich dreht sich alles um das Corona-Virus und den Umgang damit. Wir sind in vielen Fällen dabei die Situation zu re-evaluieren. Eine Herausforderung ist dabei, dass der Regionalverband Rettungswachen in unterschiedlichen Landkreisen betreibt, die unterschiedliche Regelungen und Anforderungen haben. Wir müssen darauf achten, dass die Maßnahmen zum Schutz der Kollegen noch die Richtigen sind oder jene den neuen Anforderungen anpassen. Insgesamt ist der Koordinierungsaufwand gestiegen. Neu ist auch, dass ich manche administrativen Arbeiten im Homeoffice erledige. Dabei ist es allerdings schwieriger mit allen Kollegen Kontakt zu halten.

Mein Arbeitsalltag im Rettungsdienst selbst hat sich auch verändert. Wir müssen die strengeren, vorgeschriebenen Hygienestandards einhalten. Daher fahren wir viel öfter in voller Schutzkleidung zu einem Einsatz als zuvor. Hier müssen wir immer gut abwägen, welche Schutzmaßnahmen notwendig sind um einerseits ausreichend geschützt zu sein und andererseits so ressourcenschonend als möglich zu arbeiten. Das verändert die Arbeit immens.

Das Einsatzaufkommen hat sich bei uns nicht merklich erhöht. Man hat das Gefühl, dass die Achtsamkeit in der Bevölkerung zugenommen hat und die Leute besser auf sich aufpassen.

Es gibt derzeit ja viele Änderungen, beruflich, wie privat. Beobachten Sie in Ihrem Arbeitsbereich auch positive Veränderungen?

Man merkt, dass die Wachen und deren Mitarbeiter näher zusammenrücken – sprichwörtlich gemeint und nicht physisch.  Wir achten mehr aufeinander und untereinander. Die Entscheidungswege zwischen mir und dem Vorstand sind kürzer geworden, gerade auch was die Beschaffung von Schutzkleidung angeht. Das ist in der aktuellen Lage besonders wichtig, die Kommunikation zwischen den Regionalverbänden funktioniert auch sehr gut. Was besonders zu bemerken ist, dass die Wahrnehmung der Arbeit des Rettungsdienstes innerhalb der Gesellschaft besser geworden ist. Wir bekommen z.B. Präsentkörbe in die Wache gebracht oder die Leute halten an und bedanken sich bei uns für unsere Arbeit.

Privat hat sich bei mir der Blick auf die Dinge verändert: ich lerne die kleinen Dinge besser wertzuschätzen. Vor allem, wenn man räumlich von seinen Angehörigen getrennt ist, gewinnen Telefonate an Bedeutung. Was ich vor Corona für selbstverständlich gehalten habe, weiß ich jetzt viel mehr zu schätzen.

Wie gehen Sie persönlich mit der Corona-Pandemie um?

Schade ist, dass die ganzen Trainings der Auslandshilfe abgesagt wurden, ebenso unsere Fortbildungen innerhalb des Verbandes. In die Vorbereitungen fließt immer viel Zeit und es ist schade, dass sich das Engagement der Kollegen nicht wie gewohnt zeigen lässt.

Ansonsten versuche ich, besonnen mit den veränderten Bedingungen umzugehen – aber keine Routine eintreten zu lassen, da Routine Platz für Fehler bietet, die ich zum Schutz der Kollegen und Dritten nicht begehen möchte. Darüber hinaus halte ich mich an die Abstands- und Hygieneregeln, um mich und andere zu schützen.

Was ist Ihr „Mutmacher“ für die kommenden Tage und Wochen?

Dass wir noch keinen positiv getesteten Kollegen im Rettungsdienst haben!  Das zeigt mir, dass die von uns ergriffenen Maßnahmen Erfolg zeigen. Ich hoffe, dass wir diesen Zustand beibehalten, unsere Dienste weiterhin aufrechterhalten können und alle gesund durch die Pandemie kommen.

Wenn Sie nicht arbeiten müssen, womit beschäftigen Sie sich dann derzeit am liebsten?

Mit meinen zwei Katzen, die profitieren davon. Ansonsten verbringe ich Zeit mit meinen Lieben. Ich lese viel und „sportle“ zuhause.

Das muss mal gesagt werden!

Man sollte, obwohl das Thema so präsent ist, sich auch um die anderen Dinge des Lebens kümmern und aktiv jeden Tag mal einen Corona-Detox einlegen.

Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. – Landesverband Baden-Württemberg

Die Johanniter-Unfall-Hilfe ist mit rund 1.900 Beschäftigten, mehr als 2.300 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern und 114.000 Fördermitgliedern eine der großen Hilfsorganisationen in Baden-Württemberg und zugleich ein großes Unternehmen der Sozialwirtschaft. Die Johanniter engagieren sich in den Bereichen Rettungs- und Sanitätsdienst, Katastrophenschutz, Betreuung und Pflege von alten und kranken Menschen, Fahrdienst für Menschen mit eingeschränkter Mobilität, Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, Hospizarbeit und anderen Hilfeleistungen im karitativen Bereich. In Baden-Württemberg betreiben die Johanniter 21 Rettungswachen. 52.386 Mal rückten sie im vergangenen Jahr zu Rettungsleinsätzen aus und transportierten 31.724 Patienten sicher an ihr Ziel.

 

PM Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. Regionalverband Ostwürttemberg Dienststelle Göppingen

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