Großes Interesse an Bürgerinfoveranstaltung zum Michelberg-Gymnasium

Beim sanierten Michelberg-Gymnasium (kurz: MiGy) in Geislingen an der Steige gibt es erhebliche Mängel. Das beschäftigt die Öffentlichkeit sehr. Aus diesem Grund lud die Stadtverwaltung am Montag, 11. November 2019, zu einer Bürgerinfoveranstaltung in die Geislinger Jahnhalle ein. Das Interesse war groß. Es kamen rund 500 Besucher, die den Ausführungen von Oberbürgermeister Frank Dehmer sowie Joachim Burkert vom Stadtbauamt zuhörten und die Möglichkeit hatten, Fragen zu stellen. Moderiert wurde der knapp vierstündige Abend von Roland Funk, der bis 2017 selbst Mitglied des Gemeinderats und somit mit dem Thema vertraut war.

Oberbürgermeister Frank Dehmer informierte zunächst über die Aufarbeitung der MiGy-Katastrophe. „Es sind bereits verschiedene Klageverfahren auf den Weg gebracht worden, in denen wir versuchen, so viel wie möglich vom entstandenen finanziellen Schaden zurückzubekommen“, sagte er. Parallel dazu wurde in der Stadtverwaltung ein interner Aufarbeitungsprozess angeschoben. „Als die Grundsatzentscheidung für die Sanierung des MiGys beschlossen und damit die Weichen für viele Dinge gestellt wurden, war ich noch gar nicht Oberbürgermeister“, berichtete Frank Dehmer. „Als ich das Amt dann im September 2014 antrat, was das MiGy, nach den Vergaben in Höhe von zirka 8 Millionen Euro in der letzten Sitzung meines Vorgängers Wolfgang Amann im Juli 2014, schon eine riesige Baustelle. Aus diesem Grund habe ich versucht, über mehrere Beteiligte Informationen zur Vorgeschichte der Schulsanierung einzuholen und habe viele Sitzungsprotokolle gelesen, um zu einer schonungslosen Aufklärung – wie sie auch vom Gemeinderat gewünscht ist – und Lösung beizutragen.“

In der Bürgerinfoveranstaltung berichtete Oberbürgermeister Frank Dehmer auch über seine gewonnenen Erkenntnisse: Im Jahr 2011 wurden bauliche Mängel am MiGy erfasst, die zu dem Ergebnis führten, dass die Schule generalsaniert werden muss. „Rund zwei Jahre später stellte MiGy-Architekt Professor Horst Höfler dem Gemeinderat ein Konzept zu einer Sanierung vor, das Stadtverwaltung und Gemeinderat überzeugte. Es sah unter anderem vor, aus dem MiGy ein Plus-Energie-Gebäude zu machen“, so Dehmer. „Es war ein längerer Prozess, der dazu führte, Professor Horst Höfler den Sanierungsauftrag zu erteilen. Am Ende dieses Prozesses waren der damalige Oberbürgermeister Wolfgang Amann, die Führungsetage im Stadtbauamt und der Gemeinderat der Meinung, dass die von Professor Höfler vorgeschlagene Art der Sanierung eine gute Sache wäre. Dies wurde ungeachtet der teilweise auch zunächst anonymen Warnungen aus der Bevölkerung so gesehen. Gegenargumente konnten größtenteils durch Besichtigungen anderer Bauprojekte Höflers, Nachhaken bei Höfler und durch eigene Einschätzungen entkräftet werden.“

Im März 2013 hatte der Technische Ausschuss daraufhin die Verwaltung gebeten zu prüfen, ob für das Gebäude ein sogenanntes Urheberrecht vorliegt. Damit war eine direkte Beauftragung des Architekten ohne europaweite Ausschreibung möglich. „Die Vergabe an den Architekten Höfler beschäftigt den Gemeinderat noch einmal in einer öffentlichen Sitzung am Mittwoch, 20. November 2019“, sagte Frank Dehmer.

Nach diesem ersten Infoblock übernahm Joachim Burkert vom Geislinger Stadtbauamt. Er kümmert sich in akribischer Kleinarbeit um die Mängelliste vom MiGy und leitet diese Infos für die Ausarbeitung der Klagen an den Rechtsanwalt der Stadt weiter. In einem ausführlichen Vortrag mit über 60 Power-Point-Folien, vielen Bildern und Skizzen stellte Joachim Burkert den Zuhörern detailliert vor, welche baulichen Mängel man in der Schule gefunden hat. „Es wurden ungenügende Leistungen bei der Tragwerksplanung, im Bereich der Fassade, dem vorbeugenden Brandschutz und an den technischen Anlagen, was primär die Heizungs- und Lüftungstechnik betrifft, festgestellt“, erklärte Joachim Burkert. „Darüber hinaus wurden Ziele, die mit dem Architekten- und Planerteam vereinbart wurden, nicht eingehalten, darunter das MiGy zu einem Plus-Energie-Gebäude zu machen, den Kostenrahmen einzuhalten, die natürliche Belichtung im NwT-Bereich zu erhöhen und den sommerlichen Wärmeschutz zu verbessern.“

Im Anschluss an den Mängel-Sachvortrag übernahm wieder Oberbürgermeister Frank Dehmer. „Während der vorangegangenen mehr als zweijährigen Generalsanierung des MiGys wurde abweichend vom genehmigten Brandschutzkonzept gebaut. Das ist für einen ordentlich laufenden Schulbetrieb ein Problem“, sagte er. „Nach Bekanntwerden der Missstände wurden daher sofort erforderliche Maßnahmen ergriffen, um einen geordneten Schulbetrieb sicherzustellen. Seitens der Stadt haben wir zu keinem Zeitpunkt bewusst Menschen irgendwelchen Risiken ausgesetzt und das werden wir auch in Zukunft nicht tun, deswegen muss die Schule ab nächstem Schuljahr in mobile Unterrichtscontainer ausgelagert werden“, erklärte Frank Dehmer.

„Bei dem Wort ‚Container‘ wird vielen Eltern ganz anders“, sagt Frank Dehmer. „Davor braucht man aber keine Angst haben. Es gibt sehr gute Container-Lösungen und soweit mir bekannt ist, fühlen sich die Jugendlichen in den bereits vor dem Herrenhaus aufgestellten Unterrichts-Containern sehr wohl.“

Geplant ist, dass die Schule in über 300 Container ausgelagert wird, die auf der einen Hälfte des benachbarten Kunstrasenplatzes aufgestellt werden. Die Container sollen im Frühjahr 2020 aufgestellt werden. Bis die Baumaßnahme beginnt, können Schule und Vereine den Platz nutzen. Danach steht nur noch die andere Hälfte des Platzes zur Verfügung. „Der Stadtverwaltung Geislingen ist klar, dass dies einen massiven Einfluss auf den Schulsport und die Trainingszeiten sowie vor allem auf den Spielplan der dort ansässigen Vereine hat“, sagte Dehmer. „Dementsprechend ist das natürlich eine schwierige Situation für die betroffenen Schulen und Vereine. Hier sind wir bereits aktiv auf die betroffenen Vereine zugegangen und haben unsere Hilfe angeboten“, berichtete Frank Dehmer. „Es musste keiner bei uns vergeblich um Hilfe deswegen bitten, wie fälschlicherweise in einem Zeitungsartikel stand.“ Für die Schulen und die Fußballer des TV Altenstadt ist in der Zwischenzeit auch schon eine Lösung gefunden worden – ausstehend sind noch Lösungen für den TKSV Geislingen und Croatia 2012 Geislingen mit ihren Aktivenmannschaften.

Nicht in Container ausgelagert werden die Cafeteria und die WC-Anlagen. Hierfür wird ein Teil der Michelberghalle für den Aufenthalt und den Pausenverkauf genutzt. Die mobilen Unterrichtseinheiten (8 Klassenzimmer) vor dem Herrenhaus werden weiterhin genutzt und erweitert. Die Mensa wird im Vereinsheim des TVA, der ehemaligen Glück-Auf-Gaststätte, untergebracht. „Das ist jetzt auch fix“, sagte Frank Dehmer.

Zum Schluss der Infoveranstaltung stellte Oberbürgermeister Frank Dehmer die langfristigen Lösungsansätze fürs MiGy vor. Das sind die drei Varianten: Abbruch und Neubau an gleicher Stelle, Neubau der Schule neben dem Helfenstein-Gymnasium und Sanierung der fehlgeschlagenen Generalsanierung.

„Die drei Varianten unterschieden sich nicht nur in der Größe, welche bei den Neubauvarianten auf die Mindestanforderungen nach der Schulbaurichtlinie geplant wurden und das Gebäude somit je nach Variante 14 bis 18 Prozent kleiner ausfällt, sondern vor allem auf den ersten Blick bei den Kosten, wobei es sich hierbei in diesem frühen Stadium nur um grobe Kostenschätzungen auf Basis des sogenannten Baukostenindex, kurz BKI, nach dem Baukosteninformationszentrum Deutscher Architektenkammern handelt“, so Dehmer.

Variante 3 ist in der Endsumme mit etwas über 30 Millionen Euro die günstigste Möglichkeit im Vergleich zu Variante 1 mit rund 37 Millionen Euro und Variante 2 mit knapp 50 Millionen Euro. „Die Summen sind jetzt höher, weil wir mittlerweile wissen, dass wir Zuschüsse, die wir für die ursprüngliche Generalsanierung des MiGys bekommen hatten, bei den Abriss-Varianten zurückbezahlen müssen“, berichtete Frank Dehmer. „In jedem Fall wird die fehlgeschlagene Generalsanierung des Michelberg-Gymnasiums den städtischen Haushalt in den nächsten Jahren massiv belasten – die Haushalts- und Finanzplanung wird in den kommenden Jahren eine Herkulesaufgabe werden. Hier befinden wir uns noch in Absprache mit unserem zuständigen Regierungspräsidium.“

In Anbetracht der schwierigen Haushaltslage berichtete Frank Dehmer auch, dass die Stadt hofft, dass sich die Umlandgemeinden, die Schüler*innen nach Geislingen entsenden, an den Kosten beteiligen. „Am liebsten wäre es mir, wenn wir eine gute außergerichtliche Einigung finden und es nicht so läuft wie bei der Daniel-Straub-Realschule. Hier hatte das Kultusministerium Baden-Württemberg Anfang des Jahres entschieden, dass sich die Umlandkommunen von Geislingen an den Kosten der Generalsanierung beteiligen müssen“, sagte Geislingens Oberbürgermeister Frank Dehmer.

Sobald wir neue Infos haben, wie es mit dem MiGy weitergeht, werden wir diese sofort an die Öffentlichkeit weitergeben. „Uns ist Transparenz sehr wichtig und ich denke, das hat man heute auch gesehen“, sagte Frank Dehmer nach der rund vierstündigen Infoveranstaltung. „Dieser Abend ist zeitlich etwas lang geraten, aber wenn wir eine Infoveranstaltung machen, dann auch richtig und mit allem, was wir momentan erklären und sagen können.“

Anlage 1 Foto: Das Interesse an der Bürgerinfoveranstaltung in der Jahnhalle war groß. Stadtverwaltung Geislingen an der Steige / Christiane Wehnert

 

PM Stadt Geislingen an der Steige

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