Gedanken zum Geburtstag

In diesen Tagen feiern wir einen runden Geburtstag: die Göppinger Stadtkirche wird 400 Jahre alt! Sie ist in bestem Sinne eine Bürgerkirche. Denn die Bürger der Stadt Göppingen hatten es mit Eingaben und Bitten so weit gebracht, dass der Herzog Friedrich Karl nachgab und den berühmten Baumeister Heinrich Schickhardt nach Göppingen kommen ließ. Er sollte die neue Kirche planen, die mitten in der Stadt, direkt neben dem Schloss, die alte, viel zu kleine Johanneskapelle ersetzen sollte.

Tatsächlich ist im November 1619 die Stadtkirche nach einer Bauzeit von nicht einmal zwei Jahren eingeweiht worden. Und trotz mancher Veränderungen innen und außen gibt es diese Kirche bis heute noch.

Am Nordportal lesen wir zwei lateinische Inschriften. Die eine ist ein Zitat aus Psalm 5 und lautet übersetzt: „Ich werde in dein Haus gehen, ich werde anbeten in deinem heiligen Tempel.“ Für die Göppinger des 17. Jahrhunderts standen diese Worte für die Erfüllung ihres großen Wunsches, endlich eine eigene Kirche zu haben, in die alle hineinpassten. Eine Kirche, in der Gottesdienst gefeiert werden konnte, in der die großen Fragen des Glaubens und des Lebens zur Sprache kamen.

Aber wissen wir Heutigen noch, was für eine Gnade das ist, dass wir eine Kirche aufsuchen und betreten können? Dass wir glauben und beten können in aller Freiheit? Für viele Menschen unserer Zeit scheint diese Freiheit nicht viel wert zu sein. Jedenfalls leiden die Gottesdienste in unseren Kirchen meist nicht an Überfüllung!

Dennoch ist gerade die Stadtkirche inmitten einer weitgehend säkularen Gesellschaft nach wie vor ein besonderer Ort. Viele Menschen betreten diese Kirche im Laufe eines Tages. Manche suchen die Ruhe des Kirchenraums, andere zünden eine Kerze an und sprechen vielleicht ein Gebet. Ein Stück weit wenigstens verwirklicht sich damit die Aufschrift auf der Stadtkirchentür!

Ja, und oben auf dem Portal findet sich noch ein Bibelwort: „Das Wort des Herrn bleibt in Ewigkeit.“ Ein ermutigender Satz. Denn die Worte der Bibel können uns bewegen. Sie können etwas anrühren, was längst verschüttet war. Sie können uns ermutigen, können uns Impulse und Anregungen geben. Gott spricht Menschen an mit seinem Wort – damals wie heute. Gott sei Dank!

Rolf Ulmer, Dekan des Evangelischen Kirchenbezirks Göppingen

 

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