Über die Situation am Arbeitsmarkt und dessen Zukunft hat die Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit in Göppingen, Thekla Schlör in der IHK-Bezirksversammlung berichtet. Schlör war damit der Einladung der IHK-Unternehmer gefolgt, die sich traditionell zum Jahresende auch mit der Analyse des Arbeitsmarktes im Kreis Göppingen und einem Ausblick auf das nächste Jahr befassen.
Nach den jüngsten IHK-Umfragen befinde sich die Konjunktur im Kreis Göppingen weiterhin auf einem hohen Niveau, berichtete zunächst Göppingens IHK-Vizepräsident Walter Jerusalem. Die Binnennachfrage werde gestützt durch eine positive Arbeitsmarktentwicklung, steigende Einkommen und günstigen Finanzierungsbedingungen. Dennoch haben viele Unternehmen eine gemäßigtere Erwartungshaltung für das nächste Jahr. Offensichtlich wirken sich die wachsenden Risiken, wie die protektionistische Handelspolitik der USA oder der bevorstehende Brexit, spürbar in der schlechteren Erwartungshaltung der Unternehmen aus.
Zum Arbeitsmarkt berichtete anschließend Schlör über die aktuelle Situation. Im Landkreis Göppingen waren im November insgesamt 4 548 Menschen arbeitslos gemeldet. Das waren 5,5 Prozent weniger als im Vorjahr. Der Landkreis Göppingen verzeichne damit eine erfreulich niedrige Arbeitslosenquote von 3,2 Prozent, die im Vorjahr noch bei 3,4 Prozent lag. „Nahezu alle Personengruppen profitieren von der guten Marktsituation“, berichtete Schlör in der Versammlung. Trotz der insgesamt rückläufigen Arbeitslosigkeit habe diese in einer speziellen Altersgruppe gegen den Trend zugenommen. Betroffen sind die 15 bis unter 25jährigen, unter denen sich derzeit noch viele Flüchtlinge befänden. Gleichzeitig steige die Beschäftigung von Jahr zu Jahr weiter auf neue Rekordhöhen. Erfreulich sei, dass insbesondere bei der Gruppe der Älteren, Ausländer und der Teilzeitarbeitnehmer die Beschäftigung überdurchschnittlich wachse. „Mit Blick auf den Fachkräftemangel sind aber hier die Grenzen in Sicht“, meinte Schlör. Die größten Potenziale sehe die Arbeitsagentur noch bei Teilzeitbeschäftigten, wenn diese ihre Arbeitszeit erhöhen würden. Auch in der Zuwanderung von Fachkräften aus dem Ausland, vor allem in der Aus- und Weiterbildung von Mitarbeitern bestehen Chancen. Schlör betonte, dass ein wesentlicher Treiber des Beschäftigungszuwachses der letzten Jahre die EU-Osterweiterung mit der Freizügigkeit der Arbeitnehmer war. Das lasse sich statistisch bei der jährlichen Zuwachsrate der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten ablesen. Angesichts der hohen Anforderungen der Unternehmen an ihr Fachpersonal und den zur Verfügung stehenden Arbeitskräften machte Schlör deutlich: „Qualifizierung bleibt das Gebot der Stunde“. Für Diskussion sorgte in der IHK-Bezirksversammlung der Umstand, dass im Kreis Göppingen weniger Jugendliche aus allgemeinbildender Schule direkt in eine Ausbildung gehen würden. Während die Übergangsquote in Bayern bei 66,4 Prozent liege, betrage diese in Göppingen derzeit nur 40,2 Prozent. Für viele Schüler sei es attraktiver, die Schulbank weiter zu drücken, als den Erfolg in der Berufsausbildung zu suchen.
PM IHK Region Stuttgart Bezirkskammer Göppingen