Südwestwirtschaft: Hochkonjunktur büßt etwas an Schwung ein – Industrie erwartet schwächere Auslands-Impulse

Die Geschäfte der Südwestwirtschaft laufen auch in diesem Herbst weiterhin sehr gut. Sowohl Inlands- als auch Auslandsnachfrage sind auf sehr hohem Niveau und stützen den Aufschwung. Besonders gut läuft es in der Bauwirtschaft und im Transportgewerbe. Offenbar bekommen die exportorientierten Betriebe aber die Unruhe auf den Weltmärkten zu spüren: Sie erwarten in den kommenden zwölf Monaten auf hohem Niveau leicht schwächere Auftragseingänge aus dem Ausland. Trotzdem überwiegt der Optimismus beim Blick nach vorn. Das zeigt die aktuelle Konjunkturumfrage des Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertags (BWIHK). Rund 3.600 Unternehmen aus allen Branchen, Größenklassen und Landesteilen haben daran teilgenommen.

„Der Südwestwirtschaft geht es weiterhin ausgezeichnet“, sagt Marjoke Breuning, Präsidentin der Industrie- und Handelskammer (IHK) Region Stuttgart, der für Konjunkturfragen beim BWIHK federführenden Kammer. Der steigende private Konsum, der Bauboom und anhaltend günstige Finanzierungsbedingungen stützten aus dem Binnenmarkt die Konjunktur. Fast sechs von zehn Unternehmen in Baden-Württemberg melden so eine gute Geschäftslage (Frühsommer 2018: 60 Prozent). Gleichbleibend 36 Prozent bewerten ihre Lage als befriedigend und nur knapp 5 Prozent klagen über schlecht laufende Geschäfte (4 Prozent). Weiterhin überwiegt bei den Betrieben der Optimismus beim Blick in die Zukunft, wenngleich sich auf hohem Niveau eine kleine Eintrübung ergeben hat: 28 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass sich ihre Geschäfte in den kommenden zwölf Monaten verbessern werden (Frühsommer 2018: 33 Prozent). 62 Prozent erwarten gleichbleibenden Geschäftserfolg (60 Prozent) und 9 Prozent der Betriebe rechnen mit einer Verschlechterung ihrer Situation (7 Prozent).

„Auch die gewerblichen Investitionen in Maschinen, Digitalisierungsmaßnahmen und Innovationen bleiben eine wichtige Stütze des Aufschwungs“, sagt Breuning. So seien die Investitionspläne der Südwestbetriebe im Vergleich zum Frühsommer nahezu unverändert. 34 Prozent der Betriebe planen, in den nächsten zwölf Monaten mehr in Deutschland zu investieren als in den zwölf Monaten zuvor (36 Prozent), weiterhin nur 11 Prozent planen, diese Investitionen zurückzufahren.

„Die Unruhe auf den Weltmärkten – vor allem der nahende Brexit und der Zollstreit zwischen USA und China – scheinen die Betriebe nun offenbar zu spüren“, sagt IHK-Präsidentin Breuning. So ist der Anteil der Industrieunternehmen, die steigende Auftragseingänge aus dem Ausland verzeichnen, seit Jahresbeginn 2018 von 43 Prozent auf 30 Prozent zurückgegangen. Verdoppelt auf 14 Prozent hat sich die Zahl der Betriebe, die mit einer zurückgehenden Auslandsnachfrage rechnen.

Auch der Fachkräftemangel ist ein Dämpfer für viele Betriebe im Land. 61 Prozent aller antwortenden Unternehmen sehen darin ein Geschäftsrisiko. „Inzwischen kann man in vielen Landesteilen fast von Vollbeschäftigung sprechen“, so IHK-Präsidentin Breuning mit Blick auf den Arbeitsmarkt. Im Landesdurchschnitt ist die Arbeitslosenquote im September gegenüber dem Vorjahr von 3,4 auf 3,1 Prozent gesunken. Fast 115.000 freie Stellen sind bei den Arbeitsagenturen gemeldet. Dementsprechend hat die Zahl der Betriebe mit Stellenbesetzungsproblemen zugenommen: Aktuell haben von allen Unternehmen auf Personalsuche 78 Prozent offene Stellen, für die sie kein geeignetes Personal finden können (Herbst 2017: 75 Prozent). Die Beschäftigungspläne lassen befürchten, dass sich dieser Engpass weiter verschärft: So wollen mehr als ein Viertel der Betriebe ihre Belegschaft vergrößern. Nur 13 Prozent planen, weniger Personal zu beschäftigen als zuvor. Sechs von zehn Betrieben wollen ihren Personalbestand unverändert lassen, haben also ebenso Ersatzbedarf, wenn Mitarbeiter den Betrieb verlassen.

Blick in die Branchen: In der Industrie sind weiterhin die Kapazitäten stark ausgelastet, die Auftragsbücher gut gefüllt und die Umsätze steigen. Die Zuversicht für die kommenden zwölf Monate ist allerdings leicht gedämpft durch die etwas schwächeren Zuwächse beim Auftragseingang aus dem In- und Ausland. Die steigenden Investitionen der Betriebe selbst weisen aber auch auf Optimismus hin. In der Bauwirtschaft laufen die Geschäfte so gut wie nie zuvor: 80 Prozent der Betriebe geht es gut, 19 Prozent bewerten ihre Situation als befriedigen und nur knapp
1 Prozent ist unzufrieden. Die Mehrheit der Betriebe geht davon aus, dass ihre Geschäfte auf gleichem oder besserem Niveau weiterlaufen. Von dieser Situation profitiert auch der industrie- und baugewerbenahe Großhandel, der nur leicht schwächere Geschäfte meldet als noch im Frühsommer. Im Einzelhandel melden zwei Drittel der Betriebe stabile oder steigende Umsätze, fast ein Drittel meldet jedoch Einbußen. Die Erwartungen bleiben verhalten. Die Zufriedenheit der Dienstleister ist weiterhin groß. Besonders gefragt sind Architektur- und Ingenieurdienstleistungen sowie Informations- und Kommunikationstechnik-Anbieter, die von der Digitalisierung der Wirtschaft profitieren. In allen anderen Dienstleistungsbranchen ist die Zahl der Betriebe mit wachsendem Auftragsvolumen zurückgegangen, was die Erwartungen für die kommenden Monate etwas trübt. Die Sommermonate sind für viele Hotels und Gastronomiebetriebe positiv verlaufen: Eine verbesserte Gewinnentwicklung hat die Zufriedenheit auf hohem Niveau weiter steigen lassen. Hauptsorge der Branche ist der akute Fachkräftemangel – rund neun von zehn Betrieben sind betroffen.

PM IHK Region Stuttgart

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