Die gute Stimmung bei den Unternehmen in Baden-Württemberg hat sich seit Jahresbeginn noch einmal verstärkt. Die Wirtschaft rechnet sogar damit, dass sich ihre Lage in den kommenden Monaten weiter verbessert.
Für die Zuversicht sorgt vor allem die gestiegene Nachfrage aus dem In- und Ausland. Zu diesem Schluss kommt die Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammern (IHKs) in Baden-Württemberg, an der sich knapp 3.600 Unternehmen aus Industrie, Handel und Dienstleistung beteiligt haben. „Angesichts anhaltender Probleme wie den Krisen in Griechenland und der Ukraine oder der für unsere Unternehmen belastenden Steuer- und Arbeitsmarktpolitik der Bundesregierung ist diese positive Grundhaltung bei den Unternehmen fast schon eine Überraschung“, sagt Andreas Richter, Hauptgeschäftsführer der IHK Region Stuttgart und Federführer Volkswirtschaft der baden-württembergischen IHKs. „Die positive Arbeitsmarktsituation, der steigende Konsum, der niedrige Ölpreis und sinkende Zinsen zusammen mit der erstarkten Nachfrage haben sich offenbar gegen die wirtschaftshemmenden Faktoren durchgesetzt“, so Richter weiter.
Insgesamt rund 94 Prozent der Unternehmen halten ihre aktuelle Lage für gut oder befriedigend. Nur noch sechs Prozent der Umfrageteilnehmer sind mit ihrer Lage unzufrieden. Das ist insgesamt nochmals eine leichte Verbesserung im Vergleich zum Jahresbeginn. Ein Drittel der Unternehmen, fünf Prozent mehr als Anfang des Jahres, glaubt zudem an weitere Verbesserungen in den kommenden zwölf Monaten. Nur noch jeder zehnte Betrieb hat negative Erwartungen. Damit ist die Zahl der Pessimisten seit Jahresbeginn um drei Prozentpunkte gesunken. Besonders positiv gestimmt ist die Industrie, 36 Prozent der Betriebe rechnet mit weiteren Verbesserungen. Auch ein Drittel der Handels- und Dienstleistungsunternehmen schaut optimistisch nach vorne.
Verantwortlich für diese gute Stimmung ist in erster Linie die gestiegene Nachfrage: Aktuell 35 Prozent der Unternehmen verzeichnen einen steigenden Auftragseingang (plus acht Prozentpunkte im Vergleich zum Jahresbeginn). Eine rückläufige Nachfrage vermelden 14 Prozent der Betriebe (Jahresbeginn: 18 Prozent). Es profitieren vor allem die Branchen Großhandel, Transport- und Verkehrsgewerbe sowie die Industrie von dieser gestiegenen Nachfrage. Insgesamt berichten jetzt 38 Prozent der Industrieunternehmen von gestiegenen Auftragseingängen – das sind zehn Prozent mehr als noch zu Jahresbeginn.
Die Impulse aus dem Ausland kommen vor allem aus Asien – insbesondere China – und den USA. Etwa die Hälfte der exportierenden Industrieunternehmen rechnet mit weiterer Nachfragesteigerung aus diesen Ländern. Ein knappes Drittel der Industriebetriebe glaubt auch, dass die Exporte in die Länder der Eurozone zunehmen werden. Dagegen sind die Erwartungen gegenüber Aufträgen aus den GUS-Staaten eher negativ.
Auf der Grundlage dieser insgesamt positiven Stimmung bröckelt die bisherige Investitionszurückhaltung der Unternehmen. 35 Prozent der Betriebe rechnen mit steigenden Inlandsinvestitionen. Zwei Drittel der Betriebe planen dabei Ersatzinvestitionen, 39 Prozent der Unternehmen wollen angesichts steigender Arbeitskosten und Fachkräftemangel rationalisieren. Über ein Drittel der Betriebe gibt an, investieren zu wollen, um Innovationen zu realisieren. „Um dieses zarte Pflänzchen Investitionsbereitschaft in der Wirtschaft nachhaltig zu stärken, brauchen wir ein investitionsfreundliches Wirtschaftsklima“, fordert Richter. Nötig sei zum Beispiel die Beseitigung von Engpässen im Straßennetz durch einen bedarfsgerechten Ausbau. „Kontraproduktiv sind dagegen Maßnahmen wie die Erbschaftsteuerreform, die Familienunternehmen beim Generationenwechsel Betriebsvermögen entzieht, so dass sie weniger investieren können“, so der IHK-Hauptgeschäftsführer weiter.
Die Beschäftigungspläne der Unternehmen zeigen nach wie vor leicht nach oben: Ein gutes Fünftel der Betriebe will Personal einstellen, zwei Drittel planen keine Veränderungen. Nur zwölf Prozent rechnen mit einem Personalabbau. Nach wie vor stellt der Fachkräftemangel jedoch für jedes vierte Unternehmen ein großes Risiko für die geschäftliche Entwicklung dar.
PM