Für den Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) war 2014 insgesamt ein sehr erfolgreiches Jahr: 357 Millionen Fahrten sind innerhalb des Verbundgebietes im vergangenen Jahr mit Bus und Bahn unternommen worden – darunter 343 Millionen bezahlte Fahrten und 14 Millionen unentgeltliche Fahrten schwerbehinderter Fahrgäste. Das sind insgesamt 8 Millionen bzw. 2,4 Prozent mehr Fahrten als 2013. Ein Teil des Zuwachses ist auf die Teilintegration des Landkreises Göppingen zurückzuführen.
„Mit diesem Jahresergebnis können wir alle zusammen sehr zufrieden sein. Damit war aufgrund des hohen Niveaus 2013 nicht zu rechnen“, erklärt VVS-Geschäftsführer Horst Stammler. „Immer mehr Menschen fahren regelmäßig mit dem VVS – die neu aufgelegten Tarifangebote beim FirmenTicket und SeniorenTicket sind gut angenommen worden. Die Investitionen in ein verbessertes Verkehrsangebot haben sich gelohnt. Ein herzlicher Dank an alle Fahrgäste, die uns trotz mancher Erschwernisse wie Pünktlichkeitsproblemen bei der S-Bahn sowie Fahrtausfällen aufgrund von Streiks die Treue gehalten haben.“
2014 gab es im öffentlichen Nahverkehr so viele Streiks wie noch nie. Im Frühjahr wurde die Stuttgarter Straßenbahn an zwei Tagen bestreikt und im Sommer die privaten Busunternehmen. Ende des Jahres bestreikte die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) an mehreren Tagen die S-Bahn Stuttgart und den Regionalverkehr.
Bundesweit betrug das Fahrgastplus im öffentlichen Personennahverkehr 2014 gegenüber dem Vorjahr nach aktuellen Angaben des Statistischen Bundesamtes 0,5 Prozent. „Mit unserem Ergebnis liegen wir absolut in der Spitzengruppe der deutschen Verkehrsverbünde“, freut sich VVS-Geschäftsführer Thomas Hachenberger.
Zahl der Abonnenten insgesamt weiter gestiegen
Mit den günstigen Konditionen beim Abonnement gewinnt der VVS neue Stammkunden in allen Teilmärkten. Seit 2011, als das neue Aboverfahren mit monatlicher Abbuchung und einem um zwei volle Monate rabattierten Jahrespreis eingeführt wurde, klettert die Zahl der Abonnenten stetig in die Höhe. Zum Jahresbeginn 2011 hatte der VVS 18.000 Abo-Kunden – inzwischen hat die Zahl sich vervierfacht: Aktuell beziehen bereits 74.500 Kunden ihr JahresTicket im Abonnement. Hinzu kommen rund 59.000 Kunden im FirmenTicket, das mittlerweile ausschließlich im Abonnement ausgegeben wird.
Neues FirmenTicket kommt gut an
Gegenüber dem Vorjahr ist die Zahl der beförderten Personen im Berufsverkehr um 2,9 Prozent auf 111 Millionen gestiegen. Diese Entwicklung ist nicht nur auf die gute Konjunktur mit deutlich höheren Beschäftigtenzahlen in der Region Stuttgart zurückzuführen, sondern auch auf das neue FirmenTicket. Zum 1. April 2014 wurde das FirmenTicket durch ein neues Anreizmodell noch attraktiver. Zahlt der Arbeitgeber seinen Mitarbeitern mindestens zehn Euro Zuschuss im Monat für das Ticket, erhalten diese vom VVS weitere fünf Prozent Nachlass. Außerdem können kleinere Unternehmen sich nun wieder zusammenschließen und für ihre Mitarbeiter ein günstiges FirmenTicket anbieten. VVS-Geschäftsführer Thomas Hachenberger: „Wir möchten es den Firmen leichter machen, ihren Mitarbeitern eine umweltfreundliche und stressfreie Fahrt zum Arbeitsplatz mit Bus und Bahn zu ermöglichen. Das FirmenTicket wird damit für die Unternehmen zu einem wichtigen Baustein eines modernen betrieblichen Mobilitätsmanagements.“ Vorbildfunktion hatte die Landeshauptstadt Stuttgart, die ihren Beschäftigten einen Zuschuss zum FirmenTicket in Höhe von fast 30 Euro leistet. Deutlich über 50 Prozent aller städtischen Mitarbeiter sind nun im Besitz eines VVS-Firmentickets. Viele Firmen gewähren ihren Mitarbeitern nun den Zuschuss zum FirmenTicket. Das Modell kommt an: Die Zahl der FirmenTicket-Abonnenten ist seit Dezember 2013 von 49.300 auf 58.700 im Dezember 2014 gestiegen (+19,1 Prozent).
Wieder Zuwachs beim SeniorenTicket
Die Zahl der verkauften SeniorenTickets war jahrelang rückläufig, trotz der Tatsache, dass es immer mehr ältere Menschen in Deutschland gibt. Dies änderte sich mit dem Wegfall der Sperrzeit und der Umgestaltung des Abos im Jahr 2011. Seither klettern die Verkaufszahlen stetig in die Höhe. „Dennoch haben wir noch ein weiteres Mal an unserem SeniorenTicket gefeilt“, berichtet VVS-Geschäftsführer Horst Stammler. Seit 1. Januar 2014 können die Senioren mit ihrem JahresTicket ohne Zuzahlung im gesamten VVS-Netz fahren. „Mit unserem unschlagbaren Preis konnten wir in erheblichem Umfang neue Stammkunden gewinnen.“ Viele Senioren sind wie erwartet vom Monats- auf das JahresTicket umgestiegen. Gegenüber dem Vorjahr sind die Fahrten mit dem SeniorenTicket um 6,9 Prozent auf gestiegen. Rund drei Viertel aller Kunden mit SeniorenTicket nutzen inzwischen das JahresTicket. Das sind fast 30.000 Senioren, 23,5 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Das SeniorenTicket kostet aktuell 42,50 Euro im Monat (monatliche Abbuchung im Abonnement).
Stabile Lage im Ausbildungsverkehr
Im Ausbildungsverkehr haben die Fahrgastzahlen um 1,4 Prozent zugenommen. Überraschenderweise gibt es beim Scool-Abo trotz der seit Jahren sinkenden Schülerzahlen wieder ein leichtes Plus von 0,7 Prozent. Weniger überraschend war der Zuwachs bei den StudiTickets. Die Zahl der Studierenden an den Hochschulen in der Region Stuttgart ist erneut gestiegen. Das Plus beim StudiTicket betrug 3,6 Prozent. Bei den Studis macht sich der digitale Trend besonders bemerkbar: Rund die Hälfte aller StudiTickets wird mittlerweile online gekauft und zu Hause ausgedruckt. Studierende, die im VVS-Gebiet wohnen, aber eine Hochschule in einem der Nachbarverbünde (zum Beispiel in Pforzheim, Heilbronn oder Tübingen) besuchen, können ein „Anschluss-StudiTicket“ kaufen. Das Angebot wird weiterhin stark nachgefragt: Bei den Verkaufszahlen gibt es ein Plus von 11,2 Prozent.
Leichtes Wachstum im Gelegenheitsverkehr
Im Gelegenheitsverkehr ist die Zahl der Fahrten um 2,0 Prozent auf 60 Millionen wieder gestiegen, nachdem sie im Vorjahr leicht rückläufig war. Im Gelegenheitsverkehr spielt das EinzelTicket inklusive des KurzstreckenTickets die wichtigste Rolle. Hier war ein überraschendes Plus von 4,2 Prozent zu verzeichnen, während das 4er-Ticket mit 4,0 Prozent rückläufig war. Das TagesTicket ist nach wie vor beliebt und konnte sogar ein Plus von 6,2 Prozent verzeichnen.
„Die Entwicklung im Gelegenheitsverkehr wird inzwischen stark beeinflusst von den digitalen Medien“, so Hachenberger. Immer mehr Verkäufe werden mobil mit dem Smartphone getätigt. Über die App „VVS mobil“ kann man Einzel- und TagesTickets als HandyTicket kaufen. Das EinzelTicket auf dem Smartphone ist sogar günstiger als am Automaten: Es kostet nur so viel wie ein Abschnitt auf dem 4erTicket. Der VVS sieht sich bei den digitalen Medien mit seiner Fahrplanauskunft in Echtzeit, den Störungsinformationen und dem integrierten Ticketkauf als „Vorreiter“ und kündigt für 2015 neue Initiativen an.
Erfolgreicher Einzug in die digitale Welt
Die kostenlose App „VVS mobil“ wurde inzwischen rund 850.000 mal heruntergeladen. Es gibt sie für Smartphones mit den Betriebssystemen Android, iOS, BlackBerry und seit wenigen Tagen auch für WindowsPhones. Über eine Million Fahrplanauskünfte pro Tag werden über die App eingeholt – das sind drei Viertel aller Abfragen in der elektronischen Fahrplanauskunft (EFA) des VVS.
Für die meisten Verbindungen stehen mittlerweile Echtzeitdaten zur Verfügung. Im Laufe des Jahres werden für die regionalen Busunternehmen im VVS flächendeckend Fahrplandaten in Echtzeit angezeigt. Bei Verspätungen werden die Anschlüsse neu berechnet. Kunden können sich Informationen über Störungen bei Bus und Bahn auch direkt aufs Smartphone schicken lassen. 130.000 mal wurde der Pushdienst für die VVS-Störungsmeldungen bereits abonniert. Die Meldungen werden im Übrigen auch in den VVS-Twitter-Kanal eingespeist und als E-Mail verschickt.
Auch der direkte Ticketkauf ist über die App möglich. Im April 2012 wurde das HandyTicket eingeführt. Das praktische Angebot wird immer mehr genutzt: Von Januar bis Dezember 2014 wurden rund als 1,6 Millionen Einzel- und TagesTickets mit dem Handy gekauft – 78,2 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Damit wurden bereits rund fünf Millionen Euro Umsatz gemacht.
In den Startlöchern steht das auch das elektronische Ticket. Zunächst erhalten die Abonnenten eine Chipkarte statt wie bisher den Verbundpass und die Wertmarke. Die Fahrtberechtigung, das die zeitliche und örtliche Gültigkeit, ist auf dem Chip gespeichert. „Wenn alles gut geht, können wir in der zweiten Jahreshälfte mit der Ausgabe der Chipkarte beginnen“, hofft Stammler. Mit der Chipkarte können übrigens nicht nur Bus und Bahn genutzt werden. Weitere Funktionen werden integriert. Die Karte kann von den Kunden zum Beispiel auch als Zugangsmedium für andere nachhaltige Mobilitätsangebote wie Carsharing und E-Bikes genutzt werden. Dass multimodale Mobilitätsangebot im Trend sind, zeigt die starke Nutzung von car2go in Stuttgart – und eine brandaktuelle Umfrage der Bausparkasse Wüstenrot: Jede vierte Stuttgarter unter 40 Jahre nutzt bereits Car-Sharing-Angebote. Für den VVS ist die Vernetzung der neuen Mobilitätsangebote mit dem öffentlichen Nahverkehr eine wichtige Zukunftsaufgabe.
Auch monetär ein Erfolg
Die gute Entwicklung bei den Fahrgastzahlen macht sich auch in das Kasse bemerkbar: Die Fahrgeldeinnahmen sind 2014 bei einer Tarifanpassung von 2,8 Prozent zum 1. Januar 2014 um 6,6 Prozent auf 475 Millionen Euro gestiegen. (sz)
PM