Weiterhin Hochstimmung in regionaler Wirtschaft – Handelshemmnisse, DSGVO und Fahrverbote treiben Betriebe um

„Die Unruhe auf den Weltmärkten hat den Betrieben im Großraum Stuttgart bisher offenbar nicht geschadet. Fast alle Unternehmen sind weiterhin zufrieden mit ihren aktuellen Geschäften“, fasst Marjoke Breuning, Präsidentin der Industrie- und Handelskammer (IHK) Region Stuttgart, die Ergebnisse der aktuellen IHK-Konjunkturumfrage zusammen. Die florierende Weltwirtschaft sowie die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank sorgen für kräftige Impulse aus dem Ausland. Im Inland bewirken ein robuster privater Konsum, eine ausgabenfreudige öffentliche Hand sowie ein merklich verbessertes Investitionsklima eine anhaltend starke Nachfrage bei Produkten und Dienstleistungen. An der IHK-Konjunkturumfrage haben rund 900 Betriebe aller Branchen und Größenklassen im Großraum Stuttgart teilgenommen.

Mehr als neun von zehn Betrieben im Großraum Stuttgart schauen auch optimistisch auf die kommenden zwölf Monate. „Die gefühlte Unsicherheit in der Unternehmerschaft nimmt aber zu: Die protektionistische Strategie von US-Präsident Trump darf nicht zu einem Handelskrieg führen, denn das könnte der exportorientierten Wirtschaft hier vor Ort einen merklichen Dämpfer geben“, so Breuning. Die USA sind der wichtigste Handelspartner der Unternehmen in Baden-Württemberg. Zudem beschäftigen der nahende Brexit, die neue Unsicherheit im Iran-Geschäft oder die Schwierigkeiten beim Handel mit Türkei und Russland die Betriebe im Land, wie die aktuelle IHK-Umfrage „Going International“ zeigt. Vorerst ist die Stimmung bei den Betrieben in der Region Stuttgart jedoch ausgezeichnet. Das Allzeithoch von Jahresbeginn 2018 wurde nur knapp unterschritten: 59 Prozent der befragten Unternehmen in der Region Stuttgart bewerten ihre aktuelle Lage gut (Jahresbeginn: 61 Prozent), 38 Prozent als zufriedenstellend (Jahresbeginn: 36 Prozent). Mit 3,6 Prozent der Befragten beklagen nochmals etwas weniger Unternehmen als bei der vorangegangenen Umfrage eine schlechte Situation (Jahresbeginn: 3,7 Prozent).

Wie schon im Januar erwarten auch im Frühsommer 93 Prozent für die nächsten zwölf Monate bessere oder gleich bleibende Geschäfte. Dabei reduzierte sich im Vergleich zum Jahresstart der Anteil der Optimisten um drei Prozentpunkte auf 34 Prozent, die Zahl der Betriebe mit neutralen Erwartungen stieg von 56 auf 59 Prozent. Wie zuvor befürchten knapp sieben Prozent Einbußen für ihr Geschäft.

Dem vorherrschenden Optimismus entsprechend sind die Pläne für Inlandsinvestitionen und Beschäftigtenzahl weiterhin positiv: 40 Prozent aller Unternehmen planen, mehr als im Vorjahr in Deutschland zu investieren, 48 Prozent gleich viel. Zwölf Prozent wollen ihre Investitionsbudgets hingegen kürzen. Von zusätzlichem Personalbedarf gehen 32 Prozent der Befragten aus (Jahresbeginn: 31 Prozent), rund 57 Prozent der Unternehmen wollen ihre Belegschaft konstant halten (Jahresbeginn: 56 Prozent). Nur noch zwölf Prozent planen einen Personalabbau, zuvor waren es 13 Prozent. Zentrales Hemmnis für den Personalaufbau bleibt der Fachkräftemangel, den weiterhin fast zwei Drittel der befragten Betriebe als Geschäftsrisiko nennen – die häufigste Nennung unter allen Risiken.

„Angesichts der Unsicherheit, die im Auslandsgeschäft am Horizont aufzieht, wird umso wichtiger, dass die Betriebe hier vor Ort gute Rahmenbedingungen vorfinden“, sagt die IHK-Präsidentin. Eine Reform der Unternehmensbesteuerung in Deutschland sei überfällig, so könnten Mittel für weitere Investitionen in die Zukunftsfähigkeit frei werden. Weiter treibe die Unternehmen in der Region um, welche Maßnahmen die Landesregierung aus dem Fahrverbote-Urteil des Bundesverwaltungsgerichts vom Februar ableiten wird. Außerdem bindet das Thema Datenschutz zurzeit in vielen Betrieben Ressourcen: „Die Datenschutzgrundverordnung, die am vergangenen Freitag in Kraft getreten ist, war in den letzten Monaten Thema Nummer eins in der Beratung unserer IHK-Mitgliedsbetriebe“, so Breuning.

Blick in die Branchen: Die Industrie in der Region Stuttgart profitiert dank ihrer starken globalen Präsenz weiterhin vom kräftig wachsenden Welthandel sowie im Inland vor allem vom zunehmend intensiveren Investitionsgeschehen. In der Bauwirtschaft fördern die weiterhin günstigen Finanzierungsbedingungen den Boom beim privaten Wohnungsbau. Die gute Gesamtkonjunktur lässt zudem den gewerblichen Hochbau kräftig expandieren. Diese Situation sorgt für einen neuen Zufriedenheitsrekord im Baugewerbe. Auch die Dienstleister befinden sich weiterhin in Hochstimmung. Neben den Beratern und dem Service im Bereich Informations- und Kommunikationsdienste ist auch die Zufriedenheit im Verkehrs- und Transportgewerbe auf anhaltend hohem Niveau. Im Einzelhandel ist die Lage weiterhin positiv, aber leicht gedämpft im Vergleich zum Jahresbeginn. Im Großhandel ist dagegen die Euphorie vom Jahresauftakt vorerst verflogen, aber den Betrieben geht es immer noch viel besser als im Einzelhandel.

PM IHK Region Stuttgart

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