Für die heimische Wirtschaft ist der Anschluss des Landkreises Göppingen ans S-Bahn-Netz der Region Stuttgart längst überfällig. Einmütig plädierten die von Bundesverband mittelständischen Wirtschaft (BVMW) befragten heimischen Unternehmer für einen raschen Beitritt des Landkreises als Vollmitglied in den Verkehrsverbund Stuttgart. Stefan Klebert, Vorstandsvorsitzender beim Pressenhersteller Schuler: „Für die Vollintegration wird es höchste Zeit, denn im Wettbewerb um Fachkräfte kann die lokale Wirtschaft mit dem Ballungszentrum Stuttgart andernfalls nicht auf Dauer bestehen.“
Die Vollintegration des Landkreises Göppingen in den Verkehrsverbund Stuttgart (VVS) kann nicht mehr aufgeschoben werden. Lothar Lehner aus Geislingen, Vorsitzender des BVMW Kreisverband Göppingen, kennt die Auffassung vieler Unternehmer zu genüge. Oft genug hört Lehner bei Veranstaltungen und Gesprächen Klagen über die schlechte Anbindung des Landkreises an den Ballungsraum. Eine Umfrage unter Unternehmern aus dem Landkreis bestätigt das Stimmungsbild.
Stefan Klebert, der Vorstandsvorsitzende von Schuler, einem der größten Arbeitgeber im Landkreis, drängt auf die Vollmitgliedschaft des Landkreises im VVS. Durch die Teilintegration sei man schon jetzt gut an den Großraum Stuttgart angebunden, so Klebert. „Wir unterstützen aber eine Vollintegration, weil dadurch der gesamte Landkreis Göppingen und damit auch unser Standort mehr ins Bewusstsein der Region rückt. Und dafür wird es höchste Zeit, denn im Wettbewerb um Fachkräfte kann die lokale Wirtschaft mit dem Ballungszentrum Stuttgart andernfalls nicht auf Dauer bestehen.“
„Als international tätiges Unternehmen ist es für uns sehr wichtig eine vernünftige Anbindung an die öffentlichen Nahverkehrsmittel zu haben. Kunden sowie Mitarbeiter sind im Zeitalter von Megastaus auf der A8 und der B10 immer mehr auf den Zug als Alternative angewiesen“, weiß Tobias Gölz, Chef von G-Nature AG Naturfarben in Süßen.
Nicht anders sieht es Matthias Füchtner, Geschäftsführer beim Lebensmittelhändler Staufer‘s Edeka. „Eine vollwertige S-Bahn-Verbindung in den Landkreis ist wertvoll für die Lebensqualität der ,Filstäler‘ und für das Image und das Selbstverständnis des Landkreises innerhalb der Region Stuttgart. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt für diese
wichtige zukunftsorientierte Investition.“
WMF-Manager Dr. Clemens Wöhrle aus Geislingen hält die Vollintegration in den VVS für unverzichtbar: „Wir sind mit rund 100 Lehrlingen einer der größten Ausbilder im Kreis. Viele von ihnen kommen schon heute, dank der Teilintegration in den VVS, aus dem Raum Stuttgart. Weil der Öffentliche Nahverkehr dort gut funktioniert, machen viele der jungen Leute keinen Führerschein mehr – was dann in Geislingenmit den weniger guten Verbindungen zu Problemen führen kann. Und auch viele Leiharbeiter haben heute kein Auto. Will man gute Kräfte bekommen, ist die
Anbindung essenziell. Daneben gibt es noch ein weiteres Ziel, bei dem der VVS helfen kann. Heutzutage wird es immer wichtiger, nachhaltig zu produzieren.
Das ist Teil der Wertigkeit einer Marke. Deshalb hat die WMF ein großes Interesse daran, möglichst viele Mitarbeiter von der Straße auf die Schiene zu bringen. Denn das trägt am Ende auch zur CO2-Reduzierung bei der Herstellung der WMF Produkte bei.“
Dr. Lukas Kuhn, Vorstandsmittglied der Volksbank Göppingen hält die Vollintegration des Landkreises in den VVS mit Blick auf die erforderliche Zukunftsfähigkeit und die damit einhergehende Attraktivität der Region Göppingen für zwingend geboten. „Nicht umsonst ist der Kreis Göppingen innerhalb der Metropol- bzw. Wirtschaftsregion Stuttgart, die sich aus den Kreisen Böblingen, Esslingen, Göppingen, Ludwigsburg, Rems-Murr und Stuttgart zusammensetzt, gemäß Prognos-Zukunftsatlas 2016 das schwächste Glied in der Kette. Gemeinsam lassen sich die anstehenden Herausforderungen, wie bessere Verzahnung und
Zusammenarbeit der Kreise sowie die Entwicklung neuer technologischer Lösungen basierend auf der rasant voranschreitenden Digitalisierung, effizienter und demzufolge kostengünstiger gestalten. Hiervon bin ich ausnahmslos überzeugt. Ich appelliere an die Kreisräte, ihre Entscheidung weitsichtig zu treffen und dadurch für
eine prosperierende zukunftsfähige Region Göppingen zu sorgen“ so das Vorstandsmitglied der Genossenschaftsbank.
Für die Vollintegration in den VVS ist auch Hartmut Schüle aus. Der Börtlinger pendelt seit gut sieben Jahren zu seinem Arbeitsplatz im Stuttgarter Bankhaus Bauer AG. „Wenn man nicht mit dem Auto fahren will, dann bleiben ja nur zwei Möglichkeiten, um nach Stuttgart zu kommen. Über Göppingen auf der Filstalbahn oder über Schorndorf mit der S-Bahn. Ich habe mich ganz klar für die S-Bahn ab Schorndorf entschieden, die dort morgens und abends im 15-Minuten-Takt verkehrt. Das heißt aber auch, dass man dann seine Einkäufe gleich in Schorndorf erledigt“ so der Bankmanager, der im Bankhaus Bauer fürs Private Banking zuständig ist. Eine Integration des Landkreises in den VVS ist für Schüle schon seit Jahren überfällig, schließlich wolle doch der Kreis in die Region mit eingebettet sein. „Und wenn die Schnellbahnstrecke einmal fertig ist, dann denkt kein Mensch ans Filstal. Dieser Entwicklung gelte es vorzubeugen.“
PM