Transformationsbündnis Automobilwirtschaft Region Stuttgart gegründet

Neue Initiative will den Wandel in der bedeutendsten Branche der Region aktiv begleiten

Als Reaktion auf die grundlegenden Umbrüche in der Automobilbranche hat sich am Freitag das „Transformationsbündnis Automobilwirtschaft Region Stuttgart“ gegründet. Es soll den Strukturwandel in der Branche aktiv begleiten. Aufgrund tiefgreifender technologischer, struktureller und gesellschaftlicher Veränderungen stehen die Wertschöpfungsketten der Automobilindustrie unter starkem Veränderungsdruck. Digitalisierung, Car-Sharing und vernetzte Autos lassen neue Geschäftsmodelle entstehen. Vom Vormarsch von Elektroantrieben und dem Verlust von globalen Marktanteilen für den Verbrennungsmotor sowie von der Entwicklung hin zum autonomen Fahren ist die wichtigste Branche der Region stark betroffen. Der Wohlstand der Region Stuttgart beruht zu einem erheblichen Teil auf dem wirtschaftlichen Erfolg der Automobilwirtschaft, in der mehr als 200.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte einen Arbeitsplatz haben.

Zur Gründung des Bündnisses hatte die Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH (WRS) eingeladen, wo auch dessen Geschäftsstelle angesiedelt sein wird. Die dafür notwendigen Finanzmittel hat die Regionalversammlung des Verbands Region Stuttgart bereitgestellt. Zuvor hatte die IG Metall gemeinsam mit den Brancheninitiativen der Landesregierung – dem Strategiedialog Automobilwirtschaft BW und dem Transformationsrat Automobilwirtschaft – angeregt, entsprechende Aktivitäten in der Region Stuttgart zu organisieren. Mitgliedsorganisationen der Fachkräfteallianz Region Stuttgart bringen als Gründungsmitglieder ihre Kompetenzen zur Arbeitswelt in das regionale Transformationsbündnis ein. Um die vielfältigen Aspekte des Wandels – Technologie, Arbeitswelt und Infrastruktur – möglichst umfassend behandeln zu können, ist die Mitarbeit weiterer Unternehmen, Institutionen, wissenschaftlicher Einrichtungen und Verbände notwendig und erwünscht.

„Zunächst geht es darum, uns Orientierung zu verschaffen“, erklärt WRS-Geschäftsführer Dr. Walter Rogg. „Was sind die Technologien von morgen, welche Komponenten fallen in welchem Zeitraum durch den Wandel weg und welche Chancen entstehen durch neue Geschäftsfelder, etwa für Entwicklungsdienstleister und digitale Startups? Welche Qualitäten und Kompetenzen sind künftig bei den Mitarbeitern gefordert und wie schaffen wir durch Qualifizierung möglichst reibungslose Übergänge? Sobald wir über ein verlässliches Bild verfügen, können wir auf regionaler Ebene konkrete Strategien entwickeln. Innovation, Veränderungsmanagement und Bildung werden dabei eine zentrale Rolle spielen.“

 

Uwe Meinhardt, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Stuttgart

„Im Zusammenhang mit dem Transformationsprozess des Automobilsektors beobachten wir in den Betrieben vor Ort zunehmende Unsicherheit bei den Beschäftigten. Die drängende Frage nach der Zukunft ihrer Arbeitsplätze muss jetzt beantwortet werden: Die Sicherung der Standorte und somit möglichst vieler Arbeitsplätze in der Region hat für uns oberste Priorität. Dies ist uns durch Vereinbarungen zur Zukunftssicherung bei den großen Automobilherstellern bereits gelungen. Jetzt geht es darum, die Beschäftigung entlang der gesamten Wertschöpfungskette, insbesondere im Bereich der Zulieferer abzusichern. Dieser Wandel gelingt am besten mit tariflicher Begleitung, engagierten Vertrauensleuten und starken Betriebsräten.“

 

Dr. Susanne Koch, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Stuttgart, Sprecherin der Arbeitsagenturen in der Fachkräfteallianz

„Die sich ändernden Rahmenbedingungen für Unternehmen und Beschäftigte stellen uns in der Region vor große Herausforderungen. Wir stehen als Partner zur Verfügung und unterstützen den Transformationsprozess in der Automobilwirtschaft. Zeitgemäße Angebote zur individuellen Beratung, Qualifizierung sowie neue Weiterbildungskonzepte können nur im Austausch und durch die enge Vernetzung mit Unternehmen, Branchenverbänden und Arbeitnehmervertretungen entstehen. Mit der Gründung des Transformationsbündnisses Automobilwirtschaft Region Stuttgart ziehen die Arbeitsmarktakteure der Region an einem Strang, um den Wandel aktiv zu gestalten. Denn nur so kann die Zukunftsfähigkeit der Region Stuttgart dauerhaft gewährleistet werden.

 

Stefan Küpper, Geschäftsführer, Arbeitgeberverband Südwestmetall

„Die Metall- und Elektroindustrie ist das Herz der Wirtschaft in der Region Stuttgart und steht durch die Transformation der Automobilwirtschaft vor großen Herausforderungen. Technologische Umbrüche in der Automobilbranche verändern die Qualifikationsanforderungen in der Metall-und Elektroindustrie und in wichtigen Zuliefer- und Dienstleistungsbereichen. Ausbildung und Qualifizierung müssen diese Anforderungen wirksam aufgreifen. Der Arbeitgeberverband Südwestmetall engagiert sich im Transformationsbündnis Automobilwirtschaft für die Region Stuttgart, damit der Industrie- und Innovationsstandort seine Stellung im internationalen Wettbewerb erhalten und somit Beschäftigung und Wohlstand in der Region Stuttgart zukunftsfähig gesichert werden kann.“

 

Johannes Schmalzl, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Region Stuttgart

„Mit dem digitalen Wandel werden sich die Anforderungen an die Qualifikationen der Beschäftigten stark verändern. Digitale Kompetenz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wird in allen Berufen und Branchen zu einem wesentlichen Erfolgsfaktor der Unternehmen. Das duale System und die Aufstiegsfortbildung haben beste Voraussetzungen, um beruflich Qualifizierte auf die digitalisierte Arbeitswelt vorzubereiten. Die Kammern sind an dem Thema dran und entwickeln zurzeit neue Berufe und Zusatzqualifikationen. Ziel ist es, Fachkräfte zu befähigen, Fachwissen mit Kommunikationstechniken zu vernetzen.
Andreas Fiala, Vizepräsident, Handwerkskammer Region Stuttgart

„Das Handwerk ist Partner der Automobilindustrie: als Zulieferer, Ausbilder, Kunde, Dienstleister für andere Kunden und Sparringspartner der Großunternehmen. Der Umbruch in der Automobilindustrie hat auf das Handwerk direkte Auswirkungen. Das Kfz-Gewerbe spürt die Veränderungen durch die Elektromobilität bereits seit Längerem. Doch auch andere handwerkliche Bereiche sind betroffen, beispielsweise die in der Region Stuttgart besonders bedeutsamen gewerblichen Zulieferer. In dieser Zeit des Übergangs bleiben viele Fragen noch unbeantwortet, etwa wie wir zukünftig arbeiten wollen oder sich Mobilität entwickeln wird. Die Umbruchsituation eröffnet jedoch auch Handlungsspielräume, die wir gemeinsam mit den anderen Partnern nutzen wollen, um Wertschöpfung und Arbeit in der Region Stuttgart zu halten.“

 

Bernhard Löffler, DGB Nordwürttemberg, Regionsgeschäfts­führer

„Für den DGB steht die Mitnahme der Menschen im anstehenden Strukturwandel und den Veränderungen in der Arbeitswelt im Vordergrund: Lebenslanges Lernen, Qualifizierung und Mitbestimmung sind notwendig, dass die Kollegen/innen im Wandlungsprozess mitziehen können. Dazu bedarf es auch der sozialen Ausgestaltung der Arbeit 4.0. Ungelernte, Flüchtlinge und Benachteiligte am Arbeitsmarkt sollen zu Fachkräften einer neuen Arbeitswelt werden. Es muss alles getan werden, um die Chancen zur besseren Entwicklung der persönlichen Bildungskompetenz weiterzuentwickeln.“

PM

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