2017 war konjunkturell erneut ein erfolgreiches Jahr für Deutschland. Nach einigen Jahren als „rote Laterne“ im Ländle, begann der Kreis 2017 seine Aufholjagd. Mit Erfolg wie die neuesten Zahlen von dem Inkassounternehmen und Wirtschaftsauskunftei Creditreform Göppingen zeigen.
2016 noch lag der Landkreis Göppingen bei der Ausfallwahrscheinlichkeit seiner Unternehmen unter den Top 10 in Baden-Württemberg. 2,06% beziehungswiese über 200 Firmen im Kreis konnten Ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen und mussten oft Insolvenz anmelden. Zum Vergleich: In Baden-Württemberg lag das Risiko gesamt bei nur 1,67%.
Im Jahr 2017 konnte der Kreis ordentlich aufholen und musste nur 166 Unternehmensausfälle verkraften. Das macht einen Risikowert von 1,56% für den Kreis, bei einem Risiko im Land von 1,55%. Besondres betroffen waren im Kreis der Handel, das Baugewerbe und das Gastgewerbe, auf die knapp die Hälfe aller Ausfälle entfielen. Allerdings sind diese Branchen traditionell wesentlich stärker mit Risiken versehen. Auffällig sind aber ganz besonders die Branchen IT und Telekommunikation und Logistik, die im Vergleich zu deutschen Gesamtwirtschaft, im Kreis deutlich häufiger in die Insolvenz müssen.
Die großen Kreisstädte sind dabei, mit einer Ausnahme, starke Negativtreiber für den Kreis. Zwar weiß die Stadt Göppingen mit einer Ausfallwahrscheinlichkeit von 1,99% noch ein geringes Risiko auf, ist aber fast 0,5%-Punkte schlechter als der ganze Kreis. Besonders kleine Unternehmen scheinen es in der Stauferstadt schwer zu haben, sowie Unternehmen aus den Bereichen Logistik, Bau und IT.
Ein ähnliches Bild zeichnet sich in Eislingen ab, wo mit einer Ausfallwahrscheinlichkeit das Risiko schon als Mittel eingestuft wird. Auch hier sind es erneut Bau und IT, die stark erhöhte Risiken aufweisen. Allerdings gelingt es Eislingen dennoch sich in der Vergangenheitsbetrachtung erheblich zu verbessern. 2015 und 2016 lag das Ausfallrisiko für Firmen noch bei deutlich über 3%.
Besonders erfreulich ist hingegen die Entwicklung für die Stadt Geislingen. Nach einem eher risikoreichen Jahr 2016 konnte sich die Wirtschaft stabilisieren und liegt nun bei ausgezeichneten 0,57%. Weniger ist kaum zu schaffen.
Für den Kreis wird im Jahr 2018 ein leicht verringertes Ausfallrisiko von circa 1,53% erwartet. Auch die drei großen Kreisstädte dürften sich leicht verbessern.
Ein ganz anderes Bild zeigt jedoch erneut die Überschuldung privater Haushalte. Nach einer leichten Erholung im Jahr 2016, nähert sich die Quote an überschuldeten Personen im Landkreis wieder stark den 9%. Das entspricht rund 17.000 Personen, von denen ein erheblicher Teil bereits harte (gerichtliche) Merkmale aufweist und zudem immer jünger wird. Erneut verschlechtern sich dabei besonders die drei großen Kreisstädte als auch die Gemeinden entlang der B10. Das Schlusslicht trägt dabei erneut die Stadt Geislingen mit einer Quote von 11,86% dicht gefolgt von der Stadt Eislingen mit 11,14%.
Den niedrigsten Wert weist dieses Jahr Schlat auf, lediglich 4,38% der Bewohner kommen ihren Verpflichtungen nicht nach. Ebenfalls ganz vorne dabei sind Wangen, Adelberg, Hattenhofen und Dürnau.
Die deutlichste Verbesserung erreichte ebenfalls Adelberg. Hier konnte die Überschuldung um rund 0,74%-Punkte gesenkt werden. Auch Gammelshausen und Reichenbach konnten sich spürbar erholen.
Schlusslicht ist dieses Jahr Mühlhausen. Um rund 3,2%-Punkte verschlechterte sich die Überschuldungssituation seiner Einwohner und liegt nun bei 9,16%. Gleichzeitig einer der negativen Spitzenwerte im Kreis. Ebenfalls deutlich verschlechtert hat sich Hohenstadt von 6,44% auf 8,57%.
Hinkte die Wirtschaft des Kreises nun einige Jahre den anderen Kreisen in Land und Region hinterher, gelang im Jahre 2017 eine beeindruckende und nötige Aufholjagd. Die schwächelnden großen Städte zeigen jedoch, dass wichtige strukturelle Themen angegangen werden müssen um auch die Städte wieder weniger risikobehaftet zu machen. Zwar sind große Städte, mit mehr Unternehmen, auch anfälliger für mehr Ausfälle, dennoch zeigt die Knappheit an attraktiven Gewerbeflächen und Dauerthemen wie Verkehr und digitaler Infrastruktur deutlichen Handlungsbedarf um die Städte zukunftssicher zu machen.
Bedenklich ist die weiter steigende Überschuldung von privaten Haushalten. Zwar ist der Kreis besser als der Bundesschnitt mit rund 10% überschuldeten Bürgern, doch im Landesvergleich liegt der Landkreis über dem Durchschnitt von knapp 8%. Die Ursachen sind hierbei verschieden, führen aber in vielen Fällen auf mangelnde Haushaltsfähigkeiten zurück. Dank Niedrigszinspolitik sind Finanzierungsbedingungen günstig wie nie, dennoch schätzen viele Bürger im Kreis ihre Fähigkeit Schulden zu finanzieren falsch ein.
PM