Baden-Württembergs Wirtschaftsleistung dürfte 2017 real um 2,5 % steigen, 2,25 % Wachstum für 2018 erwartet
Auch im fünften Aufschwungsjahr scheint der Konjunktur im Südwesten die Luft nicht auszugehen. So sprang die Exportnachfrage nach ihrem Durchhänger 2016 wieder an und lieferte einen wichtigen Beitrag zur Wirtschaftsdynamik. Von der angefachten Auslandsnachfrage profitiert insbesondere das Verarbeitende Gewerbe, dessen reale Umsatzentwicklung verglichen zum Vorjahr abermals anzog. Das aktuelle makroökonomische Umfeld bestehend aus niedrigen Zinsen, hoher Beschäftigung und überdurchschnittlichem Wirtschaftswachstum stimuliert weiterhin den Bausektor. Als sichere Bank erwies sich auch im Jahr 2017 der Arbeitsmarkt, der Dank eines kräftigen Beschäftigungsaufbaus zu einer verlässlichen Stütze der Binnennachfrage wurde. Diese Angaben machte die Präsidentin des Statistischen Landesamtes, Dr. Carmina Brenner, heute zur Wirtschaftsentwicklung im Südwesten. Ein kleiner Wermutstropfen bleibt dennoch, da die Reallöhne verglichen zu den Vorjahren deutlich schwächer wuchsen. Grund hierfür war eine höhere Inflationsrate, die nach Brenner erstmals seit 5 Jahren wieder das Inflationsziel der EZB von unter, aber nahe 2 % erreichte. Insgesamt geht das Statistische Landesamt 2017 von einem realen Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 2,5 % aus.
Auch für 2018 signalisieren Vorlaufindikatoren eine weiterhin robuste Konjunktur. So können sich die Unternehmen im Verarbeitenden Gewerbe über ein Plus bei den Auftragseingängen freuen, der L-Bank-ifo-Index bewegt sich auf Rekordniveau und die Zahl der offenen Stellen überschritt im Jahresdurchschnitt deutlich die 100 000er Marke. Das Statistische Landesamt rechnet 2018 mit einem realen BIP-Wachstum von 2,25 %.
Wirtschaft der Eurozone schaltet einen Gang höher
Die durchschnittliche reale Wirtschaftsleistung baden‑württembergischer Handelspartner dürfte 2017 um 2,7 % und 2018 um 2,6 % zulegen. Ein wichtiger Faktor für die Belebung der weltwirtschaftlichen Dynamik liegt im wirtschaftlichen Comeback der Eurozone begründet. So gelang nach dem zweifachen Schock aus Finanz- und Eurokrise mit einer in Deutschland umstrittenen Geldpolitik die wirtschaftliche Wende. Im Ergebnis wuchs die Eurozone 2016 sogar stärker als die USA. Die neu angeregte Wirtschaftsdynamik strahlt auf den Arbeitsmarkt aus. So konnte die Arbeitslosenquote im Oktober 2017 mittlerweile auf 8,8 % reduziert werden. Ein gestiegenes Verbrauchervertrauen und eine euphorische Stimmung in der Bauwirtschaft sind verantwortlich, dass sich der gesamteuropäische Stimmungsindikator (Economic Sentiment Index) auf seinem höchsten Stand seit Oktober 2000 bewegt. Somit überrascht nicht, dass die EZB im Laufe des Jahres ihre Wachstumsprognose für die Eurozone deutlich nach oben angepasst hat. Für 2017 rechnen die EZB-Volkswirte mit einem realen Wirtschaftswachstum von 2,4 % und für 2018 von 2,3 %.
Tabelle 1
Wirtschaftswachstum in Baden-Württemberg seit 2012 | ||||||
Jahr Quartal |
Konjunktur-indikator | BIP-Kettenindex (real) | ||||
Originalwerte (2010=100) | Saison- und arbeitstäglich bereinigt | |||||
Jahr Quartal1) |
Wachstum zum Vorjahres-quartal in % | gleitende Jahreswachs-tumsrate in % | Quartal1) | BIP-Wachstum gegenüber Vorquartal | ||
1) Ab IV. Quartal 2017 Schätzung.
Datenquellen: Arbeitskreis »Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder«, eigene Berechnungen. © Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, 2017 |
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2012 | X | 105,1 | 2,7 | 2,7 | X | X |
I | 1,25 | 104,5 | 1,6 | 2,7 | 105,4 | 0,2 |
II | 0,72 | 103,9 | 0,3 | 1,6 | 105,3 | −0,0 |
III | 0,59 | 106,1 | 0,4 | 0,8 | 105,3 | −0,0 |
IV | 0,83 | 106,0 | −0,7 | 0,4 | 104,8 | −0,4 |
2013 | X | 105,6 | −0,5 | −0,5 | X | X |
I | 0,51 | 102,4 | −2,1 | −0,5 | 105,0 | 0,1 |
II | 0,45 | 104,7 | 0,8 | −0,4 | 105,7 | 0,7 |
III | 0,70 | 107,6 | 1,4 | −0,1 | 106,2 | 0,5 |
IV | 0,83 | 107,9 | 1,8 | 0,5 | 106,6 | 0,3 |
2014 | X | 107,3 | 1,5 | 1,5 | X | X |
I | 0,95 | 104,6 | 2,2 | 1,5 | 106,7 | 0,2 |
II | 1,17 | 105,2 | 0,5 | 1,5 | 106,7 | −0,0 |
III | 1,21 | 108,7 | 1,0 | 1,4 | 107,5 | 0,8 |
IV | 1,07 | 110,6 | 2,5 | 1,6 | 108,8 | 1,1 |
2015 | X | 110,7 | 1,7 | 1,7 | X | X |
I | 0,89 | 107,4 | 2,7 | 1,7 | 109,5 | 0,7 |
II | 0,92 | 109,4 | 3,9 | 2,6 | 110,6 | 1,0 |
III | 1,12 | 111,9 | 2,9 | 3,0 | 110,9 | 0,2 |
IV | 1,32 | 113,9 | 3,0 | 3,1 | 111,1 | 0,3 |
2016 | X | 113,1 | 2,9 | 2,9 | X | X |
I | 1,08 | 109,3 | 1,8 | 2,9 | 112,0 | 0,8 |
II | 0,75 | 112,9 | 3,2 | 2,7 | 112,4 | 0,4 |
III | 0,82 | 114,4 | 2,2 | 2,5 | 113,3 | 0,8 |
IV | 0,77 | 115,9 | 1,7 | 2,2 | 114,2 | 0,8 |
2017 | X | … | … | … | X | X |
I | 1,05 | 113,6 | 3,9 | 2,7 | 114,6 | 0,4 |
II | 1,08 | 114,7 | 1,6 | 2,3 | 115,9 | 1,2 |
III | 1,10 | 117,0 | 2,3 | 2,4 | 116,5 | 0,5 |
IV | 1,17 | 118,5 | 2,2 | 2,5 | 117,3 | 0,6 |
2018 | X | … | … | … | X | X |
I | 1,19 | … | … | … | … | … |
II | 1,22 | … | … | … | … | … |
Herausgegeben vom Statistischen Landesamt Baden‑Württemberg.