IHK: Kernregion des Südwestens erhöht weltweite Präsenz – Industrie kommt mit globalen Krisen bisher noch gut zurecht

Die Industrieunternehmen der Region Stuttgart sind weiter auf Erfolgskurs und bleiben von weltweiten Krisen fast unberührt. Ursache für die seit 2005 fast ununterbrochen anhaltenden Erfolge der regionalen Exportwirtschaft sind nicht nur qualitativ hochwertige und innovative Produkte.

Von immenser Bedeutung ist, dass die hiesige Industrie ihre Präsenz mit eigenen Produktionsstätten sowie Service- und Vertriebsniederlassungen auf allen wichtigen Märkten der Welt kontinuierlich ausgebaut hat. Außer im globalen Krisenjahr 2009 hat sie ihre Ausgaben für Auslandsinvestitionen stetig erhöht. Mit mehr als 52 Prozent aller Industriebetriebe in der Region Stuttgart erreicht der Anteil derjenigen produzierenden Unternehmen, die im Ausland investieren, einen neuen Höchststand. Dies zeigt eine Analyse der IHK Region Stuttgart auf Basis der Außenhandelsstatistik für Baden-Württemberg des Statistischen Landesamtes sowie einer IHK-Umfrage, wonach 164 von 314 an der Umfrage teilnehmenden Industriebetriebe aus der Region Stuttgart 2017 im Ausland investieren.

Laut IHK-Analyse konnte die Industrie mit Hauptsitz im Ballungsraum Stuttgart ihren Auslandsumsatz zwischen 2005 und 2016 um 64 Prozent auf 72 Milliarden Euro steigern, während ihr Inlandsabsatz lediglich um sieben Prozent stieg. „Die Industrie macht die Region Stuttgart mit einer Exportquote von mehr als zwei Dritteln zu einer der exportstärksten Regionen Deutschlands und Europas“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Andreas Richter. Die zahlreichen geopolitischen Konflikte in Syrien, Russland und Nordkorea sowie die politischen und wirtschaftlichen Unwägbarkeiten in den USA und dem Vereinigten Königreich scheinen die regionalen Industriebetriebe nicht davon abzuhalten, den Auf- und Ausbau ihrer globalen Präsenz weiter voranzutreiben.

Die meisten Industrieunternehmen wollen demnach 2017 in der Eurozone (56 Prozent der im Ausland investierenden Betriebe), in China (55 Prozent) und in Nordamerika (54 Prozent) investieren. Auch im restlichen Asien (45 Prozent der Befragten) sowie in den Ländern der EU ohne Euro, Norwegen und der Schweiz (40 Prozent) ist das investive Engagement der regionalen Industrie hoch. Zur letzteren Region gehört bis zum Vollzug des Brexit noch das Vereinigte Königreich. Angesichts des ungewissen Ausgangs der Verhandlungen über den Austritt des Vereinigten Königreichs aus der EU traut sich derzeit nur ein Viertel der Unternehmen, dort zu investieren.

Die Motive, die Industrieunternehmen dazu treibt, im Ausland zu investieren, sind vielfältig. In diesem Jahr wird von der regionalen Industrie die Produktion zwecks Kostenersparnis am häufigsten als Investitionsmotiv genannt (62 Prozent der im Ausland investierenden Unternehmen). Die Bedeutung dieses Motivs hat seit 2013 (36 Prozent) sehr stark zugenommen – ein deutlicher Hinweis an die hiesige Wirtschaftspolitik, die Verbesserung der heimischen Standortbedingungen nicht aus dem Blick zu verlieren. Richter: „Unternehmen prüfen vor jeder Investition, ob die Rahmenbedingungen stimmen. Man kommt nicht an der Tatsache vorbei, dass zum Beispiel Defizite in der Verkehrsinfrastruktur, Mangel an geeigneten Gewerbeflächen und Fachkräfteengpässe entsprechende Reaktionen bei den Unternehmen auslösen und damit auch Konsequenzen für die Kommunen haben. Dies sollte Stadtoberen und Gemeinderäten zu denken geben.“

Laut Statistischem Landesamt exportierten die Unternehmen in Baden-Württemberg im ersten Halbjahr 2017 Waren im Wert von knapp 100 Milliarden Euro. Dies entspricht einem Anstieg von 4,6 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

Zielland Nummer eins bei den Warenlieferungen aus Baden-Württemberg ins Ausland bleiben mit Abstand die USA. Diese sind damit auch weiterhin wichtigster Partner für baden-württembergische Betriebe, gefolgt von der Schweiz und Frankreich. Auch die Ausfuhren nach Polen entwickeln sich dynamisch. Demgegenüber macht sich die Unsicherheit und Skepsis der hiesigen Industrie in Bezug auf den Brexit in einem weiteren Rückgang der Exporte in das Vereinigte Königreich von minus 10,5 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum deutlich bemerkbar.

In der Region Stuttgart konzentrieren sich 20 Prozent der Industrieunternehmen (mit mindestens 20 Beschäftigten) Baden-Württembergs und 26 Prozent der Industriebeschäftigten, die 31 Prozent des Gesamtumsatzes und 38 Prozent der Exporte erwirtschaften.

PM

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