BWIHK-Konjunkturumfrage: Südwestwirtschaft im Aufwärtstrend – Wirtschaftspolitische Maßnahmen der Bundesregierung sorgen für Unmut

Die Unternehmen im Land sind zu Jahresbeginn guter Dinge. Ihre Geschäfte laufen weiterhin auf sehr hohem Niveau. Impulse werden von den außereuropäischen Märkten erwartet, während die konjunkturelle Entwicklung in Europa sich weiterhin nur schwach entwickeln dürfte. Vom weiterhin hohen Konsumniveau können verbrauchernahe Produzenten und die Bauwirtschaft profitieren. Dies ergeben die Rückmeldungen von insgesamt rund 4.000 Unternehmen zur aktuellen Konjunkturumfrage der baden-württembergischen Industrie- und Handelskammern. „Die baden-württembergischen Unternehmen erhalten trotz der zahlreichen politischen Krisen weltweit sehr viele Aufträge aus dem Ausland. Die Schwächephase der vergangenen Monate scheint überwunden“, sagt Georg Fichtner, Präsident der IHK Region Stuttgart und Federführer Volkswirtschaft der baden-württembergischen IHKs.

Demnach bewerten rund 48 Prozent der befragten Unternehmen ihre aktuelle Geschäftslage mit gut – das sind rund zwei Prozentpunkte mehr als im Herbst. Fast ebenso viele Betriebe (46 Prozent) melden eine unveränderte Situation. Die Anzahl der Unternehmen, die ihre Lage schlecht beurteilt, hat leicht zugenommen und liegt bei sechs Prozent. Mit 28 Prozent ist der Anteil der Unternehmen, die für die kommenden Monate bessere Geschäfte erwarten, in etwa konstant geblieben. Von einer gleichbleibenden Entwicklung gehen 60 Prozent der Befragten aus (Herbst: 62 Prozent). Nahezu unverändert zwölf Prozent der Unternehmen rechnen mit einer Verschlechterung ihrer Geschäfte.

Die baden-württembergischen Unternehmen erwarten vor allem von den Auslandsmärkten in diesem Jahr positive Impulse. Derzeit melden 37 Prozent der Betriebe eine steigende Zahl an Aufträgen aus dem Ausland – zwei Prozentpunkte mehr als im Herbst. Nur jeder achte Exporteur ist skeptisch. Der Optimismus konzentriert sich dabei auf die USA und Asien, während Lateinamerika und die Eurozone nur moderat zum Exportwachstum beitragen werden. Bei den Exporten in die GUS-Staaten und nach Südosteuropa herrscht weiterhin großer Pessimismus.

Trotz der insgesamt recht positiven Stimmung in der Wirtschaft sehen die Unternehmen auch deutliche Risiken. Sorgen bereitet die Entwicklung am Arbeitsmarkt: Fachkräftemangel und Erhöhung der Arbeitskosten werden von mehr als 40 Prozent der Betriebe als Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung gesehen. Jedes dritte Unternehmen sieht ein Risiko in der aktuellen Wirtschaftspolitik der Bundesregierung.

In Anbetracht der Risiken ist auch die Zurückhaltung der Unternehmen bei Investitionen und Beschäftigung wieder etwas größer geworden. 28 Prozent der Befragten wollen im kommenden Jahr mehr investieren als in den letzten zwölf Monaten, 14 Prozent hingegen weniger. Jedes zweite Unternehmen will seine Investitionen konstant halten. Die Beschäftigungspläne der Betriebe bleiben stabil: Rund zwei Drittel wollen ihre Belegschaften in den nächsten zwölf Monaten nicht verändern, 21 Prozent wollen zusätzliches Personal einstellen, 13 Prozent hingegen reduzieren. Fichtner: „Die Bundesregierung sollte sich im Klaren darüber sein, dass die Rücknahme von Reformen am Arbeitsmarkt Auswirkungen auf die Beschäftigungspläne der Unternehmen haben kann.“

Branchen: Während sich die Lage bei unverändert positiven Erwartungen in der Industrie zu Jahresbeginn noch einmal leicht verbessert hat, lässt die Zufriedenheit der Bauwirtschaft gegenüber dem Herbst des letzten Jahres auf immer noch hohem Niveau deutlich nach. Zum ersten Mal seit zwei Jahren überwiegt am Bau leicht die Skepsis. Eine steigende Bauproduktion erwarten nur noch rund zwölf Prozent, Rückgänge jedoch mehr als 16 Prozent. Die Dienstleistungsbranche beurteilt ihre Lage dagegen positiv. Mehr als ein Drittel der Unternehmen erwartet weiter steigende Umsätze. Nahezu alle IT-Dienstleister melden eine bessere oder zumindest gleichbleibende Geschäftserwartung. Auch aus dem Hotel- und Gaststättengewerbe kommen überwiegend positive Meldungen. Die Zahl der Pessimisten kletterte allerdings von zehn auf 15 Prozent, optimistisch bleiben 21 Prozent. Der Handel ist insgesamt wieder etwas optimistischer. Knapp ein Drittel erwartet bessere Geschäfte.

PM

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