Wie eine aktuelle Analyse der Industrie- und Handelskammer (IHK) Region Stuttgart ergab, sind im Ballungsraum Stuttgart insgesamt rund 17.700 ausländische Unternehmen aktiv. Das ist mehr als jeder achte Betrieb. Die meisten Auslandsinvestoren in der Region Stuttgart kommen wie schon vor drei Jahren aus der Schweiz, die meisten ausländischen Kleingewerbetreibenden sind wiederum türkischer Herkunft. Insgesamt stellen ausländische Unternehmen rund 150.000 Arbeitsplätze in der Region und bereiten aktuell ca. 1.700 Auszubildende auf das Berufsleben vor. Damit ist die Ausbildungsbilanz der ausländischen Unternehmen seit 2014 konstant geblieben.
„Die Region ist international schon recht gut aufgestellt, kann aber noch zulegen“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Andreas Richter. So sind die hiesigen Unternehmen nicht nur besonders exportstark, ebenso ziehen sie laut Studie ausländische Investoren aus fast genau jenen Ländern an, in denen sie selber aktiv sind. Unter den Top-Ten-Herkunftsländern der rund 2.550 Investoren mit ausländischem Mutterunternehmen sind neben der Schweiz die USA, Großbritannien mit Nordirland, Frankreich, Österreich, Niederlande, Italien, Luxemburg, China und die Türkei. Die Zahl der chinesischen Investoren ist seit 2014 von 68 auf 110 Betriebe gestiegen. „Chinesen schätzen an unserem Standort Innovationsniveau, stabiles Wirtschaftswachstum, Gastfreundlichkeit und hohe Lebensqualität“, so Richter. Damit das so bleibt, müsse die Standortattraktivität stetig verbessert werden. „Die Attraktivität einer Wirtschaftsregion wird immer mehr zu einem entscheidenden Faktor im Wettbewerb um Fachkräfte und Investoren. Deshalb dürfen wir uns nicht auf Erreichtem ausruhen“, meint der IHK-Hauptgeschäftsführer.
Politik und Verwaltung seien gefragt, wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen zu schaffen, die den Standort für ausländische Investoren noch attraktiver machen. Dazu gehörten zum Beispiel ausreichend qualifizierte Fachkräfte, eine gute Infrastruktur – insbesondere für den Verkehr, kluge Mobilitätsangebote, bezahlbarer Wohnraum und entsprechende Stadtentwicklungskonzepte sowie ausreichende und gute Kinderbetreuungsangebote, ein transparentes Steuerrecht und wettbewerbsfähige Energiepreise. Auch Willkommenskultur, Standortvermarktung und die Stuttgarter Luft müssten sich noch weiter verbessern.
„Auch vom bevorstehenden Brexit kann der Südwesten und speziell die Region Stuttgart profitieren, wenn wir die Chancen zu nutzen wissen“, sagt Richter: Die relativ große Zunahme von 60 Unternehmen aus dem Vereinigten Königreich seit 2014 könnte dadurch verursacht sein, dass Betriebe, die bisher in Großbritannien oder Nordirland investieren, schon jetzt nach alternativen Standorten suchen. „Wir sollten nicht zögern, solche Betriebe anzuwerben“, ermuntert Richter Landespolitik und Wirtschaftsförderer. Grundsätzlich sei eine positive Haltung gegenüber ausländischen Investitionen richtig und wichtig und müsse auch nach außen vermittelt werden. In technologisch sensiblen Bereichen müsse man Chancen und Risiken sorgfältig abwägen, meint der IHK-Hauptgeschäftsführer. Damit liegt Richter auf einer Linie mit der amtierenden Landeswirtschaftsministerin Dr. Hoffmeister-Kraut, die sich in der IHK-Studie dazu in einem Interview einschlägig geäußert hat.
Fast die Hälfte aller ausländischen Investoren in der Region Stuttgart erbringt für andere Unternehmen Services im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnik (IKT), der Vermietung sowie als Finanz- und Unternehmensdienstleister. Rund ein Viertel ist in Handel, Verkehrswirtschaft, Lagerlogistik und Gastgewerbe aktiv. Im produzierenden Bereich betätigen sich rund ein Fünftel der ausländischen Investoren.
Zusätzlich zu den ausländischen Investoren spielen nach Angaben der IHK auch die zugewanderten Ausländer keine unbedeutende Rolle für den Wirtschaftsstandort Region Stuttgart. Von rund 100.000 Kleingewerbetreibenden (KGT) in der Region Stuttgart haben aktuell 15.130 einen ausländischen Pass. Die größte Gruppe sind mit mehr als einem Fünftel die Türken, gefolgt von den Italienern mit rund 15 Prozent und den Griechen mit knapp 14 Prozent. Danach folgen Kroaten und Rumänen.
Die ausländischen KGT sind zur Hälfte im Handel, der Verkehrswirtschaft, der Lagerei und dem Gastgewerbe, zu rund 24 Prozent im Bereich IKT, Vermietung sowie Finanz- und Unternehmensdienstleistungen und zu rund 13 Prozent im produzierenden Gewerbe tätig.
Die IHK-Analyse „Globalisierung vor unserer Haustür“ steht auf www.stuttgart.ihk.de, Nr. 3724346.
PM