BWIHK: Südwestkonjunktur weiter im Aufwind – Unternehmen in Baden-Württemberg trotzen neuen Risiken

Unbeeindruckt von drohendem Protektionismus in den USA, nahendem Brexit und ungewissen Entwicklungen in Italien sowie anderen europäischen Staaten setzt die Südwestwirtschaft ihren Aufwärtstrend fort. Die meisten Unternehmen im Land bewerten ihre Lage zu Jahresbeginn auf hohem Niveau nochmals besser als im letzten Herbst. Auch erwartet die übergroße Mehrheit der Betriebe, dass ihre Geschäfte 2017 weiterhin so gut laufen wie bisher oder sich sogar noch etwas verbessern. Das ergibt die aktuelle Konjunkturumfrage des Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertags (BWIHK), an der fast 4.000 Unternehmen aus allen Branchen, Größenklassen und Landesteilen teilgenommen haben. Auf dem Arbeitsmarkt hat die Südwestwirtschaft sogar einen Rekord zu vermelden: 2016 gab es mit 6,14 Millionen so viele Erwerbstätige wie noch nie in Baden-Württemberg.

„Obwohl die Risiken auf den Weltmärkten zugenommen haben, konnten die Betriebe in Baden-Württemberg die immensen Herausforderungen bisher erfolgreich meistern“, sagt Andreas Richter, Hauptgeschäftsführer der IHK Region Stuttgart – der für Konjunkturfragen im BWIHK federführenden Kammer. „Sorgen machen uns die jüngsten Entwicklungen in den USA“, sagt Richter mit Bezug auf die protektionistischen Äußerungen von US-Präsident Trump. Dazu kommen Unsicherheiten, die durch baldige Wahlen in den Niederlanden, Frankreich und Deutschland entstehen.

Dennoch schätzen laut Umfrage rund 95 Prozent der Betriebe ihre Lage mit „gut“ oder „befriedigend“ ein – nochmals eine leichte Zunahme um einen halben Prozentpunkt im Vergleich zum Herbst. Nur rund fünf Prozent klagen über schlechte Geschäfte (Herbst 2016: sechs Prozent). Für die kommenden Monate erwarten über 91 Prozent der Befragten weiterhin eine gleichbleibende oder bessere Geschäftsentwicklung – rund ein Prozentpunkt mehr als vor vier Monaten. Eine Verschlechterung befürchtet nur etwa jeder zwölfte Betrieb (Herbst 2016: jeder zehnte).

Der Anteil der Unternehmen, deren Umsatz und Erträge gestiegen oder gleich geblieben sind, hat seit Herbst nochmals um jeweils mehr als einen Prozentpunkt zugenommen (Umsatz: von rund 79 auf rund 80 Prozent, Ertragslage: von rund 89 auf rund 91 Prozent). Angesichts der positiven Beschäftigungs- und Einkommensentwicklung dürfte der private Konsum die Binnenkonjunktur weiterhin stützen. Auch aus dem Ausland verspricht sich die exportstarke Südwestindustrie kräftige Impulse. Während die Nachfrage aus Russland und Lateinamerika nach und nach ihre Talsohle durchschreitet, bleiben die Exportperspektiven in Europa und Nordamerika optimistisch. Für Asien fallen sie deutlich freundlicher aus als noch im Herbst.

Die Investitionspläne haben sich verbessert und zeigen nach oben. Damit dürfte sich die positive Entwicklung am Arbeitsmarkt fortsetzen. Ein Viertel der befragten Unternehmen plant mit zusätzlichem Personal, 63 Prozent wollen ihre Belegschaften konstant halten und knapp 13 Prozent müssen Personal abbauen. Jedoch begrenzen Fachkräfteengpässe den Beschäftigungsaufbau. Die Hälfte der Unternehmen sehen im Fachkräftemangel eine Gefahr für ihre künftige Geschäftsentwicklung.

Branchen: Die Industriekonjunktur nimmt wieder Fahrt auf. Gestiegene Auftragseingänge aus dem In- und Ausland heben die Stimmung. Nach längerer Stagnation belebt sich die Nachfrage auch im Werkzeugmaschinenbau. Der positive Trend am Bau hält unvermindert an. Mehr als zwei Drittel der Unternehmen bewerten ihre aktuelle Lage als gut. Die allermeisten Betriebe rechnen auch weiterhin mit konstant gutem Geschäftsverlauf. Die Großhändler sehen sich in besserer Lage als die Einzelhändler, jedoch laufen die Geschäfte in beiden Branchen gut. Während der Großhandel noch Verbesserungspotenzial sieht, rechnet der Einzelhandel nicht mit weiteren Zuwächsen. Die Zufriedenheit der Dienstleister mit ihrer Geschäftslage hält sich auf hohem Niveau. ITK- und Beratungsdienste sowie die Immobilienwirtschaft sind besonders gefragt. Die meisten Servicesparten blicken zuversichtlich nach vorn, lediglich die Finanzbranche bleibt skeptisch. Auch im Gastgewerbe hält die gute Stimmung an. Steigende Gäste- und Umsatzzahlen haben die Lagebewertungen deutlich verbessert. Gastronomie und Hotellerie hoffen im Jahresverlauf auf weiterhin gute Geschäfte. Sorgen bereiten vor allem Personalengpässe.
PM

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