Beruf und Privatleben in allen Lebensphasen vereinbaren – was Unternehmen tun können

Die Familienfreundlichkeit eines Unternehmens ist wichtiger Standortfaktor im Wettbewerb um Fachkräfte. In ihrer Veranstaltung am 1. Juni 2016 in der IHK-Bezirkskammer Göppingen informierte die Ideenwerkstatt Personalverantwortliche darüber, wie sie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf praktisch und erfolgreich im Unternehmen implementieren und nachhaltig weiterentwickeln können. Die Ideenwerkstatt  „Beruf und Familie Landkreis Göppingen – ein lokales Bündnis für Familie“ hat zum Ziel, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu stärken und leistet dadurch einen Beitrag zur Fachkräftesicherung. Sie wendet sich an Unternehmen – berät, informiert und vernetzt.

Durch eine verlängerte Lebensarbeitszeit und die sich dadurch verändernde Altersstruktur in Betrieben reicht es nicht mehr aus, nur an die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu denken. Auch die Lebensphasen vor und nach der Familienzeit gilt es zu berücksichtigen. Dies funktioniert nur gut, wenn die Lebensphasenorientierung Teil der Unternehmenspolitik wird. Sabrina Stula, Diplom-Soziologin und Referentin des Kompetenzzentrums Arbeit-Diversität der FamilienForschung im Statistischen Landesamt Baden-Württemberg stellte in ihrem Vortrag Ansatzpunkte und Erfolgsfaktoren für Unternehmen dar.

Aktuelle Trends, wie die demografische und gesellschaftliche Entwicklung und die Individualisierung, sowie die Vernetzung und das Arbeiten 4.0 sind Auslöser für den Handlungsbedarf in Unternehmen. Die Anzahl von Arbeits- und Fachkräften mit individuellen Vereinbarkeitsanforderungen und Vereinbarkeitswünschen steigt und auf diese müssen sich Unternehmen einstellen. Flexible Arbeitszeitmodelle, die derzeit dominieren, sind laut Sabrina Stula eindeutig Modelle der Teilzeit und der individuell vereinbarten Arbeitszeit – dich gefolgt von der Vertrauensarbeitszeit. Telearbeit, flexible Tages-, Wochen-, Jahres- oder Lebensarbeitszeit, Sabbaticals und Jobsharing sind in den letzten Jahren leicht rückläufig.Flexible Arbeitszeiten machen nicht nur die Organisation familiärer Aufgaben, wie Kinderbetreuung und Pflege leichter, sondern ermöglichen auch einen schnelleren Wiedereinstieg nach einer familiären Auszeit. Die Zufriedenheit im Beruf und Privatleben steigt durch die Einsparung von Wegzeiten und Fahrtkosten. Zufriedene Mitarbeiter sind voll leistungsfähig und motiviert, somit sinken auch die Fehlzeiten im Betrieb. Arbeitsmodelle, die flexibel sind, brauchen jedoch klare Regeln. Die Meetingkultur muss angepasst werden, das Gemeinschaftsgefühl bewusst gestärkt werden. Technische Hilfsmittel müssen bereitgestellt und organisatorische Abläufe angepasst werden. Auch die persönlichen Voraussetzungen einzelner Mitarbeiter sind zu berücksichtigen. Kommunikation stärken, für Transparenz und Austausch sorgen – das sind Aufgaben, die auf Führungskräfte zukommen, wenn flexibles Arbeiten in Teams funktionieren soll. Dabei gilt es, rechtliche Rahmenbedingungen zu beachten.

Isabell Wehinger, Referatsleiterin der IHK Bezirkskammer Göppingen, zeigte rechtliche Aspekte der flexiblen Arbeitszeitgestaltung auf.

Allein der Rechtsrahmen des Teilzeit- und Befristungsgesetzes (TZBfG) gibt viele Spielräume und Möglichkeiten, die es leicht machen, flexible Arbeitszeitmodelle einzuführen. Im Best-Practice-Teil der Veranstaltung berichtete Klaus Riegert, Personalentwickler der Christophsbad GmbH & Co. Fachkrankenhaus KG von seinen Erfolgen, flexibel auf individuelle Bedürfnisse seiner Mitarbeiter einzugehen – kaum ein Zeitmodell entspreche dem anderen. Gerade die Krankenhaus-typischen Herausforderungen im Umgang mit Schichtmodellen können so gemeistert werden und sind eine Basis für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie für die Zufriedenheit der Beschäftigten. Regine Lieb der Klip GmbH für Unternehmensentwicklung zeigte auf, wie Vereinbarkeit in den verschiedensten Lebenslagen funktionieren kann. Homeoffice-Lösungen kombiniert mit Teilzeitmodellen, freie Mitarbeit und Einsatz im Ausland und auch Familienphasen für Führungskräfte konnten so gemeistert werden. Dies erforderte jedoch eine sehr hohe Vertrauenskultur und Eigenverantwortung der einzelnen Mitarbeiter. Informationen zur Veranstaltung finden Sie unter www.stuttgart.ihk.de.

PM

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