++ Bei stark gestiegenem Anteil fluktuierender Erneuerbarer Energien wird die Ausgleichsfunktion von Biogas immer wichtiger ++ Biogas-Anteil am Erneuerbaren Strommix beträgt gut 15 Prozent ++ EEG-Novelle droht Qualitäten von Biogas ungenutzt zu lassen ++
Der prozentuale Anteil von Biogas an der Stromproduktion aus Erneuerbaren Energien in Deutschland nimmt ab während der Stellenwert von Biogas für den Strommix der Zukunft steigt. Diese paradoxe Entwicklung zeigen aktuelle Daten auf. So verringerte sich laut den vom Bundeswirtschaftsministerium jüngst veröffentlichten „Erneuerbaren Energien in Zahlen“ der Biogasanteil an der Stromerzeugung 2015 gegenüber dem Vorjahr um 2,7 Prozent auf 15,4 Prozent. Damit nahm Biogas hinter der Windenergie (44,9 Prozent) und dem Solarstrom (19,6 Prozent) den dritten Rang ein. Der Anteil an Solarstrom und Windkraft erhöhte sich damit binnen Jahresfrist um mehr als 7 Prozentpunkte auf rund 65 Prozent.
Weil die Produktion von Wind- und Solarstrom aber witterungsbedingt stark schwankt, benötigen diese fluktuierenden Erneuerbaren Energien eine verlässliche Ausgleichsenergie. Biogas kann diese Funktion künftig verstärkt übernehmen, wenn klimaschädliche Kohlekraftwerke und gefährliche Atommeiler endlich abgestellt werden. „Bereits heute haben Hunderte Anlagenbetreiber durch hohe Investitionen in Speicher und Blockheizkraftwerke ihre Biogasanlagen für einen flexiblen Betrieb ertüchtigt. Viele weitere könnten folgen. Wir benötigen dazu mit der bevorstehenden Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) aber eine solide rechtliche Grundlage – und zwar sowohl für bestehende als auch für neue Biogasanlagen“, fordert der Hauptgeschäftsführer des Fachverbandes Biogas, Dr. Claudius da Costa Gomez.
Wenn es im EEG 2016 an fairen Regeln für Biogasanlagen fehlt, so bleibt das Potenzial dieser bedarfsgerechten und klimafreundlichen Stromproduktion unerschlossen. „Biogas ist der mit Abstand kostengünstigste Energiespeicher. Damit Biogas die fluktuierende Produktion von Wind- und Solarstrom sinnvoll ausgleichen kann, ist eine Stromproduktion von Biogas mindestens auf dem heutigen Niveau notwendig“, betont da Costa Gomez. Im vergangenen Jahr erreichte der Beitrag der Biomasse zur gesamten Stromproduktion in Deutschland rund 8 Prozent oder 50 Milliarden Kilowattstunden. Biogas steuerte davon mehr als 30 Milliarden Kilowattstunden bei. Zum Vergleich: Mittelfristig müsste laut einer Studie im Auftrag des Bundesverbandes Erneuerbare Energie (BEE) eine noch etwas größere Menge an erneuerbarem Strom, nämlich 34,5 Mrd. kWh, gespeichert oder verlagert werden, um im Jahr 2030 Versorgungssicherheit zu gewährleisten.
Etwa 1.700 Megawatt (MW) der rund 4.200 MW an installierter Biogasleistung in Deutschland sind bereits in der Flexibilitätsprämie gemeldet. „Die Biogas-Anlagenbetreiber sind gut vorbereitet, um künftig verstärkt flexibel Strom zu produzieren. Dafür benötigen sie aber die notwendigen Rahmenbedingungen“; betont da Costa Gomez. Wird Biogas hingegen abgewürgt, wie es laut derzeitigen im EEG-Gesetzentwurf des Bundeswirtschaftsministeriums enthaltenen Plänen droht, so fällt es im nächsten Jahrzehnt als Lieferant von Ausgleichsenergie für die fluktuierenden Erneuerbaren Energien aus.“ Tausende von Biogasanlagen werden als Investitionsruinen im ganzen Land herumstehen anstatt mit verlässlichem Strom einen wesentlichen Beitrag für eine sichere erneuerbare Energiewende zu leisten“, warnt da Costa Gomez.
PM