Gute Nachrichten: Der jahrelange Abwärtstrend bei Azubi-Zahlen der Tourismusbranche konnte vor allem in den Urlaubsregionen des Landes gestoppt werden. Sowohl im Schwarzwald als auch am Bodensee entschieden sich – verglichen zum Vorjahr – mehr oder mindestens gleich viele junge Leute für eine Ausbildung im Gastgewerbe. Dies zeigt die Ausbildungsstatistik für Berufe im Gastgewerbe und in der Tourismusbranche. Sie wurde im Vorfeld der deutschlandweit größten Publikumsmesse für Caravaning, Motor und Touristik (CMT) in Stuttgart vom Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertag (BWIHK) und dem Hotel- und Gaststättenverband Baden-Württemberg e.V. (DEHOGA) gemeinsam veröffentlicht.
Der Tourismus ist mit rund 290.000 Arbeitsplätzen vor allem auch in ländlichen Regionen einerseits wichtiger Job-Motor in Baden-Württemberg, andererseits sinkt die Zahl der Auszubildenden seit 2008 kontinuierlich. Derzeit werden insgesamt 7.630 junge Leute im Gastgewerbe und in der Reisebranche dual ausgebildet. „Das positive Signal macht vor allem den ländlichen Ferienregionen Mut“, ist BWIHK-Präsident Dr. Peter Kulitz überzeugt. „Die guten wie renommierten Häuser im Schwarzwald haben die Zeichen der Zeit erkannt und punkten mit Angeboten wie Zusatzschulungen, Bonuskarten für Mitarbeiter und nachhaltigen Konzepten bei der Ausbildung des Nachwuchses. So und nur so kann es gelingen, mehr junge, ausbildungsfähige Leute für Berufe im Gastgewerbe jetzt und in Zukunft zu begeistern.“
Dass die Qualität der Ausbildung im Südwesten absolute Spitze ist, setzt sich fort: Erneut kam die Top-Hotelfachfrau Deutschlands 2015 aus Baden-Württemberg. Bei der bundesweiten Siegerehrung des Deutschen Industrie- und Handelskammertags im Dezember in Berlin wurde Alix Weigel vom international anerkannten Hotel Traube Tonbach im Schwarzwald für das national beste Ergebnis aller Azubis ausgezeichnet. Auch Deutschlands stärkste Fachkraft für Systemgastronomie hat ihr Können in Schwäbisch Gmünd erworben. Dies und der Sieg des Baden-Württemberg-Teams bei den bundesweiten DEHOGA-Jugendmeisterschaften des Gastgewerbes ist ein gutes Signal für die duale Berufsausbildung made in Baden-Württemberg. „Qualität in der Ausbildung ist entscheidend, wenn wir den Fachkräftebedarf in unserer Branche langfristig sichern wollen“, erklärt Fritz Engelhardt, Präsident des DEHOGA Baden-Württemberg. „Die aktive Unterstützung guter Ausbildungsbetriebe in Hotellerie und Gastronomie hat für uns daher hohe Priorität.“ Mit einem neuen, vom Land Baden-Württemberg und der EU geförderten Projekt zur Fachkräftesicherung in der Branche werde der Verband hier in den kommenden Monaten neue, starke Akzente setzen.
Ein Blick in die Gesamtstatistik offenbart, dass noch kein Grund zu generellem Jubel besteht: Die Unternehmen der Hotellerie und Gastronomie bilden 6.600 junge Menschen aus, wovon 2.800 ihre Lehre im vergangenen Jahr gestartet haben (-3,5 Prozent zu 2014). 2.200 davon erlernen den Beruf Koch/Köchin (-3 Prozent), 780 werden zu Restaurantfachleuten ausgebildet (-8 Prozent), 2.550 sind zukünftige Hotelfachleute (-2 Prozent) und 350 werden im Beruf der Fachleute für Systemgastronomie (-16 Prozent) qualifiziert. Diese Ergebnisse zeigen deutlich, warum Jahr für Jahr viele Ausbildungsplätze in Hotels und Restaurants nicht besetzt werden können. Sorgenkind ist und bleibt der Beruf der Restaurantfachleute. Auch wenn die relativen Zahlen leicht täuschen mögen, gilt der Beruf trotz interessanter Zusatzqualifikationen wie etwa »Barmanagement« nach wie vor als wenig ‚sexy‘. Dabei schaffen gerade solche Qualifikationen optimale Voraussetzungen, um später an internationalen Bars, auf dem Schiff, als Sommelier oder in beliebten Feriendestinationen rund um den Globus arbeiten zu können. Hier zeigt sich ein Widerspruch, da die Möglichkeit, im internationalen Umfeld arbeiten und interkulturelle Erfahrungen machen zu können, bei vielen Jungen Leuten ein Top-Entscheidungsgrund für den jeweiligen Beruf ist.
BWIHK und DEHOGA wissen sowohl um die Qualität als auch die Problematik der dualen Ausbildung im Tourismusgewerbe des Landes, weshalb sie vor drei Jahren gemeinsam ein Instrument speziell für das Gastgewerbe entwickelt haben. Das ‚Ausbilderversprechen‘ ermöglicht den Unternehmen seither, sich als attraktiver und innovativer Arbeitgeber zu positionieren und so dem vermeintlich schlechten Image vieler Tourismusberufe entgegenzuwirken. „Dies und all unsere anderen zahlreichen Bemühungen wie beispielsweise die »Ausbildungsbotschafter« zeigen nun nachhaltige erste Früchte, auch wenn die volle Ernte im Tourismusgewerbe noch lange nicht in Sicht ist“, so Kulitz abschließend.
PM