Im Gesamtjahr 2015 erhöhte sich nach Angaben des Statistischen Landesamtes der Verbraucherpreisindex im Jahresdurchschnitt um 0,2 Prozent. Damit war der Anstieg deutlich niedriger als 2014 (0,9 Prozent) und 2013 (1,3 Prozent). Zuletzt lag die Inflation im Jahr 2009 auf dem aktuellen Niveau. 2015 blieb die Teuerungsrate dabei in allen zwölf Monaten unter der Marke von einem Prozent. Im Jahresverlauf schien sich zwischenzeitlich eine etwas dynamischere Entwicklung abzuzeichnen. So war im Januar die Preissteigerung zwar zunächst rückläufig (minus 0,3 Prozent), zog dann in den Folgemonaten wieder kontinuierlich an. Ihren höchsten Wert erreichte sie im Mai 2015 mit 0,7 Prozent. Die sich abzeichnende Dynamik ging dann in den Folgemonaten weitgehend verloren. Zwischen Juni und Dezember bewegte sich die Teuerung nur noch in einem relativ engen Korridor von 0,0 bis 0,3 Prozent. Insgesamt legten die Preise für Dienstleistungen (ohne Nettokaltmieten) um 1,1 Prozent zu. Waren verbilligten sich demgegenüber im Jahresdurchschnitt um 0,7 Prozent. Ausschlaggebend war hier insbesondere die Entwicklung im Energiebereich.
Einige administrative Maßnahmen sowie Gebührenerhöhungen hatten 2015 direkten Einfluss auf den Verbraucherpreisindex. So stiegen die Trinkwassergebühren mit 4,8 Prozent spürbar. Grund war unter anderem die Erhöhung des Wasserpfennigs zu Jahresbeginn, die von den Anbietern teilweise auf die Gebühren umgelegt wurde. Die Preise für Tabakwaren erhöhten sich aufgrund der Anhebung der Tabaksteuer um durchschnittlich 4,0 Prozent. Tariferhöhungen in einigen Verkehrsverbünden in Baden‑Württemberg sorgten für eine Preissteigerung im öffentlichen Nahverkehr von 2,9 Prozent. Bei Briefen und Paketen erhöhte sich das Porto um 2,1 Prozent. Bei Freizeit‑ und Erholungsdienstleistungen legten die Preise auch aufgrund gestiegener Eintrittspreise um 2,0 Prozent zu. Weniger stark war der Anstieg bei Kulturdienstleistungen (0,7 Prozent). Hierzu trug auch die Senkung des Rundfunkbeitrags im April 2015 bei.
Bei den Energiepreisen war das Jahr 2015 geprägt vom massiven Preisverfall bei Heizöl und Kraftstoffen. So sank der Heizölpreis im Jahresdurchschnitt um 21,9 Prozent. Die Monate Januar (minus 29,2 Prozent) und September (minus 26,4 Prozent) waren dabei die Monate mit den stärksten Rückgängen im Vergleich zum Vorjahresmonat in 2015. Auch bei Kraftstoffen gaben die Preise erheblich nach (minus 8,9 Prozent). Dabei war der Rückgang beim Dieselpreis (minus 11,5 Prozent) stärker ausgeprägt als beim Preis für Superbenzin (minus 7,8 Prozent). Auch bei den Kraftstoffen war der Januar der Monat mit dem stärksten Rückgang binnen Jahresfrist in 2015 (minus 14,7 Prozent), gefolgt von den Monaten Februar und Oktober (jeweils minus 12,4 Prozent). Bei anderen Energiearten waren dagegen die durchschnittlichen Änderungen bei den Preisen moderater. So stieg der Preis für Fernwärme um 0,3 Prozent, während der Strompreis im Jahresdurchschnitt nahezu unverändert blieb (0,1 Prozent). Etwas nachgegeben hat dagegen der Gaspreis (minus 0,6 Prozent) und der Preis für Brennholz bzw. Holzpellets (minus 0,5 Prozent).
Bei den Nahrungsmitteln stiegen die Preise im Jahresdurchschnitt um 0,5 Prozent. Spürbar verteuert haben sich insbesondere Gemüse (6,5 Prozent) und Obst (5,1 Prozent) sowie Zucker und Süßwaren (2,8 Prozent). Billiger wurden dagegen Speisefette und –öle (minus 4,2 Prozent) und Molkereiprodukte (einschließlich Eier) mit minus 3,6 Prozent. Hier hatte sich auch der Wegfall der EU-Milchquote im April ausgewirkt, die bislang den Markt für Milchprodukte in der europäischen Union regulierte. Bei den Ausgaben rund um das Wohnen (Nettokaltmiete und Mietnebenkosten) erhöhten sich die Preise im Jahresdurchschnitt um 1,3 Prozent. Im Bereich Gesundheit legten die Preise um 1,8 Prozent zu, im Bildungsbereich um 2,0 Prozent. Stabil blieben die Preise bei Bekleidung und Schuhe (0,2 Prozent), während bei den Ausgaben rund um das Reisen Flugtickets (minus 0,7 Prozent) und Pauschalreisen (minus 0,3 Prozent) etwas billiger wurden.
Verbraucherdienstleistungen haben sich im Jahresdurchschnitt zum Teil deutlich verteuert. So zogen die Preise für Taxifahrten um 6,7 Prozent an. Teurer wurden auch nichtärztliche Gesundheitsdienstleistungen (4,4 Prozent). Spürbar war der Anstieg auch bei Dienstleistungen für die Körperpflege (z.B. Friseurbesuch) mit 2,6 Prozent, in der Gastronomie (2,5 Prozent) und bei Übernachtungen in Baden‑Württemberg (1,6 Prozent).
Verbraucherpreisindex für Baden-Württemberg 2008 – 2015 (Jahresdurchschnitt) | |
Jahr | Veränderung Jahresdurchschnitt gegenüber Vorjahr |
Geamtindex | |
% | |
2008 | 2,6 |
2009 | 0,2 |
2010 | 1,1 |
2011 | 2,1 |
2012 | 1,8 |
2013 | 1,3 |
2014 | 0,9 |
2015 | 0,2 |
© Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Stuttgart, 2016