Die Fachkräftesituation im baden-württembergischen Handwerk hat sich gegenüber 2011 drastisch verschärft. „Obwohl sich die Betriebe intensiv darum bemühen, finden zwei Drittel keine passenden Bewerber“, sagte Landeshandwerkspräsident Rainer Reichhold.
Damit hat sich das Verhältnis umgekehrt: Vor vier Jahren waren es ebenfalls zwei Drittel, die zumindest nach längerer Suche noch neue Mitarbeiter fanden. Damals klagte nur jeder dritte Betrieb über vergebliche Bemühungen. Die gute Handwerkskonjunktur führt zu dem hohen Fachkräftebedarf. Reichhold: „In praktisch allen Branchen brummt der Motor.“
Dass die Einstellungsbereitschaft der Handwerksbetriebe konstant hoch ist, bestätigte eine aktuelle Umfrage des Baden-Württembergischen Handwerkstages (BWHT): Rund jeder dritte Betrieb plant derzeit oder in den kommenden Monaten Personal einzustellen. Ausnahme sind die Betriebe im persönlichen Dienstleistungshandwerk (zum Beispiel Friseure), wo die durchschnittliche Betriebsgröße bei rund drei Beschäftigten liegt. Hier wollen nur 14 Prozent Mitarbeiter einstellen. Diese Situation könnte Folgen haben für die Kunden, befürchtet Reichhold: „Die ohnehin schon ausgelasteten Betriebe fahren so schon Überstunden.“ Wenn dann auch noch Stellen nicht besetzt werden könnten, werde es schwer, Terminwünschen der Kunden nachzukommen. Betroffen wären davon nicht nur Privatpersonen, sondern auch Gewerbetreibende und die öffentliche Hand.
Die 133.000 Handwerksbetriebe in Baden-Württemberg beschäftigen 766.000 Mitarbeiter und bilden 48.000 junge Menschen aus. Sie erwirtschaften einen Umsatz von rund 88 Milliarden Euro.
PM