Immer mehr Verbraucherinnen und Verbraucher wollen zu Recht mehr darüber wissen, wie die Lebensmittel produziert worden sind, die sie kaufen. Sie legen dabei besonderen Wert auf übersichtliche und nachvollziehbare Informationen zu Tierhaltung und Tierschutz.
„Aktuell lassen sich höhere Standards nur am Biosiegel sowie sehr begrenzten freiwilligen Labels und Markenfleischprogrammen erkennen. Gerade beim konventionellen Fleisch gibt es jedoch enorme Unterschiede in der Tierhaltung, die man bisher nicht am Produkt erkennen kann. Baden-Württemberg hat daher im vergangenen Herbst auf der Agrarministerkonferenz von Bund und Ländern in Potsdam einen einfachen und unbürokratischen Vorschlag zur Tierhaltungskennzeichnung bei Frischfleisch in die Diskussion eingebracht, der sich an der erfolgreich am Markt etablierten und gut verständlichen Haltungskennzeichnung von Legehennen auf Konsumeiern orientiert. Nur mit einem einfachen, aber verbindlichen System für mehr Transparenz können Verbraucherinnen und Verbraucher auch beim Frischfleisch eine bewusste Kaufentscheidung treffen. Auch bei Fleisch sollte EU-weit klar erkennbar sein, wie die Tiere gehalten wurden“, sagte Verbraucherminister Alexander Bonde am Donnerstagabend (26. Februar) bei einer Diskussionsveranstaltung in der baden-württembergischen Landesvertretung in Berlin.
Im Auftrag der Agrarministerkonferenz diskutiere und prüfe derzeit eine Arbeitsgruppe unter dem Vorsitz Baden-Württembergs konkrete Umsetzungsmöglichkeiten einer solchen transparenten Tierhaltungskennzeichnung, berichtete der Minister. „Ein verbindliches Kennzeichnungssystem für die Haltungsform der Tiere auf der Fleischverpackung soll Verbraucherinnen und Verbrauchern die Möglichkeit geben, sich beim Einkauf flächendeckend und ohne Beschränkung auf Nischenangebote bewusst für eine Haltungsform entscheiden zu können. Dabei wollen wir mehr Differenzierung als die bereits heute mögliche Wahl zwischen ,bio‘ und ,konventionell‘, aber auch kein überfrachtetes und damit schwer verständliches System“, sagte Bonde.
Auch in der konventionellen Nutztierhaltung gebe es eine enorme Bandbreite an unterschiedlich tierfreundlichen Haltungsformen, die staatlich gefördert würden, ohne dass diese Unterschiede den Verbraucherinnen und Verbrauchern ausreichend zur Kenntnis gelangten. „Trotz aller Bemühungen auf freiwilliger Basis, die Prozessqualität bei der Erzeugung tierischer Produkte erkennbar zu machen, gibt es hier noch erheblichen Nachholbedarf. Die Tierhalterinnen und Tierhalter bekommen auch deshalb höhere Standards – wie beispielsweise tierfreundlichere Ställe, mehr Platz, Einstreu, Auslauf oder Weidegang – noch nicht angemessen vergütet. Mit verpflichtenden Informationen soll eine bewusste Kaufentscheidung erleichtert werden. Vor allem bei Schweine- und Geflügelfleisch ist eine solche Kennzeichnung gut vorstellbar. Unser Ziel ist es, Verbesserungen für die Tiere zu erreichen, aber auch Landwirtschaft, Handel und Konsumenten von diesem System profitieren zu lassen“, so der Minister.
Hintergrundinformation
Bei Eiern gelten folgende Regeln für die Kennzeichnung:
0 für Öko
1 für Freilandhaltung
2 für Bodenhaltung
3 für Käfighaltung
Die Fleischkennzeichnung könnte zum Beispiel so aussehen:
0 für Öko
1 für Zugang zum Freien (Weide, Ausläufe)
2 für 30 Prozent mehr Platz und Gliederung der Haltungseinrichtung
3 für die Einhaltung gesetzlicher Mindeststandards
PM