Laut neuestem IHK-Konjunkturbericht für die Region Stuttgart ist die Zahl der Unternehmen, die ihre aktuelle Geschäftslage gut und zufriedenstellend bewerten, seit Mai dieses Jahres nochmals gestiegen. Geopolitische Konfliktherde und Griechenlandkrise sowie das sinkende Wirtschaftswachstum Chinas lassen viele Betriebe jedoch nicht unbeeindruckt. Die Zahl der Unternehmen, die in der Auslandsnachfrage ein wichtiges Risiko für die eigene Geschäftsentwicklung sehen, hat seit dem Frühsommer kräftig zugenommen. Bei den befragten Industriebetrieben ist sie sogar vom vierten auf den ersten Rang im Risikoranking geklettert. Entsprechend haben viele auslandsorientierte Unternehmen ihre Exporterwartungen nach unten angepasst sowie ihre zuvor expansiven Pläne für Inlandsinvestitionen reduziert.
„Die insgesamt gute Lageeinschätzung vieler Betriebe darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass globale Risiken zunehmen, die unsere international orientierte Wirtschaft beeinflussen und sich in Zukunft stärker negativ auswirken können als bisher“, erklärt IHK-Präsident Georg Fichtner. Noch sei der Optimismus vieler Unternehmen groß und ihr Ausblick auf die nächsten zwölf Monate insgesamt positiv. Einzelne Anzeichen, dass sich Unternehmen auf eine weitere Verschlechterung der Rahmenbedingungen einstellen, gebe es aber. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Region Stuttgart hat in einer Konjunkturumfrage, an der sich rund 940 Betriebe beteiligt haben, Unternehmen aller Branchen und Betriebsgrößen zu Lage und Erwartungen für die nächsten zwölf Monate befragt.
Laut Umfrage zieht sich die aktuell überdurchschnittliche Zufriedenheit durch alle Branchen. Demnach beurteilen 50 Prozent der befragten Unternehmen ihre Lage mit „gut“, 45 Prozent mit „befriedigend“ (Frühsommer 2015: 47 Prozent bzw. 46 Prozent). Die Zahl der Betriebe, die über schlechte Geschäfte klagen, geht weiterhin zurück und fällt um zwei Punkte auf fünf Prozent.
Über alle Branchen hinweg sind die befragten Unternehmen auch für die kommenden zwölf Monate zuversichtlich. Der Anteil der Optimisten ist zwar seit dem Frühsommer um drei Prozentpunkte auf 31 Prozent zurückgegangen, jedoch ist auch die Zahl der Pessimisten um drei Prozentpunkte von elf auf acht Prozent gesunken. Aktuell geht die Mehrheit der befragten Unternehmen (61 Prozent nach 55 Prozent im Frühsommer) davon aus, dass ihre Geschäfte auf dem derzeitigen hohen Niveau weiterlaufen werden. Dies liegt laut Fichtner vor allem an der anhaltend positiven Entwicklung des privaten Konsums, den niedrigen Rohstoffpreisen, dem niedrigen Euro-Dollar-Wechselkurs, den günstigen Finanzierungsbedingungen, der anhaltenden Erholung des Euroraumes sowie der weiter kräftigen Nachfrage aus den USA.
Fast 40 Prozent (minus zwei Prozentpunkte gegenüber dem Frühsommer) der auslandsorientierten Betriebe, die an der Befragung teilnahmen, rechnen mit einer positiven Entwicklung ihrer Exporte in den kommenden zwölf Monaten. Rund 15 Prozent erwarten sinkende Exporte (plus zwei Prozentpunkte). China hat in den letzten Jahren stetig an Bedeutung als Handelspartner für die hiesige Wirtschaft gewonnen. Ein von der IHK zusätzlich erhobenes Stimmungsbild bei rund 130 Unternehmen zeigt jedoch, dass die Abhängigkeit des eigenen Geschäftserfolges von China für die große Mehrheit der befragten Betriebe in der Region nicht so groß ist, als dass sie kleinere Rückschläge im Chinageschäft nicht durch Erfolge auf anderen Märkten ausgleichen könnten.
Die Zahl der befragten Unternehmen, die eine steigende Nachfrage nach ihren Produkten und Diensten registrieren, bleibt größer als die Zahl derjenigen mit rückläufigem Auftragseingang (29 Prozent gegenüber 18 Prozent).
Auch die Pläne für Inlandsinvestitionen der hiesigen Unternehmen deuten laut den Befragungsergebnissen weiterhin auf einen moderaten Anstieg hin. Aufgrund der veränderten Risikolage sind sie jedoch nicht mehr so stark wachsend wie noch im Frühsommer.
Ein Drittel der Unternehmen will in den kommenden Monaten mehr als in den vergangenen zwölf Monaten im Inland investieren. Gut jeder achte befragte Betrieb sieht sich dagegen dazu gezwungen, seine Investitionsaktivitäten einzuschränken.
Unverändert sind die Beschäftigungspläne der meisten Umfrageteilnehmer: Ihr Personalbedarf steigt weiter leicht an. 23 Prozent der befragten Betriebe wollen zusätzliches Personal einstellen (plus ein Prozentpunkt). Jedoch sehen 42 Prozent der Unternehmen in der mangelnden Verfügbarkeit von Fachkräften ein Risiko für die eigene Geschäftsentwicklung in den kommenden zwölf Monaten, mehr als jemals zuvor. Blickt die regionale Wirtschaft über das kommende Jahr hinaus, rechnen sogar zwei Drittel der befragten Betriebe mit einem demografisch bedingten Fachkräftemangel. Ein Drittel befürchtet, ihren Bedarf an Auszubildenden künftig nicht mehr vollständig decken zu können.
PM