Das Interesse an Existenzgründungen hat sich im Jahr 2014 im Kreis Göppingen wieder abgeschwächt, nachdem es im Vorjahr noch gegen den Bundestrend zugelegt hatte. Das ist das Ergebnis des aktuellen Gründermonitors der Industrie- und Handelskammer (IHK) Bezirkskammer Göppingen. Während die Teilnehmerzahlen an den Existenzgründertagen rückläufig waren, verzeichnete die IHK bei den Gründungsberatungen eine insgesamt zwar schwächere, aber in der Tendenz noch stabile Nachfrage. Laut aktuellem Gründerreport des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) war im gleichen Zeitraum das Interesse bundesweit an der Gründung eines eigenen Unternehmens erneut auf ein historisches Tief gesunken. Als sehr positiv schätzten im Kreis Göppingen die Gründer ihre Rahmenbedingungen ein. 81 Prozent bezeichneten sie als gut bis sehr gut. Das sind noch einmal drei Prozent mehr als im Vorjahr. Die detaillierten Ergebnisse des IHK-Gründermonitors 2015 sind im Internet unter www.stuttgart.ihk.de abrufbar.
Nach den vorliegenden Ergebnissen des Gründermonitors liegt der Frauenanteil bei Existenzgründungen im Kreis Göppingen stabil bei 41 Prozent. Weiter angestiegen ist der Anteil von Existenzgründern mit einem Migrationshintergrund. Dieser liegt bei 28 Prozent. Die direkte Zuwanderung von ausländischen Unternehmen in den Kreis Göppingen spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Während sich die Anzahl der Unternehmensnachfolgen bei den Beratungen im vergangenen Jahr über alle Branchen hinweg verdoppelt hat, haben sich zeitgleich die IHK-Existenzgründungen im produzierenden Gewerbe mehr als halbiert. „Nach dem erfreulichen Anstieg des Gründungsinteresses gegen den bundesweiten Trend hat sich die Nachfrage angesichts der guten konjunkturellen Lage und der geringen Arbeitslosigkeit im Kreis vermutlich normalisiert“, meint der Präsident der IHK-Bezirkskammer Göppingen Wolf Ulrich Martin zu den Ergebnissen. Die IHK werde jetzt mit allen Partnern im Kreis und der Region in den Dialog treten, um weitere Verbesserungen für Existenzgründungen zu erreichen. Insbesondere technologieorientierte Gründungen in der Industrie müssten nun gestärkt werden. Dafür könnte die Kooperation zur Hochschule Esslingen am Standort Göppingen weiter ausgebaut werden. Laut Umfrage hatten fast die Hälfte der in einer zusätzlichen Stichprobe befragten Studenten angegeben, schon einmal über eine Unternehmensgründung während des Studiums nachgedacht zu haben. Nach Einschätzung des IHK-Experten Gernot Imgart bietet auch die Zuwanderung von ausländischen Unternehmern ein hohes wirtschaftliches Potenzial. Ein „Welcome Center“ sollte nicht nur für ausländische Fachkräfte vorhanden sein, sondern auch für ausländische Investoren und internationale Unternehmen.
Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick
• Nach der erfreulichen Trendwende hat sich das Gründungsgeschehen abgeschwächt. Das Interesse an der IHK-Existenzgründungsberatung und das damit verbundene Informationsangebot sind zwar stabil. Die Teilnehmerzahlen der beiden IHK-Gründertagen waren jedoch rückläufig. Sie liegen noch über den Zahlen der Existenzgründertage in 2011 und 2012, die damals einen Tiefstand markierten.
• Der Anteil an weiblichen Existenzgründern bleibt konstant bei 41 Prozent. Die Gründer werden jünger (das Durchschnittsalter sank von 41 auf 38 Jahre) und internationaler. Der Anteil der IHK-Gründer mit Migrationshintergrund liegt mittlerweile bei 28 Prozent (Vorjahr 23 Prozent). Diese gründen vorwiegend Handelsunternehmen.
• Der Anteil der Unternehmensübernahmen im Rahmen einer Nachfolge hat sich gegenüber dem Vorjahr fast verdoppelt (13 Prozent). Hier zeigt sich deutlich, dass das Nachfolgethema aufgrund des demografischen Wandels stark an Bedeutung gewinnt.
• Die Gründer schätzten die Rahmenbedingungen für Existenzgründungen im Kreis Göppingen noch besser ein als im Vorjahr. 81 Prozent der befragten Gründer bewerten die Rahmenbedingungen als gut bis sehr gut (Vorjahr: 78 Prozent). Lediglich 4 Prozent sahen Verbesserungspotenzial. Im Jahre 2013 waren es noch 11 Prozent.
• Der Anteil derjenigen, die eine nebenberufliche Selbständigkeit anstreben, steigt weiter an (29 Prozent). Rund 70 Prozent der IHK-Gründer starten hauptberuflich in die Selbständigkeit.
• Erneut sind Dienstleistungen die wirtschaftlichen Zugpferde, in denen Gründer starten wollen. Neben dem produzierenden Gewerbe und dem Handel entfallen allein auf diesen Bereich mittlerweile 70 Prozent aller Gründungen. Demgegenüber verliert der Handel weiter und sinkt auf einen Anteil von 24 Prozent (Vorjahr: 28 Prozent). Noch dramatischer ist der Rückgang beim produzierenden Gewerbe. Nur noch 6 Prozent der IHK-Existenzgründungen finden noch in der Industrie statt (2013 = 14 Prozent).
• Fast alle IHK-Gründer starten weiter sehr gut vorbereitet in die Selbstständigkeit. 97 Prozent der Gründungswilligen wollten nach der IHK-Beratung einen eigenen Geschäftsplan erstellen oder hatten einen solchen bereits vorher angefertigt.
• Die größte Hindernisse oder Schwierigkeiten sehen Gründer bei rechtlichen Problemen (von 4 auf 13 Prozent gestiegen). 12 Prozent der Nennungen betrafen fehlende kaufmännische Kenntnisse, gefolgt von fehlenden Eigenmitteln (11 Prozent). Im Vorjahr standen noch Probleme rund um das Thema Finanzen und Finanzierung im Vordergrund. Deutlich zugenommen haben Probleme der Existenzgründer durch zu langsame Verwaltungsverfahren bei den Behörden.
PM