Tausende Handwerksbetriebe in Baden-Württemberg stehen vor dem Generationswechsel. Gleichzeitig sinkt die Zahl potenzieller Nachfolgekandidaten, teilte der neue Landeshandwerkspräsident Rainer Reichhold mit. In vielen Fällen erweise sich die Wertermittlung als großes Hindernis. Dies ergab eine Umfrage des Baden-Württembergischen Handwerkstages (BWHT) unter 1.500 Betrieben im Land.
Fast jeder vierte Chef im Handwerk beschäftigt sich mit der Nachfolgeplanung: Rund 18.000 Handwerker müssen in den nächsten fünf Jahren die Frage der Fortführung klären. Die meisten wollen ihr Lebenswerk in andere Hände übergeben, eine Schließung ziehen nur wenige Inhaber von Kleinbetrieben mit bis zu vier Beschäftigten in Betracht. Nach der Umfrage könnten 12.000 Betriebe in den nächsten fünf Jahren übergeben werden. Rund 4.000 Inhaber wollen schließen, 2.000 Inhaber sind noch unentschieden. Insgesamt sind rund 150.000 Arbeitsplätze betroffen. Dabei ist die Art der Übergabe größenabhängig. Jeder fünfte in den nächsten fünf Jahren zu übergebende Betrieb soll als Ganzes verkauft werden, 13 Prozent sollen im Zuge einer Schenkung auf die nächste Generation übergehen. Nahrungsmittelhandwerke, Bauhauptgewerbe und Kfz-Betriebe stehen überdurchschnittlich oft zur Übergabe an.
Rund 57 Prozent aller Befragten nennen die Nachfolgersuche als Hauptproblem einer erfolgreichen Übergabe. „Für große Betriebe ist es offensichtlich genauso schwierig einen guten Nachfolger zu finden wie für kleine“, sagte Reichhold. Wer also derzeit einen Betrieb übernehmen will, hat gute Chancen. Rund 38 Prozent der Befragten sehen die Ermittlung des Unternehmenswertes beziehungsweise auf der Seite des Übernehmers die Finanzierung des Kaufpreises als Schwierigkeit. Reichhold: „Während der oft noch junge Übernehmer wenig Eigenkapital zur Verfügung hat, muss der Übergeber auch seinen Lebensstandard im Alter absichern.“ Gut jeder vierte Betriebsinhaber nannte steuerliche Aspekte als Hindernis für eine Übergabe. Die Handwerkskammern und Fachverbände bieten den Betrieben ein umfangreiches und individuell zugeschnittenes Beratungsangebot. Hinzu kommen Aktionstage, Informationsveranstaltungen und Vermittlungsbörsen.
PM