Betriebe brauchen mehr Unterstützung beim Übergabeprozess – IHK-Studie zeigt Nachfolgegeschehen in der Region Stuttgart

Bis 2017 werden in rund 3.400  Betrieben in der Region Stuttgart der Inhaber bzw. die Inhaberin ausscheiden. Nur etwa 850 Betriebe mit etwa 14.000 Beschäftigten sind davon laut Fachjargon „übergabewürdig“. Das heißt, ein potenzieller Übernehmer würde mit dem Betrieb mindestens so viel verdienen wie als Angestellter und könnte dabei gleichzeitig die Kosten für eingesetztes Kapital erwirtschaften. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung des Instituts für angewandte Wirtschaftsforschung (IAW) im Auftrag der IHK Region Stuttgart. „Nicht jeder Betrieb, zumal wenn er keine Beschäftigten hat, ist auf eine Übergabe angelegt, sondern dient dem Nebenerwerb oder der Finanzierung des Lebensunterhalts bis zur Rente“, erklärt IHK-Präsident Georg Fichtner den großen Anteil der nicht übergabewürdigen Unternehmen und Geschäfte.

Wer einen Nachfolger sucht, tut sich oft schwer. Dies  zeigt auch der steigende Beratungsbedarf zu diesem Thema. Im Jahr 2011 wurden bei IHK-Veranstaltungen zum Generationenwechsel rund 200 Teilnehmer registriert, im vergangenen Jahr waren es mehr als 300. Neben Veranstaltungen für Vernetzung und Austausch wie zum Beispiel dem heutigen 3. Stuttgarter Nachfolgetag unterstützt die IHK die Mitgliedsbetriebe, die vor einer Übergabe stehen, mit persönlicher Beratung und Informationen. „Damit wollen wir auch einen Beitrag leisten, die hier typische mittelständische Struktur von familien- und inhabergeführten Unternehmen zu erhalten“, so Fichtner. Diese seien aufgrund ihrer langfristigen Orientierung besonders wertvoll für die Stabilität der Wirtschaftsregion.“

In der Region Stuttgart gibt es rund 95.000 inhabergeführte Unter-nehmen und Geschäfte. Doch der Studie zufolge geht der Anteil der Familienunternehmen gemäß dem deutschlandweiten Trend auch in der Region zurück, von 86 Prozent in 2010 auf 83 Prozent in 2013.

Rund 60 Prozent der inhabergeführten Betriebe mit erfolgreicher Übergabe werden innerhalb der Familie übergeben. Jeweils etwa 20 Prozent gehen an Beschäftigte oder externe Nachfolger. Erschwerend bei der Nachfolgersuche kommt hinzu, dass das Gründungsgeschehen in der Region geringer ausgeprägt ist als anderswo. Einen wesentlichen Grund dafür sieht Fichtner in der guten Arbeitsmarktlage: „Kleine und mittelständische Unternehmen stehen bei der Suche nach einem geeigneten Nachfolger immer auch im Wettbewerb mit den vielen gut bezahlten Arbeitsplätzen in der Region.“ Experten sprechen daher von einer „Nachfolgelücke“. Es suchen mehr Unternehmen einen Nachfolger als es an einer Selbständigkeit und Übernahme Interessierte gibt. Das Werben für Unternehmertum sei daher laut Fichtner eine Aufgabe der IHK, aber auch der Politik. Auch Senior-Unternehmer müssten einige Dinge beachten, um einen passenden Nachfolger zu finden. „Machen Sie Ihr Unternehmen attraktiv für externe Nachfolger und planen Sie ausreichend Zeit für den Übergabeprozess ein“, rät der IHK-Präsident.

Mit Blick auf die Debatte über die Erbschaftssteuerreform fordert Fichtner, ein realistisches Bewertungsverfahren einzuführen. Die geplante Pauschalierung des Unternehmenswerts mit dem 18,2-fachen des durchschnittlichen Jahresertrags der letzten drei Jahre, ergebe vielfach zu hohe Werte. Familienunternehmen müssten dann in teuren Bewertungsverfahren gegenüber Finanzämtern den tatsächlichen Unternehmenswert nachweisen. Fichtner: „Durch eine einfache Anpassung der Berechnungsformel im Bewertungsgesetz an die aktuelle Niedrigzinsphase wären Vereinfachung und realistische Wertansätze gleichermaßen erreicht“.

PM

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