Wenn irgendein Handballoptimist vor den beiden Spielen bei den Rhein-Neckar-Löwen und zu Hause gegen die SG Flensburg behauptet hätte, Frisch Auf würde etwas Zählbares daraus mitnehmen, ich hätte ihn wohl für verrückt erklärt. Im Nachhinein muss man konstatieren, die Grün-weißen holten verdientermaßen einen Punkt gegen die Nordlichter, aber letztendlich hätten es mindestens drei Zähler sein können, ja ich behaupte sogar müssen.
Als gemeiner Betrachter der Liga saß ich vor dem TV-Gerät und konnte es eigentlich nicht fassen, dass die Mannen von Ben Matschke einen so couragierten Auftritt bei den Rhein-Neckar-Löwen hinlegten. Sie hatten den Spatz, also das Remis schon in der Hand als der Coach aus meiner Sicht völlig verfrüht und ohne Not 23 Sekunden vor dem Ende die Auszeit nahm. In dieser wurde ein Spielzug angesagt was aber Marcel Schiller ignorierte und dabei versuchte von der Eckfahne einen Kempa ohne Ansage zu starten, der Rest ist Geschichte, die Mannschaft jedenfalls stand ohne den Spatz in der Hand da. Es war sehr bitter was sich da abspielte, aber mitentscheidend für mich war die viel zu früh genommene Auszeit. Das Déjà-Vu Erlebnis dann gegen Flensburg, in Überzahl 40 Sekunden vor Ende des Spieles wieder eine verfrühte Auszeit. Matschke begründete diese in der Pressekonferenz mit dem wohl etwas hilflosen Blick seiner Spieler gegenüber ihm und weil Flensburg offensiv deckte. Alles schön und recht, aber die Göppinger hatten Überzahl und sorry so was muss man ausnutzen auch ohne zum Coach zu blicken. Trotzdem haben sie es nach der Auszeit sehr gut gespielt, dass ein Weltklassekeeper einem quasi noch „Grünschnabel“ eine freien Wurf wegnimmt, ok. Aber ich bleibe dabei, die Auszeit muss später kommen, damit der Gegner einfach die Zeit nicht mehr zur Verfügung hat um eine strukturierten Angriff zu spielen. Das Positive an den beiden Vorstellungen ist aber sicher die Art und Weise wie das Team im Jahr 2025 Handball spielt. Angetrieben vom Ausnahmekönner Ludvig Hallbäck steigerten sich alle sowohl im Angriff wie auch vor allem in der Defensive. Hierbei ist Matschke eine besonderer Schachzug gelungen, denn Klöve und Gislason rühren im Mittelblock richtig Beton an und der wieder genesene Ravensbergen tut ein übriges dazu, dass die Göppinger Abwehr ein schier unüberwindbares Bollwerk ist. Hier bewahrheitet sich die alte Handballweisheit wieder, ein guter Keeper und eine stabile Abwehr sind die halbe Miete für ein erfolgreiches Spiel. Wenn es das Team schafft, diese neu gewonnen Stärken in den nächsten beiden Spielen in Wetzlar und zu Hause gegen Leipzig auf die Platte zu bekommen, können die Abstiegsängste vielleicht schon Ende März ad Acta gelegt werden.