Die launische Diva

In der Liga ein Flop auf der europäischen Ebene topp. Dies sind kurz und knapp gesagt die zwei Gesichter der Göppinger Handballprofis, die sie derzeit Woche für Woche an den Tag legen. Nach der desaströsen Vorstellung gegen die HSG Wetzlar wollte man mit dem Aufwind dem Erreichen des Final Four Turniers in Flensburg auch im Ligaspiel beim HSV Hamburg Wiedergutmachung betreiben, die allerdings nur rund 35. Minuten Bestand hatte, ehe die Mannen von Coach Markus Baur wieder ins alte Strickmuster verfielen und grundsätzlich alles falsch machten, was man nur falsch machen kann.

Da stehen gestandene Männer auf dem Parkett, allesamt aktuelle oder ehemalige Nationalspieler aus halb Europa und haben das ein mal eins ihrer Sportart verlernt. Die Göppinger haben in Hamburg im wahrsten Sinnen des Wortes das Spiel verloren und Hamburg eigentlich nicht gewusst, warum sie gewonnen haben. Anders kann man es bei der wiederum katastrophalen Chancenauswertung durch die Außen Gulliksen und Schiller, der Kreisspieler Kozina und Blagontinsek, sowie den vielen technischen Fehlern von Lindencrone und völlig ungewohnt von Kneule, welcher an diesem Abend keinen Ball fangen konnte, nicht formulieren. Es war wirklich grauenhaft was diese erfahrenen Akteure auf die Platte brachten, solch eine Vorstellung hat nichts, aber auch gar nichts mit Reisestrapazen oder sonstigen Dingen zu tun, diese Aneinanderreihung von Fehlerketten darf einfach nicht passieren. Es hat auch nichts mit den verletzungsbedingten Ausfällen von Malus, Allbek und dem noch nicht ganz fitten Heymann zu tun, den auch bei den Hansestädtern waren einige wichtige Spieler nicht mit von der Partie. Das Ganze ist eine Sache der Einstellung, die jedoch über die komplette Saison nur vereinzelt vorhanden war. Irgendwie hat der gemeine Beobachter das Gefühl, hier steht kein intaktes Team auf dem Parkett, jeder versucht nur nach seinem eigenen Gusto sich in das Spiel einzubringen. Die finanziellen Mittel zur Verfügung zu haben um eine Mannschaft zusammen zu stellen ist die eine, ob sie dann allerdings auch zusammen passt die andere Sache. Frisch Auf hat vor dem Einstieg des neuen Hauptsponsors mit weniger Geld charakterstärkere  Kader gehabt, die sportlich wesentlich mehr erreicht haben und demnach auch einen besseren Zusammenhalt hatten. Hinzu kommt, dass Frisch Auf wieder sein Tafelsilber verliert, denn aus dem U-19 Kader wechseln Daniel Dyatlov nach Balingen und Krischa Leis nach Nordhorn. Dort werden den Youngstern Perspektiven aufgezeigt wie sie sich weiter sportlich entwickeln können. Nach Fuß, Gehrcke, Braun und Knezevic um nur einige zu nennen, verlassen also wieder vielversprechende Talente die Grün-Weißen, weil die sportliche Leitung weiter auf die Unattraktivität der Nachwuchsförderung mit Kooperationsvereinen beharrt. Die Argumente des Arbeitsaufwandes und der Kosten kann man nicht gelten lassen, schließlich ist die Jugend das Kapital aller Vereine, egal ob sportlich oder kulturell. Wären denn nicht zehn Prozent des Gesamtetats gut in einem Nachwuchskader angelegt? Aus meiner Sicht hätte zum einen Frisch Auf Göppingen bei jungen Talenten dadurch weitaus mehr Attraktivität, zum anderen würde dadurch der eine oder andere Spieler bei entsprechender Förderung den Sprung ins Profiteam schaffen und für mehr Identifikation bei Verein und Zuschauern sorgen. Es wäre wirklich toll, wenn bei Frisch Auf in dieser Richtung endlich ein Umdenken einkehren würde, schließlich sind die Göppinger der einzige Verein unter den 18 Bundesligaclubs die kein Perspektivteam in der dritten oder vierten Liga am Start haben.

 

 

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