Die positive Resonanz der Besucher zeigte das große Interesse am Thema Flucht und Vertreibung
Mit knapp 70 Teilnehmern hat die Auftaktveranstaltung der Vortragsreihe „Meine Wurzeln“ der Stadt Eislingen alle Erwartungen mehr als erfüllt. Versprochen waren berührende und eindrucksvolle Geschichten von Vertreibung und Ankommen in der neuen Heimat. Die Zuhörer wurden nicht enttäuscht. Empfangen wurden die Gäste am ersten Abend passend zum Thema mit Melodien aus Böhmen und Österreich und mit Fingerfood aus der alten Heimat der Zeitzeugen. Der Termin für die Fortsetzung der Veranstaltungsreihe im September steht bereits fest.
„Das Schlimmste war, dass die Tschechen im Lager uns nichts zu Trinken gaben. Das Schönste war, dass andere Tschechen im Lager uns Brot gaben“, so berichtete Josef Pilsner in der Auftaktveranstaltung von seinen Erfahrungen bei der Vertreibung aus seinem Heimatdorf. Der Anfang der neuen Veranstaltungsreihe war damit gemacht und den Referenten die volle Aufmerksamkeit garantiert. Mit den beiden Eislingern, Josef Pilsner und Ilse Baresch, konnte das Organisationsteam um die beiden Integrationsmanager Renate Völlinger und Veit Hagl zwei Zeitzeugen aus Böhmen und aus Österreich gewinnen, die ihre persönlichen und berührenden Geschichten von Vertreibung und vom Ankommen in der neuen Heimat erzählten. Die Zuhörer wurden nicht enttäuscht, denn authentische Berichte über Vertreibung am Ende des Zweiten Weltkrieges, dem verschlungenen Wegen der Flucht und vom Ankommen sind leider oftmals schon in Vergessenheit geraten.
Josef Pilsner berichtete im Dialog mit der Integrationsmanagerin Renate Völlinger über seine Kindheit in Fürstenhut in Böhmen, seine Vertreibung aus dem Dorf seiner Kindheit durch die Tschechen, die Trennung von seinen Eltern, die in einem anderen Lager interniert wurden, das dann folgende Lagerleben unter der Knute der Bewacher, um dann letztendlich im Bayerischen eine Schreinerlehre beginnen zu können. Durch die Familienzusammenführung, die durch das Rote Kreuz im Jahr 1952 gelang, kam er nach Holzheim, wo er wiederum in einer Schreinerei Arbeit fand. Danach war er zwei Jahrzehnte freigestelltes Betriebsratsmitglied der Firma Jung in Göppingen.
Die Vertreibungsgeschichte von Ilse Baresch war eine Vertreibung, verursacht durch ihre Liebe zu einem Deutschen. Dass sie ihn geheiratet hatte, genügte, um sie aus Österreich auszuweisen. Die Anfänge waren schwer: ein kleines Zimmer bei den Schwiegereltern, unterqualifizierte Arbeit für beide und überall Essensknappheit nach dem Krieg. Mit dem Aufbau einer Existenz als Steuerberater hatte man es endlich geschafft, um die Familie ordentlich zu ernähren.
Der Erfolg dieser Veranstaltung war zum einen durch die beiden authentischen Protagonisten gewährleistet, zum anderen durch die sachkundige und einfühlsame Moderation durch die Integrationsmanagerin Renate Völlinger und die hervorragende Organisation des gesamten Teams mit Integrationsmanager Veit Hagl, Seniorenberaterin Heide Daiss und Christina Szalontay aus dem Sachgebiet Soziales. Eine großzügige Spende der Bäckerei Michael Kauderer und der Metzgerei Heger bereicherte den Abend kulinarisch mit Spezialitäten aus der „alten“ Heimat. Bei herzhaftem Bauernbrot und Rauchfleisch griffen die Besucher gerne zu und ließen den Abend ausklingen.
Vorschau:
In der nächsten Veranstaltung am 24.09.2018 um 17:00 Uhr werden zwei Flüchtlinge, aus Palästina und Afghanistan ihre Fluchtgeschichte erzählen.
Die Veranstaltung findet im Foyer der Stadthalle statt (bitte Änderung des Veranstaltungsortes beachten!). Der Eintritt ist kostenfrei.
Foto (Stadt Eislingen) Der voll besetzte Saal übertraf die Erwartungen des städtischen Organisationsteams.
PM Pressestelle Stadt Eislingen/Fils