Was ist das eigentlich, koscher essen? Warum ist in einem Restaurant, das sich nach den jüdischen Essensvorschriften richtet, eine Salami-Käse-Pizza ebenso undenkbar wie eine Weinflasche ohne Rabbiner-Siegel? Wie geht es weiter im Nahostkonflikt? Und was ist eigentlich die Tora, was der Talmud, was die Kabbala?
Eine lange Liste von Fragen rund um die jüdische Kultur, Religion und Geschichte hat Sebastian Hobrack von der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württembergs auf seinem Smartphone notiert. Gestellt haben sie knapp 50 Frauen und Männer aus dem Landkreis Göppingen, die sich letzte Woche unter der Leitung der Katholischen Erwachsenenbildung in der Stuttgarter Synagoge eingefunden haben. „Es ist in unserem eigenen Interesse, dass die Menschen zu uns kommen, um jüdisches Leben und Kultur kennenzulernen“, so Hobrack. Bei allen Informationen ist ihm vor allem eines wichtig: „Das Judentum basiert auf einer Idee der Freiheit.“ Bei der Führung in der Synagoge erfahren die Gäste vieles über die Stationen des jüdischen Gottesdienstes – und können eine Tora-Rolle aus nächster Nähe bestaunen. Die Rollen für die Lesungen im Gottesdienst werden von speziellen Tora-Schreibern angefertigt. Fehlerhafte Rollen dürfen im Gottesdienst nicht verwendet werden, so Hobrack, „aber das passiert selten – denn das sind echte Profis.“
Bei so vielen Eindrücken ist es gut, dass sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer vorab bei einem koscheren Essen stärken konnten: neben dem Klassiker „Gefilte Fisch“ – eine Fischfüllung ohne den zu füllenden Fisch – gab es u.a. Hummus, Falafel und Sesam-Karotten-Salat. Am Tisch führte die Veranstaltung nicht nur Menschen unterschiedlicher Religion und Weltanschauung zusammen, sondern auch unterschiedliche Altersgruppen: Der älteste Teilnehmer war 76, die jüngste 19 Jahre alt. Und das Fazit von Nesthäkchen Lena Zieger? „Toll, so eine Synagogenführung zum Anfassen! Die Alternative an diesem Abend wäre ein Handballspiel gewesen, aber ich denke, wir haben uns richtig entschieden – so etwas gibt es schließlich nicht jeden Tag!“
Foto (Christina Jetter-Staib): Göppinger Besuch vor dem geöffneten Tora-Schrein.
PM