Es kommt auf jede Minute an!

Schüler lernen, was zu tun ist, wenn jemand das Bewusstsein verliert. Bei der „Woche der Reanimation“ erleben sie, dass auch sie Leben retten können.

Die Pause ist vorbei, die Fünftklässler der Johann-Georg-Fischer-Gesamtschule in Süßen kommen mit ihrer Lehrerin Jasmin Glietsch ins Untergeschoss der Schule. Dort werden sie bereits von Dennis Ruoff und Tanja Kolbe erwartet. Nicht Mathe oder Englisch stehen an diesem Vormittag auf dem Stundenplan. Der angehende Mediziner der Alb-Fils-Klinik und die Ausbilderin des DRK-Kreisverbandes zeigen den konzentriert zuhörenden Schülerinnen und Schülern, wie einfach es sein kann, ein Menschenleben zu retten. Im Rahmen der deutschlandweiten Aktion „100 pro Reanimation“ lernen sie, wie ein Mensch, der das Bewusstsein verloren hat, wiederzubeleben ist. Diese Aktion ist eine Initiative des „Bund deutscher Anästhesisten“ im Rahmen der „Woche der Reanimation“.

„Es kann jederzeit und überall passieren, dass ein Mensch einen Herz-Kreislauf-Stillstand erleidet“, weiß Dennis Ruoff. „Deshalb sollten eigentlich alle Menschen eine Herzdruckmassage können“. Ein kurzes Video mit dem Comedian Kaya Yanar zeigte den aufmerksamen Schülerinnen und Schülern die typische Situation eines Herz-Kreislaufstillstandes und die wenigen, aber wichtigen Schritte, die dann das Leben des Betroffenen retten können. „Wie lange dauert es, bis Rettungswagen und Notarzt kommen?“, will er wissen. „10 bis 15 Minuten“ ist die richtige Antwort einer Schülerin. Sie erfährt, dass das Gehirn aber bereits nach drei bis fünf Minuten irreparable Schäden erleidet und das Herz nach etwa 20 Minuten dauerhaft geschädigt wird. Detailliert erklärt er die einzelnen Schritte, die notwendig sind. „Ihr müsst ihn laut ansprechen, um zu sehen, ob er reagiert. Und dann dürft Ihr den betroffenen auf zwicken“. Reagiert der Bewusstlose nicht, „ruft Ihr um Hilfe. Jeder muss Euch helfen!“, bekräftigt der Medizinstudent. „Dann ruft Ihr die Notrufnummer an. Wie lautet die?“ „112“ ist die vielstimmige Antwort. „In der Leitstelle wird man Euch sagen, was Ihr machen sollt. Ihr könnt auf jeden Fall nichts falschmachen. Denn auch wenn eine Rippe bricht – die wächst wieder zusammen. Schäden an Gehirn und Herz lassen sich aber vielleicht nicht mehr beheben“, erklärt er eindringlich. Dann zeigt er ganz praktisch an einer Übungspuppe, was im Fall der Fälle zu tun ist und jetzt sind die Kids selbst gefragt. Gemeinsam mit Lehrerin Jasmin Glietsch drücken sie zur Musik von Lady Gaga 100 Mal pro Minute auf den Brustkorb und ersetzen so die Pumpfunktion des Herzens. „Popo hoch, sonst kostet es Euch zu viel Kraft“, korrigiert Tanja Kolbe die Körperhaltung eines Jungen. Am Ende des Songs will Dennis Ruoff wissen: „War das anstrengend? Wenn nicht, habt Ihr etwas falsch gemacht. Wollt Ihr es noch einmal versuchen?“. Alle sind sich einig! Zu den peppigen Rhythmen von Justin Timberlake drücken sie weitere 100 Mal den Brustkorb fünf bis sieben Zentimeter ein, „Noch einmal: Ihr könnt nichts falsch machen“, betont Dennis Ruoff. „Falsch ist nur, nicht zu tun“, sagt er eindringlich. Erst am Tag zuvor waren nämlich zwei Menschen verurteilt worden, die einen Rentner leblos am Boden liegen ließen und der später verstorben war. „Jeder muss helfen“. Mit dem notwendigen Wissen versehen, werden die Schüler dies sicher künftig tun.

An der benachbarten Geschwister-Scholl-Realschule war Sven Augenstein von der Alb Fils Klinik vor Ort und erklärte den Schülern die Grundzüge der Reanimation. Alle waren sich einig: „Es war wichtig, das einmal gezeigt zu bekommen“.

PM

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