Kinder brauchen Schutz, aber auch die Möglichkeiten zur Entwicklung der eigenen Persönlichkeit. Dem gemeinsamen Schulweg, dem Einkauf beim Händler um die Ecke, als auch dem kindlichen Spiel auf der Straße sollte nichts entgegenstehen.
Von Alfred Brandner
Täglich entnehmen wir den Medien diverse Mitteilungen über strafbare Handlungen. Verbrecher vergehen sich in sexueller Manier an Kindern, und nach dem Missbrauch erfolgt oftmals die Tötung der Opfer. Solche Straftaten sind abstoßend und widerwärtig.
Was sich trocken und lapidar mit einfachen Worten beschreiben lässt, ist für überlebende Opfer und Umfeld ein Erlebnis, das mit großer Wahrscheinlichkeit nicht so schnell vergessen wird. Mit viel Glück bleibt eine posttraumatische Belastungsstörung aus, oder nach einer erforderlichen Langzeittherapie kommt es zur Stabilisierung des Zustandes, so dass einem weiteren Lebensweg nichts im Wege steht.
Doch wie können wir Kinder schützen, ohne ihnen die Erfahrung zu nehmen, wie der Weg in das Leben aussieht?
Ich denke, realistische Prävention könnte die maßgebliche Grundlage sein. Pip, pip, pip, wir haben uns alle lieb – diese wohlgemeinte Aussage, oftmals in Kindergärten und Grundschulklassen, trifft nicht immer die Realität. Überdies – als Dozent in der Gewaltprävention / Rettungsdienst, habe ich leider auch die Erfahrung gemacht, dass Erzieher und Pädagogen sehr distanziert an das hochsensible Thema „sexuell motivierte Gewalt“ gegen Kinder herantreten.
Fakt ist – Kinder sollten in persönlichen, und kindgerechten Gesprächen, insbesondere mit den Eltern, individuell auf Gefahrenlagen im Umgang mit fremden Personen sensibilisiert werden, aber auch für den Umgang mit guten Bekannten und Verwandten.
In Ausnahmelagen sollten Kinder sofort laut schreien, treten, kneifen, beißen, kratzen, schlagen. Das Umfeld muss auf eine Straftat aufmerksam gemacht werden, und der Überraschungsschmerzreiz, der dem Täter zugefügt wird, könnte eine Möglichkeit zur Flucht schaffen. Das sind reflexartig abrufbare Schutz – Maßnahmen, die wirklich helfen können.
Ziel aller Bemühungen sollte nicht die drastische Einschränkung allgemeiner Bewegungsfreiheit sein. Besser wäre es Handlungsmöglichkeiten zur Bewältigung heikler Situationen zu lehren – Prävention durchgeführt von Eltern, Erzieher, und Pädagogen könnten maßgebliche Grundlage sein.