Ein neugeborener Junge kann heute in Baden‑Württemberg auf eine durchschnittliche Lebenserwartung von 79,5 Jahren hoffen, ein neugeborenes Mädchen sogar auf 83,9 Jahre. Dies geht aus den jüngsten Sterbetafelberechnungen für den Zeitraum 2013 bis 2015 hervor. Damit liegt die Lebenserwartung Neugeborener nach Angaben des Statistischen Landesamtes um gut neun Jahre bei den Frauen bzw. um elf Jahre bei den Männern höher als Anfang der 1970er-Jahre. Seinerzeit betrug die durchschnittliche Lebenserwartung bei der Geburt 68,5 Jahre für Jungen und 74,5 Jahre für Mädchen. Seit Mitte der 1990er-Jahre hat sich aber der Unterschied bei der Lebenserwartung zwischen Frauen und Männern verringert: Damals lebten die Frauen im Schnitt immerhin 6,4 Jahre länger als Männer, derzeit »nur« noch 4,4 Jahre.
Die stetig steigende Lebenserwartung ist vor allem auf die deutlich verringerte Säuglingssterblichkeit zurückzuführen. Diese ist nunmehr auf etwa ein Siebtel des Standes von 1970/72 zurückgegangen. Während Anfang der 1970er-Jahre etwa 20 von jeweils 1 000 Lebendgeborenen im ersten Lebensjahr starben, sind es gegenwärtig nur ca. drei von 1 000 Neugeborenen. Aber auch im höheren Alter hat die Sterblichkeit aufgrund der verbesserten gesundheitlichen Vorsorge und Gesundheitsversorgung beträchtlich abgenommen. So können nach den aktuellen Sterblichkeitsverhältnissen 75-jährige Männer eine weitere Lebensdauer von durchschnittlich 11 Jahren erwarten; Anfang der 1970er-Jahre waren es lediglich etwa sieben Jahre. Bei den 75-jährigen Frauen sind es derzeit sogar 13 Jahre, 1970/72 waren es dagegen nur etwas mehr als acht Jahre.
Baden‑Württemberg hat seit Beginn der 1970er-Jahre im bundesweiten Vergleich regelmäßig die höchste Lebenserwartung Neugeborener. Im Zeitraum 2013/15 lag die Lebenserwartung neugeborener Mädchen in Deutschland bei 83,1 Jahren, die der Jungen bei 78,2 Jahren.1 Damit haben baden‑württembergische Knaben bei der Geburt die Aussicht auf eine um 16 Monate höhere Lebenserwartung als im Bundesdurchschnitt, bei den Mädchen sind es immerhin knapp 10 Monate mehr.
Bei der männlichen Bevölkerung weisen Bayern und Hessen nach Baden‑Württemberg die höchste Lebenserwartung auf, bei den neugeborenen Mädchen belegen Sachsen und Bayern hinter dem Südwesten die folgenden Plätze. Am Ende der Rangskala befinden sich bei den Männern Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern. Bei den Frauen hat das Saarland und Bremen die geringste Lebenserwartung.2 Auffällig ist, dass die Spannweite der Länderunterschiede bei den Männern mit 3,3 Jahren deutlich größer als bei den Frauen ausfällt (1,8 Jahre).
Innerhalb des Landes weist die weibliche Bevölkerung im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald derzeit die höchste Lebenserwartung auf, gefolgt von den Landkreisen Tübingen und Reutlingen sowie dem Bodenseekreis; am geringsten ist die Lebenserwartung der Frauen im Stadtkreis Mannheim. Im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald ist auch die Lebenserwartung der Männer am höchsten; nur geringfügig niedriger liegt sie in den Landkreisen Böblingen und Tübingen sowie im Stadtkreis Heidelberg. Am niedrigsten ist die durchschnittliche Lebenserwartung der Männer derzeit im Stadtkreis Mannheim.
Gründe für die unterschiedliche Lebenserwartung
Die Gründe für die regional unterschiedliche Lebenserwartung sind vielfältig. Entscheidend hierfür dürfte nicht zuletzt das Bildungsniveau und die daraus resultierende Einkommenssituation sein: Je besser der Bildungsstand und die Einkommensverhältnisse, desto niedriger fällt tendenziell die Sterblichkeit aus. Die höhere Lebenserwartung der Frauen gegenüber der der Männer ist teilweise genetisch bedingt, vor allem aber auch auf unterschiedliche Verhaltensweisen zurückzuführen: Frauen ernähren sich im Schnitt gesünder; sie setzen sich im Alltag weniger Gefahren aus, verüben deutlich seltener Suizid und nehmen häufiger Gesundheitsvorsorgeuntersuchungen in Anspruch.
Hinweise zur Interpretation
Die dargestellten Ergebnisse bilden die Sterblichkeitsverhältnisse der gesamten Bevölkerung im Zeitraum der Jahre 2013 bis 2015 ab. Die in dieser so genannten Periodensterbetafel ausgewiesene Lebenserwartung entspricht deshalb der durchschnittlichen Zahl an Jahren, die Personen nach den in diesem Zeitraum geltenden Sterblichkeitsverhältnissen leben könnten. Die hier vorgestellten Ergebnisse stellen (nur) eine Momentaufnahme bezüglich der Lebenserwartung der Bevölkerung in den Stadt- und Landkreisen dar. Das Muster mit den regionalen Unterschieden in der Lebenserwartung war und ist im Zeitablauf zwar relativ stabil. Dennoch sind zufällige Schwankungen bei den Ergebnissen – aufgrund der zum Teil geringen Einwohnerzahlen in den Kreisen und trotz des gebildeten Durchschnitts aus drei Jahren – nicht auszuschließen. Bei der Interpretation der Ergebnisse ist schließlich zu bedenken, dass die zur Ermittlung der Lebenserwartung erforderlichen Angaben zur Bevölkerung und zu den Gestorbenen immer an deren Wohnort während des Betrachtungszeitraums gezählt werden. Das kann beispielsweise dazu führen, dass eine verstorbene Person, die in einem bestimmten Kreis ihren letzten Wohnsitz hatte, dort bei der Berechnung der Lebenserwartung berücksichtigt wird, obwohl sie fast ihr ganzes Leben bis kurz vor ihrem Tod außerhalb dieses Kreises verbracht hat.
Alles in allem bedeutet das, dass die Ergebnisse zur Lebenserwartung der Bevölkerung in den Stadt- und Landkreisen nicht überinterpretiert werden sollten.
1 Berechnungen des Statistischen Bundesamtes.
2 Berechnungen des Statistischen Bundesamtes.
Tabelle 1
Durchschnittliche Lebenserwartung bei der Geburt eines Jungen bzw. eines Mädchens in Baden-Württemberg | ||
Sterbetafel | Lebenserwartung Neugeborener | |
Jungen | Mädchen | |
Jahre | ||
Datenquelle: Sterbetafelberechnungen.
© Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, 2016 |
||
1970/72 | 68,5 | 74,5 |
1993/95 | 74,5 | 80,9 |
2013/15 | 79,5 | 83,9 |
Tabelle 2
Die durchschnittliche Lebenserwartung bei der Geburt eines Jungen bzw. eines Mädchens in den Stadt- und Landkreisen Baden-Württembergs | ||
Stadt-/Landkreis | Lebenserwartung Neugeborener | |
Jungen | Mädchen | |
Jahre | ||
Datenquelle: Sterbetafelberechnungen 2013 – 2015.
© Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, 2016 |
||
Stuttgart (SKR) | 79,8 | 84,3 |
Böblingen LKR) | 80,6 | 84,4 |
Esslingen (LKR) | 80,3 | 84,3 |
Göppingen (LKR) | 79,7 | 83,5 |
Ludwigsburg (LKR) | 80,0 | 84,3 |
Rems-Murr-Kreis (LKR) | 79,4 | 84,2 |
Heilbronn (SKR) | 78,1 | 83,0 |
Heilbronn (LKR) | 79,3 | 83,4 |
Hohenlohekreis (LKR) | 78,7 | 83,9 |
Schwäbisch Hall (LKR) | 79,0 | 84,0 |
Main-Tauber-Kreis (LKR) | 78,6 | 84,1 |
Heidenheim (LKR) | 79,0 | 83,9 |
Ostalbkreis (LKR) | 79,2 | 83,6 |
Baden-Baden (SKR) | 78,6 | 82,6 |
Karlsruhe (SKR) | 79,2 | 83,8 |
Karlsruhe (LKR) | 79,6 | 83,7 |
Rastatt (LKR) | 79,0 | 83,7 |
Heidelberg (SKR) | 80,4 | 84,5 |
Mannheim (SKR) | 77,7 | 82,3 |
Neckar-Odenwald-Kreis (LKR) | 78,3 | 83,1 |
Rhein-Neckar-Kreis (LKR) | 79,4 | 83,6 |
Pforzheim (SKR) | 78,3 | 83,5 |
Calw (LKR) | 79,9 | 83,9 |
Enzkreis (LKR) | 80,3 | 84,0 |
Freudenstadt (LKR) | 79,4 | 82,9 |
Freiburg im Breisgau (SKR) | 79,6 | 83,7 |
Breisgau-Hochschwarzwald (LKR) | 80,7 | 84,9 |
Emmendingen (LKR) | 79,6 | 84,0 |
Ortenaukreis (LKR) | 79,3 | 83,6 |
Rottweil (LKR) | 79,1 | 83,9 |
Schwarzwald-Baar-Kreis (LKR) | 79,6 | 83,5 |
Tuttlingen (LKR) | 79,2 | 83,3 |
Konstanz (LKR) | 79,5 | 83,8 |
Lörrach (LKR) | 79,3 | 83,6 |
Waldshut (LKR) | 79,2 | 83,9 |
Reutlingen (LKR) | 80,0 | 84,6 |
Tübingen (LKR) | 80,5 | 84,7 |
Zollernalbkreis (LKR) | 79,0 | 84,3 |
Ulm (SKR) | 79,6 | 84,1 |
Alb-Donau-Kreis (LKR) | 79,8 | 83,9 |
Biberach (LKR) | 79,0 | 84,0 |
Bodenseekreis (LKR) | 80,3 | 84,5 |
Ravensburg (LKR) | 79,5 | 84,1 |
Sigmaringen (LKR) | 78,8 | 83,4 |
Baden-Württemberg | 79,5 | 83,9 |
Herausgegeben vom Statistischen Landesamt Baden‑Württemberg.