Heute ist Internationaler Tag der Patientensicherheit. Schwerpunkt ist in diesem Jahr das Thema Sicherheit bei der Arzneimitteltherapie. Die Göppinger Bundestagsabgeordnete Heike Baehrens möchte zusammen mit dem Leitenden Arzt des Schmerzzentrums Göppingen, Dr. med. Gerhard H. H. Müller-Schwefe, und dem Apotheker aus Böhmenkirch Philipp Elwert das Bewusstsein für die Risiken bei der Anwendung von Medikamenten schärfen.
Etwa fünf Prozent aller Einweisungen in Krankenhäuser sind Folge falscher Medikamenteneinnahme. Bei etwa zwei Prozent dieser Patienten verlaufen solche unerwünschten Arzneimittelwirkungen sogar tödlich. „Gerade bei älteren Menschen, die oft eine Vielzahl von Medikamenten täglich einnehmen, kommt es häufiger zu Verwechslungen und unverträglichen Wechselwirkungen“, beklagt Baehrens. „Erhebungen in deutschen Pflegeeinrichtungen zeigen, dass selbst hier, wo die Medikamenteneinnahme fachlich begleitet wird, häufig unerwünschte Arzneimittelwirkungen auftreten. Davon wären 60 Prozent vermeidbar.“
„Deswegen haben wir als SPD-Bundestagsfraktion für die Einführung eines Medikationsplans gesorgt“, freut sich die Göppinger Abgeordnete, die auch Mitglied im Gesundheitsausschuss ist. Patienten, die gleichzeitig mindestens drei verordnete Medikamente einnehmen, haben ab 1. Oktober 2016 Anspruch auf einen für sie verständlichen Medikationsplan durch ihren behandelnden Arzt. „Hier sehen sie auf einen Blick, welche Arzneimittel sie zu welchen Zeiten einnehmen sollen.“
Auch Philipp Elwert hält den Medikationsplan für einen wichtigen Schritt für mehr Sicherheit und Effektivität in der Arzneimitteltherapie: „Ziel muss es sein, dass alle an der Versorgung des Patienten beteiligen Personen wie Hausarzt, Facharzt, Krankenhaus und Apotheke einen vollständigen Überblick über die Medikation des Patienten haben. Ebenso ist zu begrüßen, dass die Patienten die Möglichkeit haben, in der Apotheke den Plan um beispielsweise frei verkäufliche Medikamente ergänzen zu lassen.“ Dass ab 2018 der Medikationsplan auch elektronisch von der Gesundheitskarte abgerufen werden kann, begrüßt der Apotheker aus Böhmenkirch: „Dies vereinfacht den Umgang mit dem Medikationsplan. Änderungen bzw. Ergänzung auf dem Plan können so mit wenig Aufwand umgesetzt werden.“
„Die Risiken von freiverkäuflichen Schmerzmitteln werden völlig unterschätzt“, erläutert Dr. Müller-Schwefe, der auch Präsident der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin ist. „Mehr als 112 Mio. Packungen freiverkäufliche Schmerzmittel werden jährlich in Deutschland verkauft, viele von ihnen sind nicht nur gefährlich für Nieren und Leber, sondern führen oft auch – insbesondere im Zusammenspiel mit anderen Medikamenten – zu Magen- und Darmblutungen. Durch diese Medikamente sterben jährlich mehr Menschen in Deutschland als im Straßenverkehr. Hier muss die Aufklärung bereits in der Schule beginnen.“
Die Göppinger Abgeordnete, Dr. Müller-Schwefe und Philipp Elwert begrüßen den „Aktionsplan zur Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit in Deutschland 2016–2019“ des Bundesministeriums für Gesundheit. Er umfasst 42 Maßnahmen, wie beispielsweise den Aufbau einer Datenbank zur Dosierung von Arzneimitteln für Kinder oder die Entwicklung einer Medikationsplan-App für Sehbehinderte. Insgesamt stellt die Bundesregierung dafür drei Millionen Euro zur Verfügung.
PM