Zahl der Verordnungen im Kreis Göppingen weiter auf hohem Stand: Immer mehr schlucken Antibiotika

Die Zahl der verordneten Antibiotika im Kreis Göppingen bleibt weiter auf hohem Stand. Eine Auswertung der AOK Neckar-Fils unter ihren Versicherten hat ergeben, dass im Vorjahr der Wirkstoff 37.539mal verschrieben wurde. Damit erreicht die Zahl den höchsten Stand seit 2010 (34.627 Verordnungen). Lediglich 2014 ging die Zahl der Betroffenen kurzzeitig auf 36.029 zurück. Auffallend ist, dass Kinder ab fünf Jahren sowie Frauen das Arzneimittel nach wie vor häufiger verschrieben bekommen als Männer.

Antibiotikum soll helfen, schnell wieder auf die Beine zu kommen. „Doch Untersuchungen zeigen, dass Antibiotika noch zu häufig verordnet werden. Dabei wirkt das Medikament nur gegen Bakterien und nicht gegen Viren, die zum Beispiel eine Grippe verursachen“, sagt AOK-Ärztin Dr. Sabine Knapstein. Die Folgen dieser Über- oder Fehlverordnungen sind schwerwiegend: Zunehmend treten Bakterien auf, gegen die das Antibiotikum nicht mehr „anschlägt“ – die sogenannten gefährlichen multiresistenten Keime (MRSA).

„Um die Wunderwaffe Antibiotikum im Kampf gegen bakterielle Infektionen nicht stumpf werden zu lassen, sind für den Patienten zwei Dinge wichtig: Der gezielte Einsatz des Arzneimittels, wenn er medizinisch notwendig ist, sowie die Behandlungsdauer“, so Knapstein. Abhängig von der Erkrankung soll die Medikamenteneinnahme über mehrere Tage, manchmal auch einige Wochen erfolgen. Damit wird einer Resistenzbildung vorgebeugt. Auch welcher Wirkstoff verordnet wird, spielt nach Ansicht der Medizinerin eine wichtige Rolle: So gibt es Reserveantibiotika, die aber erst dann zum Einsatz kommen sollen, wenn die bislang üblichen Antibiotika versagen. Darüber hinaus stehen Breitbandantibiotika zur Verfügung. Diese bekämpfen gleichzeitig viele verschiedene Keime. „Als Arzt ist man gefordert, bewusst und kritisch das auf die Infektion abgestimmte Präparat auszuwählen“, sagt Knapstein. Gleichzeitig weist sie darauf hin, dass Ärzte, die am Hausarzt-Programm der AOK Baden-Württemberg teilnehmen, im Rahmen der Qualitätssicherung gezielt zu diesem Thema fortgebildet werden.

Ist eine Krankheit überstanden und sind Tabletten übriggeblieben, sollen diese keinesfalls auf eigene Faust bei einer anderen Erkrankung eingenommen oder an andere Menschen weitergegeben werden. Nicht eingenommene Antibiotika  gehören nach Therapieende in den Hausmüll. Niemals sollen Arzneimittel-Reste in der Toilette oder im Ausguss landen.

Zusatzinformationen: Im vergangenen Jahr erhielten 1.299.692 Versicherte der AOK Baden-Württemberg eine Antibiotika-Verschreibung, davon 749.739 Frauen und 549.953 Männer. Der Anteil Versicherter mit Antibiotika-Verordnungen ist in Baden-Württemberg in den letzen sechs Jahren durchschnittlich um 1,5 Prozent pro Jahr gesunken.

PM

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