Flüchtlinge starten in Ausbildung zur Pflegefachkraft

Pilotprojekt von Diakonischem Werk Württemberg, Samariterstiftung und Welcome Center qualifiziert Flüchtlinge

Zehn Flüchtlinge können im Herbst eine Ausbildung zur Pflegefachkraft bei der Diakonie beginnen. Die Diakonie wolle Menschen, die in Deutschland Schutz und Heimat suchen, eine berufliche Perspektive eröffnen, sagt Oberkirchenrat Dieter Kaufmann, Vorstandsvorsitzender des Diakonischen Werks Württemberg. Gleichzeitig werde damit dem Mangel an Fachkräften in der Altenpflege begegnet. Bei ihrem vielfältigen Engagement für Flüchtlinge lasse die Diakonie sich leiten von der Aufforderung im 3. Buch Mose, „dass der Fremde bei euch wie ein Einheimischer gilt“.

Mit dem Modellprojekt ermöglichte die Diakonie in Württemberg den Flüchtlingen Sprachförderung sowie gesellschaftliche und berufliche Integration. Schon die Frage, wie Sprachbarrieren überwunden werden können, um geeignete Interessentinnen und Interessenten ausfindig zu machen, sei ein oft schwieriger Weg gewesen, sagte Kaufmann. Ehrenamtliche in den Arbeitskreisen Asyl konnten geeignete Menschen nennen. Die Sozialbetreuerinnen und Sozialbetreuer in den Gemeinschaftsunterkünften für Flüchtlinge hätten viele Interessenten auf das Projekt aufmerksam gemacht. Sie hätten dabei einen guten Blick dafür gehabt, wer sich für einen Sozialberuf eignet und auch die besonderen Interessen mitbringt, die für die Arbeit in der Altenpflege nötig sind. „Sehr dankbar bin ich auch für die gute Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen in den Landkreisen sowie den entsprechenden Regionaldirektionen der Bundesagentur für Arbeit und der Job Center“, sagt Kaufmann.

Frank Wößner, Vorstandsvorsitzender der Samariterstiftung, freut sich, nach einem langen Auswahlprozess sieben geflüchteten Menschen einen Ausbildungsvertrag für die Altenpflege überreichen zu können. „Dass zwei Personen bereits erfolgreich die Altenpflegeausbildung begonnen haben und sieben weitere dies im Herbst tun werden, zeigt, wie Integration von geflüchteten Menschen in den deutschen Ausbildungsmarkt gelingen kann.“ Geflüchtete Menschen nicht nur in Ausbildung zu bringen, sondern auch während ihrer Ausbildung gut zu begleiten, „sehe ich als unseren diakonischen Auftrag“.

Die Altersspanne der künftigen Auszubildenden reicht von Anfang 20 bis Anfang 40. Sie haben unterschiedliche Lebenserfahrungen und Prägungen. Zum Teil haben sie eine lange und gefährliche Flucht auf sich genommen. Sie suchen in Deutschland ein neues Leben in politischer und wirtschaftlicher Freiheit und wollen sich in einem sicheren Umfeld eine eigene Existenz aufbauen. Ein Pilotprojekt von Diakonischem Werk Württemberg, Samariterstiftung und Welcome Center hat sie dafür qualifiziert.

In einem Auswahlverfahren haben sie das Berufsbild der Altenpflegerin/des Altenpflegers kennengelernt. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer erwerben in diesem Prozess das Sprachniveau A2. Drei aus diesem Kreis erreichen sogar das Niveau B2. Sie können damit im Herbst die reguläre dreijährige Ausbildung beginnen.
Kaufmann ist mit dem Ergebnis zufrieden. „Ich freue mich, dass wir es als Diakonisches Werk Württemberg zusammen mit der Samariterstiftung Nürtingen und dem Welcome Center Sozialwirtschaft Baden-Württemberg bis hierher geschafft haben – und damit einen wichtigen Beitrag leisten, Menschen, die bei uns Schutz suchen, zu einem menschenwürdigen Leben zu verhelfen.“

Kaufmann begrüßt, dass das Integrationsgesetz für Auszubildende und Ausbildungsbetriebe Rechtssicherheit schafft. Auszubildende erhalten für die gesamte Ausbildungszeit eine Duldung. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, im Ausbildungsberuf zu arbeiten. Dafür erhalten sie eine Aufenthaltserlaubnis.

Die Diakonie Württemberg setzt sich für die Verbesserung der Lebenssituation von Menschen in Notlagen ein, unter anderem für Flüchtlinge und Migranten. Bereits 2015 startete sie ein Modellprojekt zur legalen Arbeitsmigration in der Altenpflege. Junge Kosovaren kommen nach Deutschland und machen eine Ausbildung in einem Beruf, in dem hier Fachkräftemangel herrscht. Das Projekt geht im Herbst 2016 in die zweite Runde.

Die Evangelische Landeskirche in Württemberg unterstützt die Flüchtlingsarbeit ihrer Diakonie. Die Synode hat für die Jahre 2016/2017 zusätzlich 13,2 Millionen Euro beschlossen. Bereits für 2014 hatte sie zusätzlich 1,4 Millionen Euro für die Flüchtlingsarbeit zur Verfügung gestellt und für 2015 um weitere 2,15 Millionen Euro aufgestockt – jeweils zur Hälfte für die Arbeit in Württemberg und in den Herkunftsregionen. Ein wesentliches Ziel ist es, dazu beizutragen, Fluchtursachen in den Herkunftsländern zu mindern. Hierzulande werden die Mittel nachhaltig zur Unterstützung der ständig wachsenden Zahl ehrenamtlicher Helfer und Initiativen eingesetzt. Auch gibt es einen Fonds für Kleinprojekte, den die Diakonie verwaltet.

Das Diakonische Werk Württemberg
Das Diakonische Werk Württemberg mit Sitz in Stuttgart ist ein selbstständiges Werk und der soziale Dienst der Evangelischen Landeskirche und der Freikirchen. Auf der Grundlage des christlichen Menschenbildes unterstützt der Wohlfahrtsverband im Auftrag des Staates hilfebedürftige Menschen. Das griechische Wort „Diakonia“ bedeutet „Dienst“. Die Diakonie in Württemberg ist ein Dachverband für 1.200 Einrichtungen mit 40.000 hauptamtlichen und 35.000 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Sie begleiten Kinder, Jugendliche und Familien, Menschen mit Behinderungen, alte und pflegebedürftige Menschen, Arbeitslose, Wohnungslose, Überschuldete und andere Arme, Suchtkranke, Migranten und Flüchtlinge sowie Mädchen und Frauen in Not. Täglich erreicht die württembergische Diakonie über 200.000 Menschen. Das Diakonische Werk Württemberg ist ebenfalls Landesstelle der Internationalen Diakonie, Brot für die Welt, Diakonie Katastrophenhilfe und Hoffnung für Osteuropa.

PM

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