Yousef kam als unbegleiteter minderjähriger Flüchtling aus dem Sudan in eine Einrichtung des CJD (Christliches Jugenddorfwerk Deutschlands e. V. – die Chancengeber). Er hatte vorher noch nie eine Schule besucht. Die Ergebnisse der Potenzialanalyse ‚Profil Match‘ helfen nun, ihn im fachlichen und überfachlichen Bereich gezielt zu fördern.
Ein Donnerstagvormittag im CJD Offenburg. Vier junge Männer sitzen an einem runden Tisch. Mit ihren Händen und mit einer Zange formen sie Tiere aus Stücken eines silbernen, dicken Drahts. Libaan, John, Mohamed und Maslah kommen aus Somalia, dem Sudan, Syrien und Afghanistan; sie sind unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Was sie gerade tun, ist eine Aufgabe aus der Potenzialanalyse ‚Profil Match‘. Dieses Verfahren, mit dem fachliche, überfachliche und berufsbezogene Kompetenzen ermittelt werden, funktioniert sprachfrei. Die Aufgaben, Computertests und Fragebögen werden mithilfe von Grafiken und Piktogrammen erklärt. Die jungen Männer haben keine Probleme, die Anleitungen dazu zu verstehen. Deshalb ist ‚Profil Match‘, vom CJD Offenburg entwickelt und als sprachfreie Potenzialanalyse einzigartig in Deutschland, auch besonders gut für Flüchtlinge geeignet.
Yousef (18) aus dem Sudan hat die Potenzialanalyse bereits vor einigen Wochen absolviert. Der junge Mann ist seit eineinhalb Jahren in Deutschland. Seine Flucht aus dem Sudan dauerte insgesamt zwei Jahre: über Libyen und das Mittelmeer nach Italien. Seine Eltern verlor Yousef bereits im Alter von 7 Jahren im Bürgerkrieg. Bevor er nach Deutschland kam, hat er noch nie eine Schule besucht. Sein jetziges Ziel ist es, den Hauptschulabschluss zu erreichen – „und dafür hat er auch das Potenzial“, sagt Carolin Moepedi, die als Bildungscoach für Yousef zuständig ist. „Yousef ist hoch motiviert, sehr zuverlässig und ehrgeizig. Er hat ein Ziel vor Augen und verfolgt es mit viel Selbstdisziplin.“
Das zeigen auch seine Ergebnisse bei ‚Profil Match‘: Yousef hat in fast allen Tests überdurchschnittlich abgeschnitten, lediglich bei der ‚Zahlenkompetenz‘ hapert es. Deshalb bekommt er jetzt eine gezielte Förderung in Mathematik, etwa durch Nachhilfe und einen Kurs an der Volkshochschule. Außerdem sei es wichtig, den jungen Mann in seinen Fähigkeiten zu bestärken, ihm Selbstvertrauen zu geben: „Yousef traut sich zu wenig zu, er schätzt sich selbst schlechter ein als er ist“, erzählt Carolin Moepedi. Auch dabei helfe die Potenzialanalyse, denn das Verfahren richte den Blick der Jugendlichen auf ihre Stärken.
Yousef hat bei ‚Profil Match‘ am besten die Gruppenaufgabe ‚Lichttunnel‘ gefallen – dabei soll mit Spiegeln und schwarzem Papier ein Tunnel konstruiert werden, um das Licht eines Laserpointers um mehrere Kurven zu lenken. „Dafür mussten wir viel miteinander sprechen und gemeinsam eine Lösung finden“, erzählt der 18-Jährige. Im sprachfreien Fragebogen hat Yousef ebenfalls angeben, sich nicht nur für technische, sondern auch für soziale Berufe zu interessieren. Fragt man Yousef, welche Träume er für seine Zukunft hat, so antwortet er schlicht: „Ein guter Job, eine kleine Familie, Sicherheit.“
Die Durchführung von Profil Match ist seit kurzem nach AZAV (Akkreditierungs- und Zulassungsverordnung Arbeitsförderung) zertifiziert. Demnach können Arbeitsagenturen und Jobcenter die Potenzialanalyse nutzen, um ihren Klienten noch bessere Unterstützung bei der Integration in den Arbeitsmarkt zu ermöglichen.
Weitere Informationen im Internet unter
http://www.cjd-offenburg.de/angebote/profil-match/
Das CJD auf Facebook: www.facebook.com/cjd.chancengeber Das CJD bietet jährlich 155.000 jungen und erwachsenen Menschen Orientierung und Zukunftschancen. Sie werden von 9.500 hauptamtlichen und vielen ehrenamtlichen Mitarbeitenden an über 150 Standorten gefördert, begleitet und ausgebildet. Grundlage ist das christliche Menschenbild mit der Vision „Keiner darf verloren gehen!“.
PM