Nach den Ergebnissen der Hauptvariante der neuen regionalisierten Bevölkerungsvorausrechnung (Basis 2014) des Statistischen Landesamtes Baden‑Württemberg könnte die Einwohnerzahl in Baden‑Württemberg bis 2025 um 4,0 Prozent oder 425 000 auf 11,14 Millionen anwachsen.
Unter den Regionen des Landes dürften die Region Stuttgart sowie die Region Mittlerer Oberrhein mit 4,9 Prozent besonders stark wachsen. Der geringste Zuwachs wird für die Region Schwarzwald-Baar-Heuberg mit 1,2 Prozent erwartet. Nur geringfügig stärker (1,3 Prozent) dürfte die Region Ostwürttemberg wachsen. Innerhalb der Regionen sind die Stadtkreise die Wachstumstreiber mit Wachstumsraten von 4,5 Prozent und mehr (außer Baden-Baden). Von den Landkreisen dürften die Landkreise Konstanz und Ludwigsburg (jeweils 5,8 Prozent) sowie Breisgau-Hochschwarzwald (5,3 Prozent) bis 2025 die höchsten Einwohnerzuwächse verzeichnen. Mit einem Rückgang der Einwohnerzahlen wird in den Landkreisen Freudenstadt (−2,9 Prozent), Neckar-Odenwald-Kreis (−2,4 Prozent), Rottweil (−2,1 Prozent) und Main-Tauber-Kreis (−1,3 Prozent) gerechnet.
Das voraussichtliche Bevölkerungswachstum würde entsprechend der Annahmen der Vorausrechnung durch Zuwanderung aus dem Ausland verursacht. Die Wanderungsbilanz mit anderen Bundesländern ist weitgehend ausgeglichen und die Geburten werden auch in Zukunft nicht ausreichen, um die Zahl der Gestorbenen auszugleichen. Die Annahmen zum zukünftigen Wanderungsgeschehen wurden durch Analyse der Zu- und Fortzüge in den letzten Jahren – bis Herbst 2015 – entwickelt. So wurde auch das aktuelle Geschehen mit abgebildet. Dennoch bleibt ein hohes Maß an Unsicherheit, was die Entwicklung in den nächsten Jahren betrifft. Für 2015 wurde mit über 125 000 Personen der höchste positive Wanderungssaldo unterstellt, der jedoch in den Folgejahren schrittweise absinkt. Inwieweit dies die reale Entwicklung in den nächsten Jahren wiederspiegelt bleibt abzuwarten.
Die Entwicklung von 2025 bis 2035
Nach 2025 dürfte sich der Bevölkerungszuwachs landesweit deutlich abschwächen. Dies ist nur zum Teil dadurch verursacht, dass eine geringere Zuwanderung angenommen wurde. Während die zukünftige Wanderung sehr schwer zu beziffern ist, sind zwei weitere Aspekte der Bevölkerungsentwicklung schon in der heutigen Bevölkerungsstruktur angelegt und daher gut vorausrechenbar: Erstens wird die Zahl der Geburten auf mittlere Sicht deutlich sinken, denn die Zahl der Frauen im Alter mit hohen Geburtenraten wird nach einem vorübergehenden Anstieg (Kinder der Babyboomer) wieder abnehmen. Zweitens werden die stark besetzten Altersjahrgänge, die Babyboomer, ein Alter mit höherer Sterbewahrscheinlichkeit erreichen. Das wird zu einem Anstieg der Gestorbenenzahlen führen. Von durchschnittlich knapp 9 000 (2012-2014) dürfte sich der Sterbefallüberschuss (Geburten minus Sterbefälle) bis 2035 mehr als verdreifachen, auf dann knapp 28 000. Für ein fortgesetztes Bevölkerungswachstum wäre dann ein jährlicher Wanderungsgewinn in mindestens dieser Höhe notwendig.
Für den Zeitraum 2025 bis 2035 ist aus heutiger Sicht nur noch in der Region Stuttgart die Fortsetzung des Bevölkerungswachstums wahrscheinlich. Der deutlichste Rückgang wird für die Region Mittlerer Oberrhein vorausberechnet. Hierzu tragen wesentlich die Vorausrechnungsergebnisse des Stadtkreises Karlsruhe bei. In Karlsruhe befindet sich eine große Landeserstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge (LEA). Dadurch kam es bereits in den Jahren 2013 und 2014 zu starker Zuwanderung und durch die Verteilung ins Land zu starker Abwanderung in andere Gebiete Baden‑Württembergs. Dieser Sondereffekt konnte in der Vorausrechnung nicht ganz eleminiert werden. Die errechnete Bevölkerungsdynamik für die Stadt Karlsruhe ist daher wahrscheinlich überzeichnet.
Über den gesamten Zeitraum von 2014 bis 2035 gesehen würden nach der Hauptvariante der regionalisierten Vorausrechnung (Basis 2014) im Jahr 2035 nur sechs Landkreise weniger Einwohner haben. Betroffen wären vor allem der Landkreis Freudenstadt (−3,2 Prozent), der Neckar-Odenwald-Kreis (−3,0 Prozent) und der Landkreis Rottweil (−2,6 Prozent). Drei Stadtkreise und ein Landkreis könnten mehr als 6 Prozent Wachstum erreichen. Das sind der Stadtkreis Karlsruhe mit vorausgerechnet 6,1 Prozent, der Stadtkreis Freiburg i.Br. und der Landkreis Ludwigsburg mit je 6,4 Prozent sowie der Stadtkreis Pforzheim mit 7,0 Prozent.
© Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Stuttgart, 2015